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CapacuraKölner lassen Privatpersonen in nachhaltige Start-ups investieren – mit Risiken

Lesezeit 4 Minuten
21.03.2023, Köln: Dr. Ingo Dahm ist CEO bei Capacura. Immer mehr Start-ups konzentrieren sich gezielt auf Nachhaltigkeits- und Impact-Themen. Der Kölner Frühphaseninvestor Capacura besorgt ihnen dafür das nötige Geld. Foto: Uwe Weiser

Capacura-Gründer Ingo Dahm mit einem Therapieball des Start-ups „Icho“

Wer möchte, kann mit dem Risikokapitalgeber Capacura in nachhaltige Start-ups investieren. Das kann lukrativ, aber auch sehr risikoreich sein.

Als Ina und Ingo Dahm 2018 den Risikokapitalgeber Capacura gründeten, war die Debatte um nachhaltiges Wirtschaften längst nicht so weit wie heute. Der deutsche Kohleausstieg war noch nicht beschlossen, ebenso wenig der europäische Green Deal und die heute an der Tagesordnung stehenden Nachhaltigkeitsprogramme großer Dax-Konzerne. „Vor fünf Jahren war Nachhaltigkeit ein Randthema“, sagt Ingo Dahm. „Heute kommt man nicht mehr daran vorbei.“

Capacura war also früh dran mit dem eigenen Geschäftsmodell: Das Kölner Unternehmen ist ein sogenannter Impact-Investor – es steckt nur Geld in Start-ups, die – platt gesagt – mit ihrem Konzept die Welt verbessern und damit gleichzeitig Geld verdienen wollen. Sei es, weil sie Plastik aus Seen fischen, Bildung digitalisieren oder einen Therapieball entwickeln, der Alzheimer-Patienten die Kommunikation mit der Außenwelt erleichtern soll.

Bislang rund 18 Millionen Euro eingesammelt

Der Gründungsmythos passt zu dem, was das Unternehmen heute tut. „Ich habe am Institut für Roboterforschung an der TU Dortmund gearbeitet, Ina im sozialen Bereich“, erzählt Ingo Dahm, der promovierter Elektro- und Informationstechniker ist. „Ich habe mit Leichtigkeit Sponsorengelder bekommen, um einen Roboter-Fußball-Verein zur Roboter-WM nach Japan zu schicken. Auf der anderen Seite hat Ina im Kinderheim gearbeitet, wo das Geld fehlte, um Kindern beim Zoobesuch ein Eis zu kaufen.“ Das sei ihnen falsch vorgekommen. Sie hätten etwas verändern wollen. Am Ende entschieden sie sich dafür, „die Themen, die wichtig sind, investierbar zu machen.“

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Capacura ist ein Frühphaseninvestor, finanziert also sehr junge Start-ups. Dazu hat das Unternehmen eine eigene Software entwickelt, die das jeweilige Geschäftsmodell bewertet. „Die Nachhaltigkeit ist uns sehr wichtig, aber Wirtschaftlichkeit ist natürlich die Basis für jede sinnvolle Investition.“ Jährlich würden tausende Start-ups geprüft, 2022 investierte Capacura letztlich in acht von ihnen. Das Portfolio besteht derzeit aus etwa 25 Start-ups, insgesamt wurden 18 Millionen Euro Kapital eingesammelt.

Privatanleger können Beiträge ab 1000 Euro investieren

Ein wesentlicher Bestandteil des Geschäftsmodells ist dabei das sogenannte Crowdinvesting. Capacura steckt nicht nur eigenes Geld in die Start-ups, auch Privatpersonen können Beträge ab 1000 Euro ins Portfolio investieren. Das kann lukrativ sein – aber auch sehr risikobehaftet. Denn bei dem Geld handelt es sich um Risikokapital: Wenn ein Start-up mit seiner Geschäftsidee scheitert, ist der investierte Betrag weg. „Wir haben eine Wertsteigerung von mehr als 30 Prozent pro Jahr erreicht“, so Dahm. „Das ist in unserer Branche nicht unüblich – allerdings gibt es auch das Risiko des Totalverlusts.“ Bei Capacura waren es zuletzt beispielsweise drei Start-ups, die komplett abgeschrieben werden mussten.

Privatanleger sollten grundsätzlich nur Geld verwenden, was für die nächsten 15 Jahre und im schlimmsten Fall für immer verzichtbar sei. „Wir sagen, dass fünf Prozent des liquiden Vermögens sinnvoll in Risikokapital investiert werden können“, so Dahm.

Klausel für Nachhaltigkeit, aber keine Verpflichtung

Er betont, man investiere nur in Unternehmen, bei denen der Impact substanzieller Teil des Geschäftsmodells sei – und nicht in solche, die für jede Bestellung einen Baum pflanzen. Auch Modelle, bei denen Pflegekräfte zum Beispiel aus Polen nach Deutschland geholt werden, unterstützt Capacura nicht. „Denn damit verschiebt man bloß das Problem und schafft an anderer Stelle einen Mangel.“

Am Ende liegt die Einordnung darüber, was nachhaltig ist, also bei Capacura. Wer ins Portfolio aufgenommen wird, muss eine Ethik- und Nachhaltigkeitsklausel akzeptieren und soll kaufmännische Entscheidungen daran ausrichten. Eine Verpflichtung zu konkreten Standards entlang der Lieferkette gibt es aber nicht. „Wir haben keine Klausel, die sagt: Nachhaltigkeit schlägt kaufmännisches Interesse“, sagt Dahm. „Das wäre aus unserer Sicht auch zu hart, denn wir bauen keine Stiftung. Wir wollen Geld verdienen.“

Die derzeitigen Turbulenzen an den Finanzmärkten, die viele Start-ups ins Straucheln bringen, kommen laut Dahm nur deutlich abgeschwächt bei Capacura an. „Wir merken das natürlich auch, aber es gibt einige Punkte, die uns zugutekommen.“ Zum Beispiel der frühe Zeitpunkt des Investments: Die jungen Start-ups benötigen deutlich weniger Geld als sogenannte Grown-ups, die auch mal zehn Millionen Euro brauchen, um weiteres Wachstum zu finanzieren. „Unsere Start-ups kommen mit 200.000 bis 500.000 Euro im Jahr gut zurecht.“