Der Finanzierungsbedarf der Kölner Messe ist möglicherweise deutlich höher, als bislang angenommen. Gewinne sind laut Geschäftsführer Böse frühestens für das Jahr 2025 geplant.
100 Millionen Euro weniger Umsatz in 2022Höhere Liquidität für die Messe
Die Messe Köln hat für die kommenden Jahre möglicherweise einen größeren Finanzierungsbedarf als bislang angenommen. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ soll der Rat die Stadtverwaltung ermächtigen, den Liquiditätsverbund mit der Messe Köln zu erweitern. Besser bekannt ist das Verfahren als Cashpool. Darin bündeln die städtischen Tochterunternehmen, etwa auch die Rhein-Energie, ihre freien Mittel.
So soll der, der Messe zur Verfügung gestellte Liquiditätskredit zum 1. Januar 2023 von 80 auf 130 Millionen Euro erhöht werden. Das hatte der Rat der Stadt Köln bereits im Februar dieses Jahres durchgewunken. Nun braucht die Messegesellschaft möglicherweise aber mehr Mittel für ihren laufenden Betrieb. Darüber soll der Rat in der Sitzung an diesem Donnerstag (8.12.22) entscheiden.
So soll laut Insidern der Finanzierungsbedarf bereits Ende 2022 bei 115 Millionen Euro liegen. Hintergrund soll sein, dass die Messe etwa 100 Millionen Euro weniger Umsatz im laufenden Jahr macht, das Ergebnis sänke damit trotz großer Sparanstrengungen um 50 Millionen Euro, die der Messe fehlen und die sie durch Kreditlinien auffangen muss.
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Tilgung erst im Jahr 2025
Konkret soll also Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ zufolge der Bedarf an Liquiditätskrediten aus dem städtischen Cashpool für 2022 bis zu 115 Millionen Euro betragen, im Jahr 2023 auf 150 Millionen Euro steigen und schließlich 2024 noch einmal auf 180 Millionen Euro angehoben werden.
Für 2025 ist dann wieder eine Absenkung auf 160 Millionen vorgesehen. Anders gesagt: Im Jahr 2025 sollen bereits wieder 20 Millionen Euro getilgt werden. Von einer vollständigen Tilgung bis 2025 sei aber nicht auszugehen, weshalb eine Verlängerung des Kreditrahmens bis 2027 wahrscheinlich erforderlich sein wird.
Messechef Gerald Böse: „Anzahlungsvolumen in 2022 geringer als geplant“
Kölns Messechef Gerald Böse betont, dass die Messe bereits heute nicht ihre vollen Kreditlinien ausschöpft und das auch wohl in Zukunft nicht zwingend tun muss. „Richtig ist aber, dass durch die Verschiebung wichtiger Frühjahrsmessen in 2023 das damit reduzierte Anzahlungsvolumen der Kunden in 2022 geringer ist als geplant und stattdessen erst im Jahresverlauf 2023 liquiditätswirksam erfolgen wird“, sagt Gerald Böse auf Nachfrage.
Dem Messechef zufolge ist der tatsächliche Kreditbedarf in den kommenden Jahren offenbar niedriger als befürchtet. Böse schränkt aber ein: „Ein angemessenes Volumen des Liquiditätsverbunds ist aber angesichts der weiter anhaltenden Verunsicherung in vielen Branchen durch Corona, den Ukraine-Krieg und seine Folgen geraten.“
Messe-Branche leidet wie kaum eine andere Branche unter Pandemie-Folgen
Bei den Krediten handelt es sich nicht um Investitionsdarlehen, sondern um Kreditlinien, die aus der gerade nicht gebrauchten Liquidität der Stadttöchter zur Verfügung gestellt werden. Das ist in etwa vergleichbar mit einem Dispokredit bei privaten Bankkunden, der zeitweise in Anspruch genommen wird, bei höheren saisonalen Ausgaben wie etwa den Sommerurlauben temporär auch höher als sonst im Durchschnitt.
Die Kreditbeträge der einzelnen Jahre dürfen also nicht aufsummiert werden, sondern sind eine durchlaufende Kreditlinie bis 2025. „Der mit der Stadt Köln vereinbarte Liquiditätsverbund bietet der Koelnmesse ein Instrument, den Finanzierungsbedarf gegebenenfalls kurzfristig zu marktüblichen Konditionen decken zu können.
Dafür ist ein entsprechendes Rahmenvolumen erforderlich, das Gegenstand der Ratssitzung am 8. Dezember 2022 ist“, erklärt auch Böse. „Die Koelnmesse plant für 2025 und 2027 wieder Gewinne und wird in diesen Jahren signifikante Beträge aus dem Liquiditätsverbund tilgen können“, so Böse.
Die Messebranche und damit auch die Kölner Messe hat wie kaum eine Branche unter den Folgen der Corona-Pandemie, Reiseeinschränkungen und abgesagten Veranstaltungen gelitten. Die Folgen des Ukraine-Krieges und die Null-Covid-Politik Chinas lasten ebenfalls schwer auf dem Kölner und internationalen Messegeschäft.
Das Cashpooling von Gemeinden ist in Deutschland üblich und soll die Finanzierung erleichtern. Allerdings gibt es für die Messe dort keine besseren Konditionen als bei der Bank. Das verbietet das Europäische Beihilferecht. Entsprechend wird die Messe Kredite aus dem städtischen Pool nur zu marktüblichen Konditionen erhalten. Alles andere wäre eine unzulässige Subvention durch die Stadt als Mehrheitseigentümer.