AboAbonnieren

Heftige Kritik an BDIIndustriepräsident befürwortet 42-Stunden-Woche

Lesezeit 2 Minuten
Arbeitszeit

Soll die Wochenarbeitszeit verlängert werden?

Berlin – Die Diskussion um eine längere Wochenarbeitszeit für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist voll entbrannt: Industriepräsident Siegfried Russwurm sieht idiese Maßnahme als mögliches Mittel gegen den zunehmenden Mangel an Arbeitskräften. „Ich habe persönlich große Sympathie für eine optionale Erhöhung der Wochenarbeitszeit - natürlich bei vollem Lohnausgleich“, sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) der Funke-Mediengruppe am Wochenende.

Wenn die Babyboomer in Rente gehen, werde Deutschland viele Arbeitskräfte verlieren - und schon heute gebe es an vielen Stellen einen Mangel. „Eine 42-Stunden-Woche wäre sicherlich leichter umzusetzen als eine allgemeine Einführung der Rente mit 70“, sagte Russwurm.

Bei der Linkspartei löste der Vorstoß heftige Kritik aus. „42-Stunden-Woche, Rente erst ab 70: Das ist Klassenkampf von oben“, sagte Dietmar Bartsch, Fraktionschef der Partei „Die Linke“ im Deutschen Bundestag, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Der Zusammenhalt des Landes sei dadurch gefährdet. Die Debatte komme zur Unzeit. Arbeitnehmer und Rentner seien durch Corona und die derzeitige Inflation bereits stark belastet. Widerspruch kommt auch von den Gewerkschaften.

Alles zum Thema Deutscher Bundestag

Andere europäische Länder verkürzen Arbeitszeit

In der Diskussion um langfristig sinkende Einkünfte der Rentenversicherung hatte sich zuvor der Wirtschaftsforscher Michael Hüther für eine 42-Stunden-Woche als Regelarbeitszeit ausgesprochen. Die meist als Mittel zur Ausbalancierung der Rentenversicherung diskutierte Heraufsetzung des Renteneintrittsalters hält der Direktor des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) dagegen für politisch schwer umsetzbar.

Das könnte Sie auch interessieren:

In anderen europäischen Ländern wird entgegen der deutschen Diskussion mit kürzerer Arbeitszeit experimentiert. So haben schwedische Städte wie Stockholm oder Göteborg bereits den Sechs-Stunden-Tag getestet. In Island wurde im vergangenen Jahr die 4-Tage-Woche eingeführt. (dpa, red)