Sensortechnik, schnell-kühlende Brei-Flaschen oder mitwachsendes Spielzeug - auf der Fachbesucher-Messe in Köln zeigt die Branche der Baby- und Kinderausstatter ihre Neuheiten.
Messe Kind & JugendBällebad und KI im Kinderzimmer
Der Baby-Boom der Corona-Jahre hat sich in Deutschland mittlerweile abgeflacht. Laut vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes erblickten im vorigen Jahr 738.819 Kinder das Licht der Welt. Das sind rund 57.000 oder sieben Prozent weniger Neugeborene als im Boom-Jahr 2021, dem geburtenreichsten Jahr seit 1997.
Ausgaben von 1148 Euro pro Kind
Nach wie vor sind die Deutschen bei den Ausgaben für den Nachwuchs aber spendabel. Insgesamt 1148 Euro pro Kind gaben Eltern 2022 im Schnitt in den ersten drei Lebensjahren aus, das sind 43 Euro mehr als im Vorjahr. Auf stolze 2,6 Milliarden Euro beläuft sich der Umsatz der Branche und liegt damit ungefähr auf dem Niveau des Vorjahres. Aber auch die Baby- und Kinderausstatter spüren die derzeitige Konsumzurückhaltung in Folge der Inflation. „Die Kundenfrequenz im stationären Handel ist momentan etwas ruhiger. Die Kunden, die kommen, kaufen jedoch mehr“, sagt Franziska Köster, stellvertretende Geschäftsführerin des Handelsverband Spielwaren (BVS).
Welche Trends gerade angesagt sind und welche technischen Innovationen es etwa bei Kinderwagen oder Autositzen gibt, zeigt seit heute die Messe Kind & Jugend. Auf dem Branchentreff, auf dem ausschließlich Fachbesucher zugelassen sind, zeigen rund 1000 Aussteller aus 47 Ländern bis einschließlich Samstag ihre Neuheiten. Zwar liegt die Zahl der Aussteller und der belegten Hallenfläche noch deutlich unter dem Niveau von vor Corona. Allerdings, so heißt es von Seiten der Messe, habe man im Vergleich zum vergangenen Jahr deutlich zugelegt.
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Kinderbett wird zum Laufstall
Zu den großen Trends der Branche zählen in diesem Jahr die Themen Nachhaltigkeit, künstliche Intelligenz und smarte Technologien sowie multifunktionale Produkte. Ein Überblick über die Messeneuheiten.
Der Kindertraum vom Ikea-Bällebad wird beim türkischen Hersteller Mamatoys Wirklichkeit. Das Basis-Kinderbett kann um weitere Funktionen ergänzt werde – mit Rutsche und Klettersteg darüber geht es ins Bällebad. Anbaubar sind auch ein kleiner Schreibtisch oder eine Schaukel. Grundlage ist die Montessori-Idee, wonach Kinder auch selbst erkunden und lernen sollen.
Ebenfalls auf Multifunktionalität setzt das Düsseldorfer Start-up Naolima. Hier lässt sich das Kinderbett samt Matratze mit wenigen Handgriffen in einen gepolsterten Laufstall unbauen. Kosten im Handel – schätzungsweise 950 Euro.
Die Firma Römer zeigt einen mit 3,9 Kilogramm leichten Auto-Kindersitz. Das Modell lässt sich einfach von der Sitz- in eine Liegeposition umlegen. Zudem rotiert das Modell auf einer Basis, was das Einladen des Kindes erleichtert. Die Größenspanne für das Kind reicht von 40 bis 60 Zentimetern. Nimmt man eine Inneneinlage raus, wächst der Sitz mit bis 87 Zentimetern. Das Material aus PET-Flaschen ist zudem recycelbar.
Brei schneller abkühlen
Mitwachsendes Spielzeug gibt es bei Smart Trike zu sehen. Das israelisch-amerikanische Unternehmen hat einen Scooter entworfen, dessen Brett ausziehbar ist und sich damit Wachstum und Alter anpasst — von zwölf Monaten bis zwölf Jahren. Blickt man auf die Farbgebung auf der Messe, so dominieren in diesem Jahr sanfte Pastelltöne. „Das ist dem Zeitgeist geschuldet, denn in Zeiten von Krieg und Inflation ist verhaltener Optimismus gefragt“, sagt Trendexpertin Ursula Geismann.
Zeitraubendes Warten auf das Abkühlen des Babybreis soll es laut Aussteller Nuby aus Belgien künftig nicht mehr geben. Der Rapid Cool-Behälter enthält in der Außenwand ein Granulat, das die Temperatur in wenigen Minuten senken soll. Die Farbe des Deckels zeigt an, wenn der Brei kalt genug ist. Kosten im Handel zwischen 39 und 49 Euro.
KI im Kinderzimmer
Künstliche Intelligenz und Digitalisierung haben längst auch Einzug ins Kinderzimmer gehalten. Bei der Firma Chillax überwacht eine Kamera und Sensortechnik über dem Bettchen die Bewegungen des Babys. Das Gerät gibt einen Signalton auf die Smartphones der Eltern, etwa, wenn das Kind zu lange auf dem Bauch liegt, sich die Decke über das Gesicht gezogen oder auch, wenn es Fieber hat. Die Zeiten des klassischen Baby-Phones sind also lange vorbei.