RWE steigt 2030 aus Kohle ausLützerath muss dennoch weichen – Widerstand angekündigt
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Düsseldorf – Im Zuge des geplanten vorgezogenen Kohleausstiegs von RWE sollen einige von einem Abriss bedrohte Ortschaften erhalten bleiben - Braunkohle unter der Siedlung Lützerath im Rheinischen Revier aber soll gefördert werden. Das teilte der Energiekonzern RWE am Dienstag mit. Umweltschützer und Anwohner in der Region hatten darauf gehofft, dass Lützerath bleiben darf. Nun steht fest, dass die Häuser abgerissen werden.
Die Kohle unter der früheren Siedlung Lützerath, im unmittelbaren Vorfeld des Tagebaus, werde benötigt, um die „Braunkohlenflotte“ in der Energiekrise mit hoher Auslastung zu betreiben und gleichzeitig ausreichend Material für eine hochwertige Rekultivierung zu gewinnen, teilte RWE mit. Die erforderlichen Genehmigungen und gerichtlichen Entscheidungen hierfür lägen vor, alle ursprünglichen Einwohner hätten den Ort bereits verlassen.
Lützerath: Umweltschützer kündigen Widerstand an
Umweltschützer kündigten nach der RWE-Mitteilung Widerstand an Ort und Stelle an. Sollte das unter Lützerath befindliche große Kohlevorkommen abgebaut und verbrannt werden, wäre das ein herber Rückschlag für den Klimaschutz, sagte der Sprecher der Organisation „Alle Dörfer bleiben!“, Christopher Laumanns am Montag.
Um die Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf 1,5 Grad zu begrenzen, dürfe das auf keinen Fall passieren, sagte Laumanns. Wie schon im Hambacher Forst werde man im Sinne des Klimaschutzes Widerstand leisten - „auch mit unseren Körpern“.Mit Blick auf die Grünen Neubaur und Habeck (beide Grüne), die hinter der Vereinbarung mit RWE stehen, sagte Laumanns: „Die Grünen verabschieden sich von der Klimabewegung: Sie wollen akzeptieren, dass unsere Region verwüstet und das Klima zerstört wird.“
Die Vereinbarung sei „überhaupt kein Erfolg, sondern die Fortsetzung der Kohlepolitik der schwarz-gelben Vorgängerregierung in NRW“. Laumanns rechnet damit, dass viele Menschen nach Lützerath kommen werden, um ein Abbaggern zu verhindern. „Wir werden das Dorf mit der gesamten Klimagerechtigkeitsbewegung schützen, das wird ähnlich wie im Hambacher Forst“.
Robert Habeck: guter Tag für den Klimaschutz
RWE ist bereit, die Braunkohleverstromung 2030 zu beenden, wie am Dienstagvormittag mitgeteilt werden. Dies sieht eine Vereinbarung mit dem Bundeswirtschaftsministerium sowie dem NRW-Wirtschaftsministerium vor. Mit dem Vorziehen des Kohleausstiegs wird die Kohlemenge aus Garzweiler etwa halbiert. Die Ortschaften Keyenberg, Kuckum, Oberwestrich, Unterwestrich und Berverath bleiben laut RWE erhalten. Die Bewohner müssen nicht umgesiedelt werden.
Dazu sagte Christopher Laumanns: „Das war schon vorher klar, daher ist das jetzt auch kein Klimaschutz-Erfolg“. Die Kohleflöze unter besagten Dörfern seien nur dünn und das wirtschaftliche Interesse von RWE daran begrenzt gewesen. In Lützerath sei das anders, dort sei der Kohleflöz sehr groß. „Daher ist es immens wichtig, dass dort das CO2 unter der Erde bleibt.“
Die Vereinabrung mit RWE sieht auch vor, dass zwei Kraftwerksblöcke, die nach derzeitiger Rechtslage Ende des Jahres stillgelegt werden sollten, bis ins Frühjahr 2024 weiterlaufen. Damit soll die Versorgungssicherheit gestärkt und Erdgas im Strommarkt eingespart werden.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sprach von einem guten Tag für den Klimaschutz. Trotz der gegenwärtigen Energiepreiskrise gehe es darum, die Weichen für die Zukunft zu stellen, sagte er mit Blick auf den Klimawandel.
Ricarda Lang: Kohleausstieg 2030 ist möglich
Auch die Grünen Co-Vorsitzende Ricarda Lang bezeichnete die Verständigung des Bundes und des Landes NRW mit dem Energiekonzern RWE als „großen Erfolg“ für den Klimaschutz. Lang sagte am Dienstag: „Der Kohleausstieg im Rheinischen Braunkohlerevier ist beschlossene Sache, er wird um ganze acht Jahre vorgezogen. Die Region wird zum Vorbild und zeigt: Der Kohleausstieg 2030 ist nicht nur notwendig, sondern möglich. Die heutige Einigung muss den Weg weisen für einen bundesweiten Kohleausstieg 2030.“ Dieser ist bisher bis spätestens 2038 geplant.
„Indem wir früher aufhören, Kohle zu verfeuern, bleiben 280 Millionen Tonnen klimaschädlicher Braunkohle im Boden und 280 Millionen Tonnen CO2 aus der Luft“, so Lang. „Den Beschäftigten weist die geplante Umrüstung auf wasserstofffähige Kraftwerke eine Perspektive für die Zukunft.“ Lang sagte weiter, dass zwei RWE-Kraftwerksblöcke nicht 2022, sondern wenige Jahre später vom Netz gehen, sei ein schwieriger Schritt. Damit werde aber Versorgungssicherheit in der akuten Energiekrise gewährleistet. (dpa)