Köln – Die deutsche Möbelindustrie leidet wie viele andere Branchen unter der weltweiten Materialknappheit. Neben Holz seien auch Metallkomponenten, Beschläge, elektronische Bauteile, Polsterschäume, Bezugsstoffe und Verpackungsmaterialien knapp, sagte Jan Kurth, Geschäftsführer der Verbände der deutschen Möbelindustrie (VDM/VHK) am Montag in Köln. Grund für die Engpässe sind unter anderem die anziehende Wirtschaft und der Bauboom in China und den USA.
Firmen unterbrechen Produktion
Laut einer Branchenumfrage haben sich die Engpässe bei vielen Herstellern im Juli sogar noch weiter verschärft. Etliche Unternehmen mussten bereits ihre Produktion zwischen drei und neun Tagen unterbrechen.Für die Verbraucher bedeutet die Entwicklung zum einen, dass sich die Lieferzeiten weiter verlängern. Zwischen sechs und acht Wochen müssen Kunden derzeit auf ein neues Möbelstück warten, sagte Kurth.
Menschen wollen in Pandemie Zuhause schön gestalten
Zudem wurden auch die Vorprodukte deutlich teurer. Teilweise hätten sich die Einkaufspreise verdoppelt, sagt Verbandschef Kurth. Damit werden etliche Möbel teurer. „Es ist davon auszugehen, dass die höheren Produktionskosten in der Wertschöpfungskette weitergegeben werden müssen“, warnte Kurth. Noch seien die Preissteigerungen allerdings nur in geringem Umfang eingepreist. Doch werde sich dies wohl spätestens im vierten Quartal oder Anfang 2022 ändern. Wie hoch der Preisanstieg ausfallen werde, lasse sich derzeit noch nicht sagen, so Kurth. Das hänge von den Verhandlungen mit dem Möbelhandel ab.
Dabei könnten die deutschen Möbelhersteller derzeit gute Geschäfte machen. Weil etwa Urlaube in der Pandemie nur begrenzt möglich waren, haben die Menschen viel Geld angespart und den Wunsch, sich ihr Zuhause schön zu gestalten. Die Lieferengpässe jedoch hemmen jedoch eine positive Entwicklung.
8,4 Milliarden Euro Umsatz
Und so erlebte die Branche nach Angaben der Verbände im ersten Halbjahr 2021 wie bereits 2020 ein starkes Auf und Ab: „Der zweite, mehrmonatige Lockdown seit Mitte Dezember 2020 führte bei unseren Herstellern zu einer massiven Verschlechterung der Auftragslage.“ Von Januar bis Juni 2021 machte die Möbelindustrie aber ein Umsatzplus von 4,3 Prozent zum coronabedingt sehr niedrigen Vorjahresniveau. Die Umsätze stiegen auf 8,4 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 lagen die Umsätze im ersten Halbjahr 2021 allerdings um 6,3 Prozent niedriger.
Vor allem die Geschäfte im Ausland liefen gut – weil etwa in Ländern wie Österreich und anderen wichtigen europäischen Absatzmärkten wie auch in Großbritannien nach dem Lockdown schneller wieder geöffnet wurde. Der Auslandsumsatz erhöhte sich im Vorjahresvergleich im ersten Halbjahr 2021 um 10,6 Prozent.
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In Deutschland lag das Plus wegen des langen zweiten Lockdowns dagegen lediglich bei 1,5 Prozent. Damit schnitten die deutschen Hersteller auf dem Heimatmarkt deutlich schlechter als etwa die Konkurrenz aus China. Die asiatischen Hersteller konnten ihre Exporte nach Deutschland um 45 Prozent auf knapp 1,5 Milliarden Euro steigern und lösten damit Polen als bisher wichtigstes Möbelherkunftsland ab. Fast jedes dritte nach Deutschland importiere Möbelstück stammt inzwischen aus China. Weitere 27 Prozent der Importe sind aus Polen.
Möbelmesse rechnet mit 1000 Ausstellern
Den enormen Erfolg der chinesischen Konkurrenz führte Kurth allerdings zu einem guten Teil auch auf die Sondersituation im Lockdown zurück.Für das laufende Jahr fällt der Ausblick verhalten aus. Erst Mitte 2023 werde die Branche das Vorkrisenniveau wohl wieder erreichen, sagte Jan Kurth. Für das laufende Jahr rechnet die Branche lediglich mit Umsätzen auf dem Niveau des ersten Krisenjahres und damit einem Minus von vier Prozent.
Im kommenden Januar soll sich die Branche erstmal wieder auf der Internationalen Möbelmesse in Köln treffen, die coronabedingt 2020 abgesagt werden musste. Man habe bereits 70 Prozent der Fläche vermietet und rechne mit rund 1000 Ausstellern, sagte Matthias Pollmann, Geschäftsbereichsleiter Messemanagement der Koelnmesse.