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Gamescom-Start in Köln„Berliner Abwerbeversuch spornt uns an“

Lesezeit 3 Minuten
Gerald Böse, Chef der Messe Köln

Gerald Böse, Chef der Messe Köln

Messe-Chef Gerald Böse zum Auftakt der Gamescom über die Abwerbeversuche der Berliner Senatorin

Herr Böse, die Berliner Wirtschaftssenatorin und frühere Regierende Bürgermeisterin der Hauptstadt, Franziska Giffey (SPD), will die Gamescom von Köln nach Berlin abwerben. Wie reagieren Sie darauf?

Wir sind wachsam. Die Frau Wirtschaftssenatorin reiht sich damit ein in eine Reihe prominenter Politiker in ganz Europa, die scharf sind auf die Gamescom. Sie ist eine globale Veranstaltung, die Begehrlichkeiten weckt. Ich bin aber diesbezüglich gelassen, wenn ich auf den hochattraktiven Standort Köln schaue. Das Kölner Einzugsgebiet ist Brüssel und Amsterdam, das Berliner Einzugsgebiet ist Potsdam. Da werden sich Aussteller gut überlegen, wo sie hingehen wollen, um Menschen zu erreichen. Abwerbeversuche bei Messen kommen regelmäßig vor. Dieser Versuch ist ungewöhnlich offen, sonst läuft sowas unterm Radar. Unterm Strich muss ich sagen: Das spornt uns an.

Welche Bedeutung hat die Gamescom für Köln?

Sehr bedeutsame Frage. Gamescom als Hybrid-Ereignis für B2C und B2B hat eine umfassende Strahlkraft. Dieses digitale Angebot mit dieser auch medialen Reichweite hat keine andere Veranstaltung. Und so trägt die Gamescom den Namen Köln in die Welt. Die Gamescom zählt zu den bekanntesten Messemarken der Welt, und sie strahlt nach Corona, was nicht selbstverständlich war.

Welche Erwartungen haben sie an die Gamescom 2023?

Schon das vorige Jahr war ein beeindruckender Neustart nach Corona. Jetzt erwartet die Besucher die größte Gamescom aller Zeiten mit 230.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche, 20 Prozent mehr als im Vorjahr. 1230 Aussteller gegenüber 1130 im Jahr 2022. Dreiviertel der Aussteller sind aus dem Ausland, etwa aus den USA, Brasilien, Großbritannien. Das wird wohl das größte globale Gaming-Event. Wenn wir die Marke von 300.000 Besuchern knacken, dann bin ich sehr glücklich.

Das Kölner Einzugsgebiet sind Amsterdam und Brüssel, das Berliner Einzugsgebiet ist Potsdam
Gerald Böse

Am Dienstag bei der Voreröffnung sorgte ein Störer für Aufsehen. Zwei junge Männer hatten die Show unterbrochen, in dem sie auf die Bühne stürmten. Ein Mann trat an den Moderator heran und sagte auf Englisch, dass Bill Clinton das noch nicht veröffentlichte Videospiel GTA 6 spielen wolle. Sicherheitspersonal entfernte ihn von der Bühne. Wie können Sie Sicherheit auf der Messe sicherstellen?

Die Personen waren bei uns nicht wiederholt auffällig, dennoch wurde die Sache vom Moderator schnell und professionell bereinigt. Schön war das sicher nicht. Störer haben neben anderen Orten heute offensichtlich auch Messen im Blick. Wir haben ausreichend Sicherheitspersonal, wollen aber die Gamescom auch nicht in einen Hochsicherheitstrakt verwandeln.

Sind Sie selbst ein Computerspieler?

Ich bin zumindest kein obsessiver Gamer. Aber dennoch spiele ich gern, am ehesten Autorenn- oder Sportspiele.

Was unterscheidet die Gamescom von anderen Messen, anderen Messeorten?

Beeindruckend ist sicher, dass dieses Mal gut 200 politische Entscheider hier sind, sei es der Ministerpräsident von Flandern oder Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, der gleich zwei Tage hier ist. Das zeigt auch, dass Games und die damit verbundene Wirtschaftskraft in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind. Es geht hier nicht allein um Egoshooter, die Branche zeigt auch einen enormen technologischen Fortschritt, etwa in den Bereichen Medizin.

Ihr Ausblick auf 2024?

Wenn alles rund läuft, dann könnte eventuell das neue Confex im nächsten Jahr Teil der Gamescom 2024 sein. Das ist aber noch ungewiss, diese Entscheidung können wir mit Gewissheit erst im Januar treffen. Ich bin guter Hoffnung, aber bis dahin kann noch viel passieren.