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Kreisliga liveWie Amateurvereine Spiele mit intelligenten Kameras übertragen

Lesezeit 3 Minuten
Staige Kamera (1)

Die neuen mobilen Kameras von Staige können auch für Trainings oder Auswärtsspiele genutzt werden.

Köln/Düsseldorf – Knapp 30.000 Sportereignisse hat das vier Jahre junge Start-up Staige bislang übertragen. Bislang gehören vor allem Fußball-Amateurvereine zu den Kunden, die ihre Fans virtuell an den Spielfeldrand holen. Nun nimmt das Unternehmen auch andere Sportarten verstärkt in den Fokus. Die neue Ausrichtung auf den Breitensport, mobile Kameratechnik und eine Analyse-Software sollen beim Wachstum helfen.

Dank künstlicher Intelligenz funktionieren die Kameras, mit denen auch kleine Sportvereine ohne große Bekanntheit ihren Anhängern Spiele zeigen können, voll automatisiert. Seit 2017 vertreibt das Start-up aus Essen sie an Sportvereine – erst unter dem Namen Soccerwatch.tv, dann hieß es AISportswatch, und neuerdings firmieren die Essener unter dem Namen Staige.

Kameras folgen dem Spielball

Die Kameras wurden darauf trainiert, dem Spielball zu folgen und Bildausschnitte abhängig von Stellungswechseln oder Spielsituationen zu vergrößern oder zu verkleinern, ohne dass es dafür einer Kamerafrau oder eines Regisseurs bedarf. Die Bilder werden per Mobilfunk oder kabelloser Internetverbindung an das Liveportal Staige.tv geschickt, dort können Fans sie anschauen.

Musste die Staige-Technik bislang fest am Spielfeldrand installiert werden, gibt es nun eine mobile Version, die die Staige-Geschäftsführer Jan Taube und Marvin Baudewig am Dienstag im Vodafone-Turm in Düsseldorf vorgestellt haben. Mit dem Telekommunikationskonzern kooperiert das Unternehmen schon seit mehreren Jahren und nutzt dessen Mobilfunknetz. Uplift heißt das Programm von Vodafone, in dem Start-ups Unterstützung erhalten, zum Beispiel in Form technischer Hilfe oder auch Öffentlichkeitsarbeit.

Dabei stehen die Essener inzwischen auch fest auf eigenen Beinen: Staige generiere einen Jahresumsatz in mittlerer einstelliger Millionen-Euro-Höhe, sagt Marvin Baudewig. „Wir haben 35 Leute in Festanstellung“, ergänzt Jan Taube. Mit den mobilen Kameras und neuen Sportarten wollen sie weiter wachsen. So rüstet Staige nun auch vermehrt Vereine aus, in denen Handball, Reiten, Eishockey, Basketball, Hockey, Volleyball oder Wasserball betrieben wird. „Wir können alle Mannschaftssportarten mit geschlossenem Feld übertragen“, sagt Baudewig. Konkurrenz gibt es aus Köln: Die dort ansässige Firma Sporttotal vermarktet ebenfalls Kameras an Sportvereine und überträgt deren Spiele live im Internet.

Werkzeuge, die bislang nur Profis nutzen

Die neuen mobilen Kameras von Staige, die im Koffer transportiert und auf einem bis zu sieben Meter hohen Stativ am Spielfeldrand installiert werden, sollen Vereinen helfen, sich weitere zu professionalisieren. Mit ihnen können auch Trainingseinheiten oder Auswärtsspiele aufgenommen werden.

Der Deutsche Eishockeybund nutzt die Kameras am Stützpunkt im bayerischen Füssen. Und der Wuppertaler SV, immerhin Fußball-Regionalligist, nehme sie mit ins anstehende Trainingslager, berichtet Peter Neururer, Bundesliga-erfahrener Fußballtrainer und inzwischen Vorstandsmitglied in Wuppertal.

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Während Corona habe sich das System besonders bewährt, berichtet Staige-Geschäftsführer Jan Taube. Über Bezahlschranken und Werbekooperationen hätten Vereine trotz fehlender Zuschauer in den Stadien Einnahmeausfälle ausgleichen können.

Die Vereine kosten Technik und Live-Übertragung einen monatlichen Betrag: Je nach Vertragslaufzeit und Anzahl der Spielübertragungen zahlen sie ab 119 Euro für das Basispaket, für weitere 20 Euro ist eine Coaching-Software, mit der Spiele im Detail analysiert werden können, inklusive. Konkurrent Sporttotal hat bislang nur fest installierte Kameras im Angebot, ist aber preiswerter unterwegs: 9,90 Euro monatliche Mietgebühr fallen für die Technik bei den Kölnern an.