Nach gescheiterten Verhandlungen mit der Deutschen Bahn richtet die EVG ihren Kurs neu aus, es wird über unbefristete Streiks abstimmt.
Gescheiterte VerhandlungenTarifkonflikt zwischen Bahn und EVG eskaliert – neue Streiks drohen
Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) setzt ihren Arbeitskampf fort und teilte am Donnerstag mit, dass sie in eine Urabstimmung für unbefristete Streiks geht. Die Urabstimmung über unbefristete Streiks benötigt aber Zeit, macht EVG-Vorsitzender Burkert deutlich, so könne mit Ergebnissen erst in wenigen Wochen gerechnet werden. Die EVG machte aber auch deutlich, dass es schon während der Urabstimmung zu neuen Warnstreiks kommen kann, man wolle sie rechtzeitig ankündigen.
„Wir haben in den schwierigen Verhandlungen mit der DB AG zahlreiche Kompromisslinien aufgezeigt und Ähnliches vom Arbeitgeber erwartet. Nach Auffassung der Kolleginnen und Kollegen kam da zu wenig“, machte der Vorsitzende der EVG, Martin Burkert, nach der Sitzung des EVG-Bundesvorstandes am Donnerstagvormittag deutlich. „Wir werden jetzt in die Vorbereitung der Urabstimmung gehen, mit allen damit verbundenen Folgen. Unbefristete Streiks werden dadurch möglich“, stellte Burkert fest.
Nach den am Mittwoch gescheiterten Verhandlungen mit der Deutschen Bahn droht damit erneutes Bahn-Chaos. Seit Donnerstagvormittag beriet der Vorstand der Eisenbahner-Gewerkschaft über das weitere Vorgehen, nun folgt die Urabstimmung über unbefristete Streiks für EVG-Mitglieder.
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Tarif-Konflikt im Nahverkehr: Über diese Konditionen streiten EVG und Deutsche Bahn
Seit Ende Februar laufen die Tarif-Verhandlungen im Nahverkehr, mittlerweile läuft die fünfte Verhandlungsrunde zwischen EVG und Deutscher Bahn. Die EVG ging mit dem Ziel einer Festbetragserhöhung von mindestens 650 Euro im Monat oder zwölf Prozent bei den oberen Lohngruppen in die Gespräche. Die Laufzeit sollte nach ihren Vorstellungen ein Jahr betragen.
Nach den gescheiterten Gesprächen am Mittwoch sagte EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch: „Die Zentrale Tarifkommission der EVG hat die Verhandlungen mit der Deutschen Bahn nach langer und sehr intensiver Diskussion für gescheitert erklärt. Vor dem Hintergrund der seinerzeit in Fulda beschlossenen Forderungen wurde insbesondere die Laufzeit von 27 Monaten als deutlich zu lang sowie die angebotene Lohnerhöhung als zu niedrig und zu spät bewertet.“
Die Deutsche Bahn konterte am Mittwoch: Nach eigenen Angaben hat sie zuletzt einen hohen Festbetrag, 2850 Euro Inflationsausgleichsprämie und weitreichende strukturelle Verbesserungen bei 27 Monaten Laufzeit des Tarifvertrags in Aussicht gestellt. Die Details nannte die Deutsche Bahn aber nicht.
„Die Gremien der EVG sind nicht kompromissbereit. Die Leidtragenden sind unsere Mitarbeitenden und unsere Fahrgäste“, sagte DB-Personalvorstand Martin Seiler am Mittwochabend laut einer Mitteilung zu den gescheiterten Tarif-Gesprächen. „Die EVG wirft einen fast fertigen Abschluss weg und setzt kurz vor dem Ziel alles auf Null. Eine Einigung war zum Greifen nah, 140 Seiten Tariftext sind bereits fertig. Was jetzt passiert, ist unglaublich.“
EVG erzielte Einigung mit Transdev-Gruppe und kleineren Bahn-Unternehmen – Druck auf Deutsche Bahn wächst
Die Eisenbahner-Gewerkschaft hatte Anfang der Woche Einigungen im Tarif-Konflikt mit kleineren deutschen Verkehrsunternehmen erzielt und am Dienstag verkündet. Vor allem mit der Transdev-Gruppe, dem zweitgrößten Verkehrskonzern in Deutschland, kam es zu einer Einigung, was auch den Druck auf die Deutsche Bahn erhöhte. Der Tenor der EVG: Mit anderen Verkehrsunternehmen kommt es zu einer Einigung.
In der ersten Regelung mit den Deutsche-Bahn-Konkurrenten konnte die Eisenbahner-Gewerkschaft offenbar 420 Euro mehr im Monat für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erstreiten. Davon profitieren offenbar unter anderem Angestellte bei der Bayerischen Regiobahn, der NordWestBahn oder der Transdev Hannover, sowie der Westfälischen Landes-Eisenbahn, RuhrLippeEisenbahn oder dem Regionalverkehr Münsterland.
EVG-Tarifvorstand Cosima Ingenschay begrüßte die Tarif-Abschlüsse und Einigungen mit den kleineren Verkehrsunternehmen: „Wir zollen der Transdev und allen Unternehmen, die vergleichbare Angebote vorgelegt haben, großen Respekt, vor dem Marktführer die Messlatte zu legen und damit neuen Schwung in die Verhandlungen zu bringen. Hier macht die Branche deutlich, was nötig ist, um die Leistungen der Beschäftigten auch finanziell zu honorieren. Daran sollte sich die DB AG ein Beispiel nehmen“, so Ingenschay. (mit dpa)