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Kommentar

Handels-Eskalation
Trumps Strafzölle – EU muss einen klugen Gegenschlag setzen

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Lesezeit 3 Minuten
US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus – nachdem er die Strafzölle auf Stahl angeordnet hat. /Pool/ABACA

US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus – nachdem er die Strafzölle auf Stahl angeordnet hat. /Pool/ABACA

Das amerikanische Zollgewitter beginnt: Die jetzt verhängten US‑Zölle auf Stahl und Aluminium sind nur der Anfang, wütet Trump.

Wagt es Donald Trump, der Welt einen Zollkrieg zu erklären? Was viele bisher nur für großspurige Worte hielten, hat der US‑Präsident nun wahr gemacht. 25 Prozent Zölle auf Stahl und Aluminimum erheben die USA ab dem 4. März, ohne jede Ausnahme. Zugleich machte Trump deutlich: Das ist erst der Anfang. Es eine bewusste Eskalation, wie sie der Showmaster liebt. Da stört es auch nicht, dass jeder weiß, dass diese pauschalen Zölle gegen alle Regeln der Welthandelsorganisation verstoßen. Trumps Kalkül ist klar: Die Stahlwerke in den USA sollen zu Höchstformen auflaufen, andere Staaten zu Zugeständnissen erpresst werden.

Trump regiert mit Dekreten, Drohungen und Größenwahn. Wenn ein unberechenbarer US‑Präsident einen Handelskrieg vom Zaun bricht, muss die Europäische Union Stärke zeigen. Sie hat aus der ersten Amtszeit Trumps gelernt und sich auf genau diese Situation vorbereitet.

Trump muss zu einem Deal gezwungen werden

Bereits nach Trumps Wahl wurden in Brüssel Maßnahmen erarbeitet, die nun umgesetzt werden müssen – schnell und gezielt. Statt sich in einen Zollkrieg hineinziehen zu lassen, der nur Verlierer kennt, muss die EU Trump einen klugen Gegenschlag entgegensetzen. Es geht nicht darum, wahllos Vergeltungszölle zu verhängen – sondern darum, den Geschäftsmann im Weißen Haus zu einem Deal zu zwingen, den er nicht ablehnen kann.

Leider könnten die Mühlen der EU einmal mehr zu langsam mahlen: Vom Treffen zwischen EU‑Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und US‑Vizepräsident J. D. Vance am Dienstag waren kaum mehr als Höflichkeitsfloskeln zu erwarten. Und auch beim kurzfristig anberaumten EU‑Handelsministertreffen an diesem Mittwoch ist kein schneller Gegenschlag absehbar. Zunächst will man in Ruhe analysieren, was Trumps Dekret wirklich bedeutet. Eine entschiedene Antwort sieht anders aus. So hatte China Trump gerade binnen Stunden mit Gegenzöllen gekontert und so direkt zu Verhandlungen bewegt.

Für die exportorientierte Stahlindustrie in Deutschland und der EU sind die US‑Zölle eine Katastrophe. Dass sie viele europäische Unternehmen hart treffen werden, ist absehbar. Insbesondere die deutsche Stahlbranche, die jährlich eine Million Tonnen Spezialstahl in die USA exportiert, wird mit massiven Absatzproblemen konfrontiert sein. Auch andere europäische Staaten dürften empfindliche Einbußen verzeichnen. Sollten weitere US‑Zölle auf Autos oder Maschinen folgen, könnte sich der Konflikt dramatisch zuspitzen. Dabei wäre ein Handelskrieg mit den USA das letzte, was die angeschlagene europäische Wirtschaft jetzt braucht.

Langfristig schaden die Zölle den USA

Kurzfristig mögen die Trump-Anhänger bejubeln, dass die USA ihre Stellung als größte Wirtschaftsmacht der Welt ungestraft ausnutzen könnten. Doch langfristig schaden die Zölle auch den USA. Trump feiert sie als wirtschaftspolitisches Wundermittel, das Amerika wieder reich machen soll. Doch in Wahrheit verteuern sie Produkte und schwächen die Konjunktur, sodass letztlich auch die US‑Bürger durch höhere Preise und steigende Inflation die Rechnung dafür zahlen. Schon in seiner ersten Amtszeit haben solche protektionistischen Maßnahmen nicht den gewünschten Erfolg gebracht.

Doch wird Trump merken, dass auch die starken USA auf Partner angewiesen sind? Oder werden für den Präsidenten am Ende doch wieder die anderen schuld sein, wenn ihm seine Politik um die Ohren fliegt?

Ein Sieg für Trump könnte ein Verlust für Amerika bedeuten – und für die ganze Weltwirtschaft. Donald Trump dürfte das jedoch kaum kümmern. Wenn die Folgen spürbar sind, wird er schon die nächsten Dekrete in großen Tönen in die Welt posaunen und sich neue Aufmerksamkeit sichern. Ihm geht es um die schnellen Schlagzeilen, für die ihn seine Anhänger feiern. Europa muss jetzt schleunigst einen gemeinsamen Weg finden, mit diesen neuen Realitäten umzugehen.