- Für Hunderte Beschäftigte von Karstadt Sports gibt es wohl keine Möglichkeit, sie zeitweise weiter zu beschäftigen.
- Die Entscheidung trifft auch Mitarbeiter, die mehrere Jahrzehnte im Unternehmen tätig waren.
- Unsere Autorin analysiert die Situation beim schwer angeschlagenen Warenhaus-Konzern.
Köln – Viele Mitarbeiter des Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) fürchten derzeit um ihre Zukunft. Ende Juni hatte der Handelsriese die Schließung von insgesamt 62 Filialen in 47 Städten angekündigt. Wenig später wurde bekannt, dass der Konzern auch 20 von 30 Niederlassungen der Tochter Karstadt Sport und bis zu 24 Filialen von Karstadt Feinkost schließen will.
GKK war durch die pandemiebedingte Schließung in eine schwere Krise geraten und hatte Anfang April Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen und schließlich Insolvenz angemeldet. Der Konzern rechnet durch die Pandemie und den Konjunkturabschwung bis Ende 2022 mit Umsatzeinbußen von bis zu 1,4 Milliarden Euro.
Zwölf Warenhäuser gerettet
Mittlerweile konnten zwölf Warenhäuser nach Zugeständnissen der Vermieter gerettet werden. Die Zahl der von der Schließung bedrohten Häuser reduziert sich damit von 62 auf 50. Für diese GKK-Filialen gebe es angesichts hoher Mieten und soziodemografischer Standortnachteile allerdings weiterhin „keine wirtschaftliche Fortführungsperspektive, heißt es vonseiten der Sanierer.In Köln sind der Kaufhof im Rheincenter in Weiden sowie Karstadt Sports auf der Schildergasse von der Schließung betroffen.
Nun zeichnet sich ab, dass es die Mitarbeiter von Karstadt Sports besonders hart trifft. Für die rund 600 Beschäftigten in den betroffenen Häusern wird es wohl keine Transfergesellschaft geben, die die Menschen nach dem Jobverlust weiterbeschäftigt, qualifiziert und im besten Fall in andere Jobs vermittelt. Auch konnte bislang keines der Sport-Häuser gerettet werden, obwohl Vermieter dem Vernehmen nach zu Zugeständnissen bereit gewesen sein sollen.
Und so steht nun auch das Haus auf der Schildergasse vor dem Aus. Die 39 Beschäftigten rechnen nächste Woche mit der Kündigung. „Ich bin seit 40 Jahren bei Karstadt, und jetzt ist einfach Schluss“, sagt Uwe Trapp, der auch Mitglied im Betriebsrat ist. Dabei habe die Belegschaft immer wieder in den vergangenen Jahren auf Gehalt und Tariferhöhungen verzichtet, um einen Betrag zur Stabilisierung des Unternehmens zu leisten, sagt Trapp. Geld für Abfindungen gebe es nun auch nicht mehr. Laut Betriebsrat werden es im Schnitt nur rund 800 Euro für jeden sein – zahlbar bis 31. Dezember 2021.
Sanierer lehnten Vorschlag ab
Einen Vorschlag der Arbeitnehmervertreter, Waren, die Karstadt Sports von GKK bezieht, mit einer Zeitverzögerung zu bezahlen, um so Mittel für eine Transfergesellschaft zu erzielen, lehnten die Sanierer in Essen offenbar ab. Auch eine Vermittlung einiger Sports-Mitarbeiter in die Sportabteilungen von Karstadt oder Kaufhof wird es wohl nicht geben. Auf den Vorschlag der Betriebsräte, die Sportabteilung im Untergeschoss des Karstadt auf der Breite Straße anzusiedeln, gab es bislang keine Resonanz. Schon Mitte August soll offenbar die Feinkostabteilung schließen. Was dort angesiedelt werden soll, ist derzeit noch unklar.
Nach Einschätzung von Branchenexperten soll die Marke Karstadt Sports wohl ganz verschwinden. Die verbleibenden Häuser sollen im Frühjahr in Sportscheck integriert werden. Die GKK-Mutter, der österreichische Mischkonzern Signa, hatte im März dieses Jahres die Übernahme von Sportscheck abgeschlossen.
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Zuvor gehörte der Sportanbieter zum Hamburger Handels- und Dienstleistungskonzern Otto Group. Zu hören ist auch von einer Mitgift der Otto-Gruppe, die an Bedingungen, wie etwa den Erhalt der Sportscheck-Häuser, geknüpft sein könnte, obwohl es auch hier von den insgesamt 15 Häusern Filialen geben soll, die rote Zahlen schreiben. Von GKK gab es am Freitag keine Stellungnahme.