Köln – Er gilt als deutscher E-Auto-Pionier. Während sich die deutschen Autobauer in den vergangenen Jahren nur äußerst zögerlich mit dem Thema Elektromobilität beschäftigten, legte Günther Schuh, Professor an der RWTH in Aachen, deutlich vor.
Deutscher Elon Musk
Der Maschinenbauer und Wirtschaftsingenieur, Jahrgang 1958, gründete 2010 die Firma Streetscooter, die für die Post einen E-Lieferwagen entwickelte. 2015 stieg er dann ins Geschäft der rein batteriegetriebenen Pkw ein und gründete in Aachen den E-Autobauer e.Go und bekam eine Zulassung für den Kleinwagen. Den Spitznamen „Schreck der Autoindustrie“ trug der umtriebige und selbstbewusste Professor mit Stolz, der Vergleich mit Tesla-Gründer Elon Musk schmeichelte ihm, wir er in einem Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ 2019 zugab.
Wie nun bekannt wurde, verlässt Schuh das Unternehmen, das wie kaum ein zweites so sehr mit dem Namen seines Gründers verbunden ist. Über die Gründe kann derzeit nur spekuliert werden. Das Unternehmen reagierte am Dienstag nicht auf Anfrage. In einem Statement, aus dem der WDR zitiert, heißt es sehr zurückgenommen: „Für Prof. Schuh ist jetzt die Zeit gekommen, sich wieder auf seine Institute (…) und seine Tätigkeit als Hochschulprofessor der RWTH Aachen University zu fokussieren.“
Schwierigkeiten in den Anfängen
Rückblick: Seit der Gründung des Start-ups hatte Schuh mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen. 2019 begann die Fertigung des E.gos – immer wieder gab es Probleme und Verzögerungen etwa bei der Straßenzulassung von Zuliefererkomponenten sowie Anfang des vergangenen Jahres bei der Beschaffung der Batterien. Die selbst gesteckten ambitionierten Ziele wurden meist verfehlt.
Noch Mitte März 2020 sah Schuh sein Unternehmen auf einem guten Weg. Man werde schneller schwarze Zahlen schreiben als geplant, sagte Schuh damals im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Aber schon wenig später musste das Aachener Unternehmen einen Antrag auf Insolvenz stellen.
Insolvenz und neue Investoren
Im Anschluss fand Schuh mit der niederländischen ND Gruppe einen neuen Investor, der, so dem Vernehmen nach, allerdings nicht all zu viel Geld mitbrachte. Die Firma wurde umbenannt in die „next e.Go mobile SE. Schuh gab den Posten des Geschäftsführers ab. Die Produktion ruhte seit Beginn des Lockdowns im Frühjahr.
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Anfang dieses Jahres kam schließlich die Nachricht, dass externe Geldgeber 30 Millionen Euro ins Aachener Unternehmen investieren. Im Juni sollten in Aachen endlich wieder Elektroautos gebaut werden. Es schien, als sei e.Go nun endlich stabilisiert und auf einem guten Weg.Ob Schuh sich nun mit den Investoren überworfen hat, weil es unterschiedliche Vorstellungen über die künftige Strategie beim ersten deutschen E-Autobauer gibt? Oder hegte er nach intensiven und kräftezehrenden Jahren doch vielleicht den Wunsch, wieder als Hochschuldozent zu arbeiten? Beobachter nennen das bisherige Arbeitspensum und die Energieleistung Schuhs beim Aufbau des Unternehmens „beachtlich“.
Bis zu einer offiziellen Stellungnahme wird wohl weiter über die Gründe seines Rückzugs spekuliert.