AboAbonnieren

„Skandal“Rhein-Energie rechnet nicht mit Entschädigung für Kohlekraftwerk

Lesezeit 3 Minuten

Das Kohlekraftwerk in Rostock

Köln – Der von der Bundesregierung beschlossene Ausstieg aus der Kohle als Energieträger zur Stromerzeugung schlägt sich nun in der Bilanz des Kölner Rhein-Energie nieder. Der Versorger hatte sich Mitte der 1990er Jahre an dem Rostocker Kohlekraftwerk mit knapp 50 Prozent beteiligt. Jetzt aber ist durch den Kohleausstieg mit einem vorzeitigen Aus der Anlage in den kommenden Jahren zu rechnen.

Daher wurde die Beteiligung auf einen Schlag abgeschrieben, was einem Buchverlust von mehr als 45 Millionen Euro entspricht. Die Folge: Trotz eines um 122 Millionen Euro auf 2,6 Milliarden Euro gestiegenen Umsatzes (Einzelumsatz ohne Konzern) fiel der Vorsteuergewinn 2019 um rund sieben Prozent auf 158 Millionen.

Kraftwerk gilt als sehr modern

Das Rostocker Kraftwerk gilt nach dem gerade erst in Betrieb genommenen „Datteln 4“ als modernstes seiner Art in ganz Deutschland. Rhein-Energie-Chef Dieter Steinkamp sagte am Montag bei der Bilanzpressekonferenz, er gehe nicht davon aus, dass es von staatlicher Seite eine Entschädigung für das abzuschaltende Kraftwerk gebe und bezeichnete das wörtlich als „Skandal“.

Alles zum Thema RWE

Das Gleiche gelte auch für das kleinere Braunkohlekraftwerk im Kölner Stadtteil Merkenich. Dieses liefert vor allem Prozessdampf für nahe gelegene Industriebetriebe. Das 1990 gebaute und 2010 erneuerte Braunkohlekraftwerk soll im Jahr 2025 vom Netz gehen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Gleichzeitig steigerte die Rhein-Energie 2019 ihre Investitionen von 95 auf 122 Millionen Euro. Die Mittel flossen vor allem in einen Ausbau der Netze für Strom, Gas und vor allem Fernwärme im Ballungsraum Köln.

Der Stromabsatz der RheinEnergie ist im vergangenen Jahr von 12,7 auf 11,8 Milliarden Kilowattstunden gesunken, im Wesentlichen wegen Rückgängen bei Großkunden. Fernwärme- und Wasserabsatz konnten dagegen leicht gesteigert werden.

Verkauf von MVV genehmigt

In den nächsten Tagen rechnet Rhein-Energie-Chef Steinkamp und sein Finanzvorstand Dieter Hassel mit einem erheblichen Geldeingang. So wurde der Verkauf des Mannheimer Versorgers MVV inzwischen von den Kartellbehörden genehmigt. Noch bis zum Monatsende fließen also ungefähr 270 Millionen Euro in die Kassen des Versorgers. Was tun mit so viel Geld? „Wir werden die Mittel für eine Entschuldung nutzen, es in Klimaschutz stecken und weitere Beteiligungen an Stadtwerken prüfen“, sagte Dieter Steinkamp.

Unklar ist noch, wie es mit dem neuen Minderheitsaktionär Eon weitergeht. Seit den 2000er Jahren hielt die Essener RWE einen Anteil von 20 Prozent an der Rhein-Energie. Dieser Anteil wurde vor einigen Jahren in die Tochter Innogy ausgegliedert. Diese wiederum ist nun in einem gigantischen Tauschgeschäft an den Konkurrenten Eon verkauft worden, der nun bei der RheinEnergie mit im Boot sitzt. „Wir führen intensive Gespräche mit dem neuen Miteigentümer“, sagte Steinkamp am Rande der Pressekonferenz. „Ein Rückkauf dieses Anteils ist eine Option, sollte die strategische Zielsetzung zwischen Eon und uns nicht passen“, so der Rheinenergiechef weiter.

Für das laufende Jahr erwartet der Vorstand ohne Berücksichtigung der Folgen durch Corona einen Vorsteuergewinn von 165 Millionen Euro. Der Verlust durch Corona würde mit etwa 15 Millionen Euro dagegen stehen. Allerdings dürften durch die Abschreibung des Rostocker Kraftwerks die Erlöse höher ausfallen, was Mindereinnahmen durch Corona kompensieren könnte.