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KommentarStationäre Händler müssen ins Netz – E-Commerce verteufeln zwecklos

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Der Onlinehandel boomt. 

  1. Onlinehandel und große Logistiker wie die Deutsche Post verkünden gerade Rekordumsätze – während stationäre Geschäfte in den Innenstädten nicht erst seit der Pandemie in Bedrägnis sind.
  2. E-Commerce zu verteufeln nützt da nichts – die Händler müssen nachziehen. Ein Kommentar.

Köln – Die Zahlen sprechen für sich: Laut dem Branchenverband BEVH sind die Umsätze im Onlinehandel 2020 um 14,6 Prozent auf 83,3 Milliarden Euro gestiegen. Die Deutsche Post hat im vergangenen Jahr 1,8 Milliarden Paketsendungen abgewickelt, rund 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch Konkurrenten wie Hermes oder DPD meldeten einen starken Anstieg der Paketvolumina.

Die Deutschen kaufen seit Jahren immer mehr im Netz – im Pandemiejahr taten sie das mehr denn je. Dennoch wird über das boomende Onlinegeschäft gerne mit einem misstrauischen Unterton gesprochen: Er gilt als klimaschädlich, als Straßenverstopfer, als Zerstörer des stationären, kleinen, innerstädtischen Handels.

Studie des Umweltamts

Häufig geht dabei in der Diskussion einiges durcheinander. Eine Studie des Umweltbundesamts ergab Ende 2020 zum Beispiel, dass ein Online-Einkauf nicht zwingend klimaschädlicher ist als der im stationären Geschäft. Die Lieferung komme mit einer CO2-Bilanz von etwa 200 bis 400 Gramm besser weg als eine Einkaufsfahrt von fünf Kilometern mit dem Auto (600 bis 1100 Gramm) – aber natürlich wesentlich schlechter als eine Tour mit dem Fahrrad. Viel bedeutender sei laut Umweltbundesamt jedoch ohnehin die Herstellung eines Produkts, bei der bis zu drei Viertel der Treibhausgas-Emissionen entstünden.

Auch das Argument der Straßenverstopfer erscheint wenig sinnvoll, wenn man bedenkt, dass die Lieferfahrzeuge strenggenommen mit Autofahrern auf dem Weg zum Einkaufen gegengerechnet werden müssten.Das zentrale Problem, was also bleibt, ist der der Kampf stationärer Geschäfte: Schon vor der Pandemie sagten Studien für NRW tausende Schließungen im Einzelhandel voraus. Die Innenstädte leiden unter Frequenzrückgängen, es drohen Leerstände, Mittelstädte veröden, immer mehr Händler bangen um ihre Existenz.

Stationärer Handel braucht Konzepte

Es ist offensichtlich, dass der Onlinehandel hier eine entscheidende Rolle spielt. Es ist aber genauso offensichtlich, dass er nicht mehr weggehen wird: Die Einkaufsgewohnheiten der Menschen haben sich verändert – da hilft es nicht, irgendetwas zu verteufeln. Entscheidend ist vielmehr, wie damit umgegangen wird. Denn wenn wir weiterhin in lebendigen Städten mit einer bunten Handelslandschaft abseits großer Ketten leben wollen, dann brauchen die kleinen Geschäfte zweierlei:

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Zum einen benötigen sie Alleinstellungsmerkmale gegenüber Versandhandel und Filialisten. Hier kommt das Einkaufserlebnis ins Spiel, von dem so gerne gesprochen wird: mit Anfassen und Ausprobieren, mit Beratung, mit einem schönen Drumherum, das in Städten auch Gastronomie und Events beinhaltet. Neue Ladenkonzepte wie der Blaenk-Store an der Schildergasse zeigen, wie es geht.

Und zum anderen müssen die Händler wohl oder übel den Weg ins Netz finden. Derzeit lohnt sich das Onlinegeschäft für viele kleine Geschäfte noch nicht: Zu hoch sind die logistischen Kosten, zu gering die Umsätze. Es braucht gemeinschaftliche Lösungen, Projekte, Unterstützung, um das zu verändern. Denn die Krise hat es nunmal gezeigt: Die Kunden sind im Netz.