Die Malzmühlen-Brauerei verlagert ihre Mühlenkölsch-Produktion vom Heumarkt nach Lövenich.
Auch für die Gastronomie und das Hotel am Heumarkt hat die Malzmühle Pläne für die Zukunft.
Unser Autor berichtet von den Hintergründen und wie die erste Woche Gastronomie mit Corona-Schutzmaßnahmen gelaufen ist.
Köln – Die Malzmühlen-Brauerei verlässt den Heumarkt in der Kölner Innenstadt und zieht an den westlichen Stadtrand.
„Wir sind am Heumarkt an unsere Kapazitätsgrenze gestoßen und verlagern die Brauerei nach Lövenich“, sagte Geschäftsführer Michael Rosenbaum dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Das Traditionsunternehmen ist zuletzt stark gewachsen: Lag der Ausstoß vor acht Jahren noch bei 34 000 Hektolitern Bier, waren es 2019 nach Angaben Rosenbaums 51 000 Hektoliter – ein Plus von 50 Prozent. Vor allem der Verkauf über die großen Supermarktketten Rewe und Edeka habe sich gut entwickelt. Da eine Erweiterung am Heumarkt aufgrund der dichten Bebauung keine Option gewesen sei, habe sich die Malzmühle zum Umzug der Brauerei entschlossen, so Rosenbaum.
Auch Früh, Reissdorf und Gaffel zogen bereits um
Nach mehr als 160 Jahren ist also bald Schluss mit der Mühlenkölsch-Produktion am Heumarkt. Die Malzmühle folgt damit dem Vorbild der drei größten Kölsch-Brauereien: Früh errichtete Mitte der 1980er Jahre eine neue Braustätte in Feldkassel am nördlichen Stadtrand. 1998 gab Reissdorf sein Stammhaus im Severinsviertel auf und zog mit der Produktion in das Gewerbegebiet Rodenkirchen. 2015 verlagerte Gaffel seine Brauerei schließlich vom Eigelstein nach Porz-Gremberghoven.
Die Pläne, die die Malzmühle Rosenbaum zufolge einen mittleren einstelligen Millionenbetrag kosten werden, haben in dieser Woche Gestalt angenommen. So stimmte der Kölner Stadtrat dem Verkauf von zwei insgesamt rund 10.000 Quadratmeter großen Grundstücken an der Zusestraße in Lövenich an die Malzmühle zu. 25 der rund 170 Malzmühlen-Angestellten sollen künftig am neuen Standort arbeiten. Neben den Brauern gehören auch die Geschäftsführung sowie die Verwaltung dazu.
Corona-Krise verzögert den Umzug
Ursprünglich habe die Bierproduktion am neuen Standort in der zweiten Jahreshälfte 2021 starten sollen, doch die Corona-Krise verzögert die Umsetzung nun. Rosenbaum sagte, am Ende dieses Jahres werde wohl ein Minus beim Absatz stehen. Die Krise habe den Druck bei der Erweiterung der Kapazitäten rausgenommen.
„Es kann sein, dass erst 2022 dort produziert wird“, so der Brauerei-Chef über den neuen Lövenicher Sitz. Der Marktanteil von Mühlenkölsch soll nach dem Umzug von aktuell drei auf vier oder fünf Prozent gesteigert werden, gibt Rosenbaum als Ziel vor: „Ein Massenmarktanbieter sind wir aber nicht und wollen wir auch nie werden. Wir werden den Charakter von Mühlenkölsch beibehalten.“
Brauhaus, Höhner-Stall und Hotel werden nicht aufgegeben
Der Sitz am Heumarkt wird trotz der neuen Produktion nicht aufgegeben. So sollen das Brauhaus, der Höhner-Stall und das Hotel nicht nur erhalten bleiben, sondern sogar ausgebaut werden. Die Gastronomie mit aktuell 650 Plätzen soll deutlich wachsen und das Hotel mit derzeit 37 Zimmern ebenfalls ausgebaut werden. Innerhalb der nächsten fünf Jahre, so Rosenbaum, seien die Pläne voraussichtlich abgeschlossen.
Die erste Woche Gastronomie mit Corona-Maßnahmen bewertete der Geschäftsführer verhalten. „Es läuft sehr schleppend an“, sagte Rosenbaum: „Wir sind froh, dass wir wieder öffnen dürfen, aber wir sind nicht froh über die Umsätze der ersten Tage.“ Rund 160 Mitarbeiter seien auch weiterhin in Kurzarbeit.
Bei einer Fluggesellschaft verstehe jeder, dass sie nicht kostendeckend arbeiten könne, wenn nur ein Drittel der Plätze besetzt sind. „Genau das erwartet man aber aktuell von der Gastronomie“, so Rosenbaum. Der Brauerei-Chef forderte von Bund und Land, dass sie Gastronomen mit gesonderten Fördermitteln für die Einnahmeausfälle entschädigen. (mit att)