Schockgefroren, hammerhart, für Videospiel-Fans – Wie neue Süßigkeiten auf der Süßwarenmesse ISM überzeugen wollen.
Kiefer-Kaugummi und StickstoffeisDiese ungewöhnlichen Produkte gibt es auf der Kölner Süßwarenmesse
Die Ausstellungshallen der Kölner Süßwarenmesse ISM wirkten schon immer, als wäre man in den Fiebertraum einer Fünfjährigen gestolpert: Stände mit grellbunten Bonbons reihen sich an solche mit glasierten Pralinen, Zuckerwatte aus der Tüte, Süßigkeiten aus dem Harry-Potter-Universum, Chips mit Gyros-Geschmack und veganem Kuchen aus dem Glas.
Insgesamt 1300 Unternehmen aus 70 Ländern stellen ihre Waren auf der Messe vor. Sie werben dabei mit besonderen Inhaltsstoffen, umweltfreundlicheren Verpackungen oder schlicht: einer möglichst ausgefallenen Idee. Ein Rundgang auf der Messe zeigt ungewöhnliche Neuheiten und Erfolge. Vom Kaugummi für den schönen Kiefer über Gummibärchen für Gamer bis hin zu schockgefrosteten Eiskügelchen.
Mini Melts auf Kölner Süßwarenmesse: Eis mit Kryotechnik
Man nehme herkömmliches Speiseeis, aber verflüssigt. Die Masse lasse man dann durch ein Sieb tropfen und mittels flüssigem Stickstoff bei einer Temperatur von minus 197 Grad Celsius frieren. Kryogentechnik heißt dieses Verfahren. Heraus kommen am Ende kleine Eiskügelchen, die im Becher serviert werden – das Eis von Mini Melts.
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Man nehme herkömmliches Speiseeis, aber verflüssigt. Die Masse lasse man dann durch ein Sieb tropfen und mittels flüssigem Stickstoff bei einer Temperatur von minus 197 Grad Celsius frieren. Kryogentechnik heißt dieses Verfahren. Heraus kommen am Ende kleine Eiskügelchen, die im Becher serviert werden – das Eis von Mini Melts.
„Unsere Geschmacksrichtungen sind bunt durchgemischt, aber unsere Verkaufsschlager sind Kaugummi, Zuckerwatte und Zucker“, so erklärt Mini-Melts-Geschäftsführer Dominik Milej. Das Konzept stamme aus den USA, die Firma habe die Lizenz für das Geschäft in Deutschland und weiteren europäischen Ländern erworben. Milej spricht von einer „Weltneuheit“. Aktuell ist Mini Melts auf der Suche nach Partnern.
Kölner Süßwarenmesse: Jawliner – Kaugummi für den definierten Kiefer
Ein Kaugummi für eine definierte Kieferkontur? Klingt verrückt, gibt es aber wirklich: nämlich bei „Jawliner“. „Durch das Kauen werden die Muskeln im Kiefer extrem beansprucht“, erklärt Markus Krüger vom Jawliner-Team. Das Unternehmen empfiehlt, die sehr harten Kaugummis alle zwei Tage für zehn bis 15 Minuten zu kauen. Konkrete Studien zum Erfolg gibt es keine, dafür schmucke Vorher-Nachher-Fotos und Kieferorthopäden, die bereits auf die Kaugummis setzen.
Der Geschmack ist dabei eher dezent und kurzlebig. Denn je mehr Geschmacksstoffe in das Kaugummi eingearbeitet werden, desto weicher wird es. Als Geschmacksrichtung gibt es zum Beispiel Minze, Ingwer/Limette und Zimt/Honig.
Hitschies: Gefrorene Drachenzungen sammeln Millionen Aufrufe im Netz
Es ist ein ungeschriebenes Gesetz in heutiger Zeit: Trends lassen sich am besten in Aufrufzahlen messen. Und denen zufolge hat die Kölner Süßigkeitenmarke Hitschies, vormals bekannt als Hitschler, einen Volltreffer gelandet. Die Videos über die tiefgefrorenen „Drachenzungen“ des Unternehmens wurden auf der Plattform TikTok etliche Millionen Mal aufgerufen. Immer und immer wieder zeigten Influencerinnen und Influencer mit Millionenreichwerte, wie sie die sauren Fruchtgummis im Tiefkühlfach lagern, um sie dann vor laufender Kamera zu verspeisen. In den Supermärkten wurden die Produkte zwischenzeitlich rar.
Auf der ISM führt Geschäftsführer Philip Hitschler-Becker, der das Unternehmen in sozialen Medien großgemacht hat, die Drachenzungen selbst vor. „Ihr nehmt die raus, am besten zwei, und dann geht das so“ – dann wird das gefrorene Gummi abgeknabbert wie die Möhre vom Kaninchen. Die Drachenzungen sind vegan, so wie das gesamte Fruchtgummi-Sortiment des Süßwarenherstellers. „Das ganze Unternehmen wird vegan ausgerichtet“, sagt Hitschler-Becker. Auf einen anderen Trend setzt Hitschies dagegen nicht: den mit weniger Zucker. „Auf diese Zuckerdiskussion lasse ich mich nicht ein. Zucker macht glücklich.“
Chazz-Chips auf der Kölner Süßwarenmesse: Cannabis- und Bloody-Mary-Geschmack
Um etwas Ungewöhnliches am Markt zu präsentieren, hat sich die litauische Marke Chazz-Chips einiges einfallen lassen. Die Geschmacksrichtungen, die an dieser Stelle jugendfrei genannt werden können, umfassen zum Beispiel Cannabis, Bloody Mary und Muscheln in Weißwein-Soße. Beworben werden viele dieser Produkte als Ü-18-Ware, auch wenn sie keiner gesetzlichen Beschränkung unterliegen. Angesprochen werden sollen damit – so der Marketing-Gag – vor allem Jüngere.
Wieso die Sorten so ungewöhnlich sind? „Wir sind ein Chips-Hersteller, aber der Markt ist voller Chips“, so Gründer Zilvinas Kulvinskis. Mit der geschickten Vermarktung ist das Unternehmen international erfolgreich, vor allem bei Jugendlichen.
Powerbeärs: Fruchtgummis speziell für Gamer
Auch diese Fruchtgummis sprechen eine digital-affine Zielgruppe an – wenn auch eine etwas andere als Hitschies: „The Gamer in you“ – der Gamer in dir, so lautet der Slogan der Marke „Powerbeärs“. Das Unternehmen hat Lizenzen großer Spieleunternehmen erworben und verkauft die Ware in nerd-gerechter Verpackung: zum Beispiel als Tetris-Steine geformt oder in Form der Aliens des Kult-Spiels Space Invaders aus den 70ern.
Biotech USA: Ein Riegel quasi ohne alles
Viel Protein, kein zugesetzter Zucker, keine Laktose, kein Gluten, wenig Kalorien, kein Palmöl, keine Konservierungsstoffe: Wäre das hier ein Spiel zum Erraten von Ernährungstrends, wir dürften bei den Riegeln von Biotech USA jetzt wohl „Bingo“ rufen.
Biotech USA hat einmal als kleines Unternehmen für Sport-Ernährung angefangen, ist mittlerweile aber deutlich gewachsen. Händler, die die Trend-Produkte vor wenigen Jahren noch abgelehnt hätten, kämen jetzt selbst auf die Firma zu, um ihre Produkte zu kaufen, erzählt Karnel Losonci am ISM-Stand des Unternehmens. „Es gibt viele Trends auf dem Markt“, sagt er. „Wenn du nicht ablieferst, bist du erledigt.“ Viel Protein, wenig Zucker, kein Gluten – das seien alles Kundenwünsche, die man erfüllen wolle.