- Wohl kaum eine Branche ist von der Corona-Pandemie so betroffen, wie der Tourismus. Sommerurlaub 2020? Ein schwieriges Thema.
- Auch das Kölner Bahntouristik-Unternehmen „Train4you“ ist von den Auswirkungen der weltweiten Pandemie betroffen.
- Nun reagiert es mit einem speziellen Angebot und hofft, das Bahngeschäft für 2020 wenigstens einigermaßen retten zu können.
Köln – 2020 hätte das beste Jahr der noch jungen Firmengeschichte werden können. Das erste Jahr, in dem der Mut von Niko Maedge, in das von der Deutschen Bahn vor vier Jahren aufgegebene Geschäft mit Autoreisezügen einzusteigen, belohnt worden wäre. Der Umsatz von zehn Millionen Euro im Jahr 2019 gab Anlass zu Optimismus. Doch dann kam das Coronavirus, der Lockdown Mitte März. Maedges Firma „Train4you“ mit ihren 70 Reisezugwagen, die vor allem im Touristik-Verkehr unterwegs sind, stand zwei Wochen vor dem Ende der Wintersaison still.
Zwei Wochen – das wäre ja noch gegangen. Aber die Sommersaison, die im Mai beginnt und für die Autoreisezüge des Urlaubs-Express (UEX) besonders wichtig ist, kam gar nicht erst ins Rollen. Lörrach, Innsbruck, Verona, Villach, München sind attraktive Ziele für eine zahlungskräftige ältere Zielgruppe, die von Hamburg und Düsseldorf aus gern mit dem eigenen Auto gen Süden fährt, aber eben nicht mehr über die Autobahn. „Die Züge waren sehr gut gebucht. Doch dann kamen die Stornierungen“, sagt „Train4you“-Sprecher Christian Oeynhausen.
Deutsche Bahn machte weiter
Der Staatskonzern Deutsche Bahn hielt den Fernverkehr trotz Krise zu 80 Prozent aufrecht – auf Drängen der Politik. „Bei uns stand alles still“, sagt Oeynhausen. Jetzt rollt der Betrieb zwar langsam wieder an, aber das ist beim Autozug-Geschäft besonders mühselig, zumal „Train4you“ am Dienstag seine Kunden darüber informieren musste, dass die beliebte Route nach Verona in diesem Sommer ausfallen muss, „weil es durch Corona noch Probleme mit unserem italienischen Partner gibt“. Die Autozüge werden also nur bis Innsbruck fahren.
Um das Bahngeschäft für 2020 einigermaßen zu retten, hat das Kölner Unternehmen deshalb auf die Schnelle eine neue Verbindung ohne Auto-Verladung an den Start gebracht. Der UEX pendelt vom 25. Juli bis 29. August immer samstags zwischen Köln und Westerland auf Sylt. Abfahrt in Köln ist um 6.30 Uhr, in Westerland um 15.09 Uhr. Mit Stopps in Düsseldorf, Essen, Dortmund, Hamm, Münster, Osnabrück, Hamburg, Heide, Husum und Niebüll. Damit das Reisen zum besonderen Erlebnis wird, hat „Train4you“ die Erste-Klasse-Wagen des legendären Trans-Europa-Express Rheingold aus den 1960er Jahren gechartert.
Urlaubsziele sind mit dem Zug gut zu erreichen
Die Trassen und Zwischenstopps bei der Deutschen Bahn zu buchen habe problemlos geklappt. Auf Sylt sei der Zug willkommen. „Touristen, die nicht mit dem Auto anreisen, sind dort immer besonders beliebt“, sagt Oeynhausen. Man hoffe auf eine hohe Nachfrage, zumal mit dem Zug auch andere Urlaubsziele wie der Nationalpark Wattenmeer, Sankt Peter-Ording und die Inseln Föhr und Amrum gut erreichbar seien.
Wie komfortabel die Reise sein wird, hängt aber weiter von der Entwicklung der Corona-Pandemie ab. Ob es den geplanten Speisewagen mit Drei-Gänge-Abendmenü auf der Rückfahrt geben wird, ist noch nicht sicher.
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Niko Maedge ist überzeugt, dass der Zug „unter den besonderen Umständen des Jahres 2020“ ein Erfolg wird. „Wir kombinieren Sylt als attraktives Ziel mit einem besonderen Eisenbahn-Erlebnis, schnellen Reisezeiten und Umweltfreundlichkeit“, sagt der Geschäftsführer. Dass die Deutsche Bahn die gleiche Verbindung ebenfalls anbietet, sieht man bei „Train4you“ nicht als Nachteil. Mit Preisen ab 37 Euro (2. Klasse) und 67 Euro (1. Klasse) sei man durchaus konkurrenzfähig.