AboAbonnieren

DB erwartet „massive Auswirkungen“GDL ruft zu neuem mehrtägigen Bahn-Streik auf

Lesezeit 3 Minuten
Leere Bahnsteige am Kölner Hauptbahnhof: Ab Mittwoch, 10. Januar, soll der Personen-Bahnverkehr durch die Lokführer-Gewerkschaft GDL bestreikt werden. (Symbolbild)

Leere Bahnsteige am Kölner Hauptbahnhof: Ab Mittwoch, 10. Januar, soll der Personen-Bahnverkehr durch die Lokführer-Gewerkschaft GDL bestreikt werden. (Symbolbild)

Die GDL macht ihre Drohung war und legt erneut den Verkehr lahm. Die Bahn reagiert mit einem Notfallfahrplan. Alle Infos für Reisende und zum eskalierten Tarifkonflikt.

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ruft zum Streik auf: Ab kommendem Mittwoch (10. Januar) 2 Uhr bis zum Freitag (12. Januar) um 18 Uhr soll die Arbeit im Bahnverkehr niedergelegt werden. Das teilte die GDL am Sonntagabend mit. Dies ist die nächste Eskalationsstufe im monatelange andauernden Tarifstreit mit der Deutschen Bahn. Bahn-Reisenden droht für rund drei Tage ein Verkehrschaos. Ein Überblick.

Tarifstreit mit Deutscher Bahn eskaliert: GDL streikt ab 10. Januar für knapp drei Tage

Die Lokführer-Gewerkschaft ruft demnach alle GDL-Mitglieder bei der Deutschen Bahn sowie den Verkehrsunternehmen Transdev und City Bahn Chemnitz zum Arbeitskampf auf. Zwischen kommendem Mittwochmorgen und Freitagabend soll der Personennahverkehr bestreikt werden, im Güterverkehr wird die DB Cargo bereits ab Dienstag (9. Januar) um 18 Uhr bestreikt.

Die Forderungen der GDL in Kürze

  1. 555 Euro allgemeine Entgelterhöhung sowie eine entsprechend deutliche Entgelterhöhung für Azubis und Erhöhung der Zulagen für Schichtarbeit um 25 Prozent
  2. Absenkung der Arbeitszeit von 38 auf 35 Stunden pro Woche für Schichtarbeiter ohne anteilige Lohnabsenkung
  3. Steuerfreie Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro, unabhängig ob Teilzeit- oder Vollzeitarbeitnehmer
  4. Fünf Prozent Arbeitgeberanteil für die betriebliche Altersvorsorge
  5. Einführung der Fünf-Schichten-Woche für Arbeitnehmer im Schichtdienst

Die GDL teilt zu der Streikankündigung am Sonntagabend mit, dass die Verhandlungen mit der Deutschen Bahn am 24. November gescheitert sind, was nun zu neuem Streik führt. In einer Urabstimmung am 19. Dezember hatten die GDL-Mitglieder über den Arbeitskampf abgestimmt, schon zuvor hatte auch GDL-Chef Claus Weselsky mit neuen, „intensiveren Streiks“ gedroht.

Streit um Lohn und Arbeitszeiten: Deutsche Bahn legt Angebot vor – GDL spricht von „Verweigerungshaltung“

Die Deutsche Bahn hatte sich noch am Freitag auf die Lokführer zubewegt, um den drohenden Streik abzuwenden. DB-Personalvorstand Martin Seiler hatte öffentlich gemacht, dass das Verkehrsunternehmen den Lokführerinnen und Lokführern mehr flexible Arbeitsmodelle anbieten will – eine Kernforderung der GDL im Tarifstreit.

„Wir wollen jetzt über zusätzliche Wahlmodelle für Schichtarbeiter verhandeln“, sagte Bahn-Personalvorstand Martin Seiler der „Süddeutschen Zeitung“ (Freitag). „Die können dann statt 38 nur noch 35 Stunden arbeiten - oder auch 40 Stunden. Jeder wählt aus, wie in einer Cafeteria.“

Am späten Sonntagabend teilte die Deutsche Bahn mit, dass sie „massive Auswirkungen“ des GDL-Streiks für Reisende erwarte. Das Verkehrsunternehmen bittet Reisende, sich frühzeitig zu informieren und kündigt für die Zeit des Streiks einen Notfall-Fahrplan mit stark reduziertem Angebot an. Weiter heißt es: „Alle Fahrgäste, die ihre für den 10. bis 12. Januar geplante Reise aufgrund des Streiks der GDL verschieben möchten, können ihr Ticket zu einem späteren Zeitpunkt nutzen. Die Zugbindung ist aufgehoben.“ Über den Notfall-Fahrplan will die Bahn schnellstmöglich informieren, auch etwa in der Bahn-eigenen App DB Navigator.

„Unerträgliche Arroganz“: GDL und Claus Weselsky stellen sich klar gegen neues Bahn-Angebot

Die GDL stellt sich trotz dieses Angebots nun klar gegen die Deutsche Bahn, die Lokführer-Gewerkschaft bezeichnet das Vorgehen der DB als „Verweigerungshaltung“. In der aktuellen Streikankündigung heißt es: „Der DB-Konzern hat den Weihnachtsfrieden nicht genutzt, um mit einem verhandlungsfähigen Angebot Arbeitskampfmaßnahmen entgegenzuwirken.“

Kennen sich schon länger: DB-Personalvorstand Martin Seiler (r.) und GDL-Chef Claus Weselsky, hier beim Abschluss eines Tarifvertrags im September 2021.

Kennen sich schon länger: DB-Personalvorstand Martin Seiler (r.) und GDL-Chef Claus Weselsky, hier beim Abschluss eines Tarifvertrags im September 2021.

Auch das neue Angebot kommentiert die Lokführer-Gewerkschaft in der Streikankündigung: „Für die GDL ist es unerträglich, wie weit sich die durch Steuergelder finanzierten Manager der DB AG von den Lebens- und Arbeitsbedingungen ihrer eigenen Mitarbeiter entfernt haben und jetzt bewusst irreführend vorgeben, mit einem ‚neuen Angebot‘ generös auf die GDL zuzugehen“, heißt es.

Die Lokführer kritisieren eine „unerträgliche Arroganz“ der DB, die „die eigenen Mitarbeiter ignoriere“. Die GDL spielt der Bahn den Ball zu, es läge in der Verantwortung der Bahn-Chefs, das Angebot entsprechend der GDL-Forderungen anzupassen.

Tariffähigkeit angezweifelt: Deutsche Bahn geht gegen GDL gerichtlich vor

Neben dem bereits seit Monate laufenden Tarifstreit gibt es auch noch einen weiteren Kampf zwischen GDL und DB: Die Bahn geht juristisch gegen das Unternehmen Fair Train vor. Fair Train wurde im September von der GDL ins Leben gerufen und fungiert wie eine Art Leih-Firma für Lokomotivführer. Fair Train heuert Lokführerinnen und Lokführer an und will diese „im gesamten Bundesgebiet“ an „namhafte Kunden“ vermitteln.

Die Bahn will nun prüfen lassen, ob die GDL überhaupt Tarif-Verträge abschließen darf. Mit Fair Train sehe man aus Bahn-Sicht „personelle Verflechtungen und schwere Interessenkonflikte“, da die GDL sowohl als Arbeitgeber als auch als Gewerkschaft auftreten würde. Das Hessische Landesarbeitsgericht soll über den Vorgang entscheiden.

Die GDL nennt die von der Bahn eingereichte Feststellungsklage „eine weitere Nebelkerze“.