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Trotz StandorterhaltBei Kölner Galeria-Mitarbeitern geht die Angst um

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Außenaufnahmen der beiden Warenhäuser von Galeria in der Kölner Innenstadt. Der Konzern Galeria Karstadt Kaufhof hat erneut ein Schutzschirmverfahren beantragt und will ein Drittel aller Standorte schließen.
Karstadt Breite Straße

Die Kölner Galeria-Filiale an der Breite Straße

Obwohl die drei Kölner Häuser erhalten bleiben, werden offenbar drastisch Stellen abgebaut. Bundesweite Streiks und Aktionen in den Filialen.

Wut und die Verunsicherung sind groß – in mehreren Bundesländern haben deshalb die Beschäftigten des insolventen Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze und mehr Gehalt gestreikt. Nach Angaben der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi beteiligten sich Mitarbeiter aus Filialen in Bayern, Berlin, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Aufgerufen zur Beteiligung wurden von Verdi nur solche Häuser, die schließen müssen.

In der Region waren das Leverkusen und Siegburg. Insgesamt 30 von 80 Beschäftigten der Siegburger Filiale zogen schwarz gekleidet vor Dienstbeginn ab neun Uhr morgens vor das Haus und machten ihrem Unmut mit Plakaten wie „Wir zahlen für die Fehler des Managements“ Luft. „Es gab auch Unterstützung vom Bürgermeister und der Lokalpolitik“, sagt Ozcan Özdemir von Verdi. Die drei Kölner Häuser Hohe Straße, Breite Straße und Nippes waren nicht Teil der Aktion, sie sollen erhalten bleiben. Trotzdem geht auch hier seit Wochen die Angst um.

Die angeschlagene Warenhauskette will bundesweit 47 von 129 Filialen schließen und rund 4000 Stellen abbauen. Es ist bereits die zweite Insolvenz in rund zwei Jahren. Die Gläubiger müssen auf Forderungen in Höhe von 1,4 Milliarden Euro verzichten. Allein der Bund und damit die Steuerzahler verlieren damit fast 600 Millionen Euro. Die Gläubigerversammlung hatte dem Insolvenzplan Ende März zugestimmt.

Massiver Stellenabbau in den Häusern

Dem Konzern steht nun eine Rosskur bevor, und auch auf die verbleibenden Filialen des Konzerns warten harte Einschnitte. Denn das Sanierungskonzept sieht vor, die Verkaufsflächen drastisch zu verkleinern und einige Abteilungen komplett zu schließen und sie extern zu vermieten. Firmenkenner erwarten zudem, dass ein Fünftel der Beschäftigten gehen muss. Und das zeichnet sich auch in Köln ab.

Beschäftige, die anonym bleiben wollen, schildern gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass in der ehemaligen Karstadt Filiale an der Breite Straße in den vergangenen Wochen bereits 50 der 170 Mitarbeitenden entlassen wurden. „Wir sind alle völlig am Boden zerstört, bei uns allen geht die Angst um“, sagt ein langjähriger Mitarbeiter. Kollegen seien ins Personalbüro gerufen und darüber informiert worden, dass sie zum 31. März gekündigt werden. Oder, so schildert es eine Mitarbeiterin, es sei ihnen angeboten worden, Jobs anstelle im Service im Lager und an den Kassen anzunehmen, zu schlechteren Konditionen. „Wir haben immer wieder auf Gehalt verzichtet, und trotzdem werden nun schon wieder so viele Kollegen, die man seit Jahren kennt, rausgeschmissen“, so der Mitarbeiter.

Eine schriftliche Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ an den Konzern in Essen zu den Vorgängen blieb bislang unbeantwortet. Bereits am Karsamstag hatten nach Gewerkschaftsangaben knapp 1000 Galeria-Beschäftigte in Hamburg, Baden-Württemberg und Hessen die Arbeit niedergelegt. Verdi begründete die Warnstreiks allerdings nicht mit dem Sanierungsplan, sondern mit festgefahrenen Tarifverhandlungen für die derzeit noch rund 17 000 Beschäftigten.

Konzern droht Gewerkschaft

Die Gewerkschaft verlangt unter anderem die Anerkennung der regionalen Flächentarifverträge des Einzelhandels sowie den Insolvenzschutz für Zeitgutschriften und Zahlungsansprüche, die nicht mit der monatlichen Vergütung fällig sind. „Die Belegschaften stecken seit vielen Jahren Geld in die Sanierung des Unternehmens und verzichten auf bis zu 5500 Euro jedes Jahr“, sagte Verdi-Verhandlungsführer Marcel Schäuble. Dass die Arbeitgeber jetzt erneut Lohnverzicht forderten, bringe Menschen bei Galeria auf die Straße.

Der Galeria-Vorstand hatte Pläne für Warnstreiks kritisiert. „Die geplanten Streikmaßnahmen sind offensichtlich rechtswidrig und drohen ruinöse Schäden zu verursachen, für die Sie haftbar zu machen wären“, schrieben Konzernchef Miguel Müllenbach und der Galeria-Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz an die Verdi-Spitze. Beide Chefs erinnerten daran, dass sich Galeria nach wie vor in einem Insolvenzverfahren und einer „existenziellen Krisensituation“ befinde. Die Tarifverhandlungen sollen Ende April fortgesetzt werden.