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Sparkassen-Vorständin„Das Geschäft mit den Baufinanzierungen erholt sich spürbar“

Lesezeit 5 Minuten
Sonja Hausmann im Vorstand der Sparkasse Köln-Bonn zuständig fürs Privatkundengeschäft

Sonja Hausmann im Vorstand der Sparkasse Köln-Bonn zuständig fürs Privatkundengeschäft

Sonja Hausmann ist die neue Frau im Vorstand der Sparkasse Köln-Bonn und verantwortet das Privatkundengeschäft. Sie beobachtet sinkende Zinsen im Baukreditgeschäft, aber keine auf der Guthabenseite und spricht über die Filialschließungen.

Frau Hausmann, ein Jahr Sparkasse Köln-Bonn, was für ein Fazit ziehen Sie?

Hausmann: Das Fazit, das ich ziehe: Es war eine echt gute Idee ins Rheinland zu wechseln. Und auf unserem Weg, unsere Sparkasse weiter zu modernisieren, sind wir einen guten Schritt vorangekommen.

Was ist der Unterschied bei den Menschen im Rheinland, verglichen mit den Hamburgern, wo Sie vorher im Vorstand einer Sparkasse waren?

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Ganz lapidar, ganz anders ist Karneval. Man könnte über Kulturschock sprechen, oder es steile Lernkurve nennen. Es ist schon besonders, wie groß in Köln die Liebe der Menschen zu ihrer Stadt und ihrem Veedel ist, wie viel Herz hier mitschwingt. Auch das hat zu unserem neuen Claim „Füreinander hier“ beigetragen. Die Regionalität ist viel größer als im Norden, ich bin begeistert, wie offen und zugewandt die Rheinländer sind. Das hat mich positiv beeindruckt.

Machen Sie einen Unterschied zwischen Köln und Bonn aus?

Mein Eindruck ist: Ein bisschen. Köln ist sehr viel bunter, u. a. mit queerer Szene und CSD. Bonn merkt man an, dass es lange Zeit Bundeshauptstadt war; ein bisschen ernster und gesetzter, vielleicht nicht ganz so quirlig wie Köln als Millionenstadt.

Zinsen fürs Bauen sind gesunken

Zum Banking, die EZB hat die Zinsen gesenkt. Gibt das Ihren Baukunden nun mehr Luft?

Also wir kalkulieren unsere Bauzinsen am Markt. Wir stellen uns immer dem Wettbewerb. Die letzte Zinsentscheidung hat auf der Baufinanzierungsseite seinen Niederschlag gefunden. Der Zinsschritt ist für Bauherren auf jeden Fall spürbar. Aber an einer Stelle sind wir die Zinssenkung nicht mitgegangen.

Wo?

Auf der Anlage-Seite, beim Tagesgeld.

Warum nicht?

Weil wir auch an dieser Stelle attraktiv sein wollen.

Oder machen Sie das, weil es so viele aggressive Werbeangebote bei Tages- und Festgeld von Wettbewerbern gibt, von Direktbanken?

Die Frage, die dahintersteckt, ist ja, wie sehr tut uns der Wettbewerb weh? Es gibt Kundengruppen, da merken wir die Bewegung. Viele kommen aber auch zurück, weil es bei uns niederschwelligen Kontakt zu den Menschen in der Sparkasse gibt. Das können die Direktbanken nicht. Welcher Groschen in welche Schublade - da können wir besser beraten als die Direktbank-Konkurrenz. Richtigen Druck durch diesen Wettbewerb verspüren wir nicht. Tagesgeld ist eine kurzzeitige Parkposition und sicherlich keine private Altersvorsorge.


Sonja Hausmann ist im Vorstand der Sparkasse Köln-Bonn seit verantwortlich für das Privatkundengeschäft. Sie startete 2023 als Generalbevollmächtigte und übernahm das Vorstandsressort nach einer aufsichtsrechtlich erforderlichen Übergangszeit. Die Neubesetzung wurde erforderlich, da der frühere Privatkundenvorstand Volker Schramm eine Aufgabe im Vorstand der Sparkasse Krefeld übernommen hatte. Zuvor war sie ab 2018 Mitglied im Vorstand der Sparkasse Harburg-Buxtehude, ebenfalls zuständig für private Kunden.


Hat die Baufinanzierung nach dem sprunghaften Zinsanstieg wieder angezogen?

Sie erholt sich spürbar. Nachdem die Zinsen plötzlich wieder da waren, die Einkommen noch nicht gestiegen, und die Inflation die Kosten hatte explodieren lassen - diese drei Effekte zusammen hatten zu maximaler Verunsicherung geführt. Plus Ängste vor der verteuerten Energieversorgung. Da sahen wir quasi eine Vollbremsung. Aber nun sehen wir wieder: Die Menschen wollen Wohnraum. Die Nachfrage übersteigt noch immer das Angebot. Der Markt erholt sich.

Auf welchem Niveau sind wir, verglichen mit der Zeit vor dem Zinswechsel?

Uns fehlen noch immer einige Prozentpunkte im Vergleich zu vorher. Das müssen wir noch aufholen. Aber ich bin zuversichtlich.

Bislang keine systematischen Ausfälle bei Hauskrediten

Haben Sie Ausfälle gesehen, Menschen die ihre Hausraten nicht mehr bezahlen konnten und verkaufen mussten?

Nicht systematisch, nicht resultierend aus den angestiegenen Zinsen. Das liegt aber auch daran, dass wir unsere Finanzierungen eben bis zum Lebensende der jeweiligen Finanzierung durchkalkulieren. Wir haben 120 Prozent Finanzierungen mit dem letzten Cent des Haushaltseinkommens noch nie gemacht.

Welcher Beleihungsauslauf ist denn bei Ihnen Minimum? Machen Sie über 100 Prozent des Sicherheitenwertes?

Das hängt von der jeweiligen Haushaltssituation ab und kann durchaus vorkommen. Sehr niedriger Kaufpreis, sehr hohes Einkommen, da ist das durchaus machbar. Dann macht das auch Sinn. Das Gute ist ja: Wir wollen das geliehene Geld wiederbekommen, und nicht eine Immobilie verwerten. Die Frage ist also immer: Schafft ein Kunde es, die Finanzierung auch bei anderen Belastungen hinzukriegen. Man darf sich nicht die nächsten 15 Jahre geißeln müssen und nichts darf mehr passieren außer dem Hauskauf. Das geht nicht! Das machen wir auch nicht.

Sie hatten, als die Zinsen stiegen, die Mindesttilgung gesenkt, wo liegt die jetzt?

Wir sind im Moment bei 1,0 Prozent.

SKB gründet Versicherungstochter

Sie steigen mit dem Projekt Finja in den Versicherungsmarkt ein. Was verbirgt sich dahinter?

Kunden kommen immer seltener in die Filialen, haben aber dennoch einen großen Bedarf danach, Finanzprodukte zu vergleichen. Diesem Bedürfnis tragen wir über die neu gegründete Tochter Finja Rechnung, die über einen transparenten Ansatz und meist per Video berät – ein Spezialistenteam mit mehr als 30 Mitarbeitern. Gestartet sind wir Anfang des Jahres. Wir bieten Produkte aller Versicherungen an, nicht nur die des Sparkassensektors. Der Kunde nennt seine Wünsche, wir suchen das beste Angebot. Nicht nur das billigste.

Wie verdienen Sie damit?

Auf Provisionsbasis, keine Honorarberatung, die wird nicht angeboten aktuell.

Wird diese Tochter im ersten Jahr schwarze Zahlen schreiben?

Das wird sie nicht. Im ersten Jahr ist das auch nicht der Anspruch. Wir bauen die Finja als Spezialistentruppe für Absicherung und Vorsorge auf. Bei Bedarf fahren wir auch zum Kunden. Die Sparkassenmitarbeiter sind froh, waschechte Versicherungspezialisten an ihrer Seite zu haben

Wie hoch ist der variable Gehaltsbestandteil der Finja-Mitarbeiter?

Es gibt ein Fixgehalt, aber tolle Möglichkeiten, variabel dazu zu verdienen. Diese Tochter findet auch schnell neue Mitarbeiter.

16 Filialen im Kölner Stadtgebiet wurden geschlossen

Thema Filialen, wann endete Ihre letzte Schließungswelle? Wie viele Niederlassungen wurden geschlossen?

Zum 30. August haben wir die letzten kleineren Filialen in mobile umgewandelt. Insgesamt 16 in Köln. Wir haben 13 Filialen als SB-Filialen belassen. Perspektivisch werden wir natürlich immer mal wieder unsere Standorte überprüfen. Aber im Grunde ist das Filialnetz nun stabil.

Wie viele Jahre haben wir jetzt Ruhe vor Filialschließungen?

Das kann seriös keiner sagen. Wir müssen jetzt ordentlich investieren, und die Filialen fitmachen für die Zukunft. Das sehen wir als unsere nächste Aufgabe und haben damit schon angefangen.

Wie werden die Filialbusse angenommen?

Wunderbar. Viele ältere Menschen verabreden sich sogar dort. Wir haben auch die Zahl der Geldautomaten mit rund 350 anders als manche Wettbewerber stabil gehalten.