Unser Autor pflegt eine innige Fernbeziehung zum Mond und findet: Die Menschheit hat bei den „Apollo“-Missionen alles gesehen, was zu sehen ist. Jetzt ist gut.
Zauberhaft und geheimnisvollEin bisschen Respekt bitte – Liebeserklärung an den Mond
Auf meinem Schreibtisch steht eine Mondlandefähre neben einer Saturn-5-Rakete. Beide sind aus Lego (sonst hätten Sie gewiss schon davon gehört). Warum stehen die da? Weil der Mond mein Freund ist. Ich mag diese komische, kosmische Kugel aus Staub und Stein, die alle 27 Tage, sieben Stunden und 43,7 Minuten einmal um die Erde schwebt und 4,5 Milliarden Jahre alt ist. Wir sind Kumpels, ich und der alte „Gedankenfreund“ (Ludwig Tieck) da oben, dieses Zentralgestirn aller Weltschmerzler und Tagflüchtlinge. Natürlich weiß der Mond nichts von mir. Es ist eine sehr einseitige, nun ja, Fernbeziehung.
Ich mag das silbrig-fahle Licht, das diese „schweflige Hyäne“ (Christian Morgenstern) in wolkenlosen Nächten auf Häuser, Bäume und Haut legt wie eine kühle Decke – als Symbol für die Nachtseite des Lebens und betörender Silberspiegel der Tageswirklichkeit. Der Mond ist mein Nachtlicht.
Bitte keine Details – die zerstören Illusionen
Jedes Jahr entfernt er sich 3,8 Zentimeter von der Erde. Das sind knapp 200 Meter in 5000 Jahren. Wenn die Nasa also dorthin zurückkehren will, muss sie langsam mal in die Puschen kommen. Noch dieses Jahr wollte sie wieder Menschen in eine Mondumlaufbahn schicken. Dann gab’s Pannen. Verschoben auf 2025. Bemannte Landungsmissionen plant sie aber noch immer.
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Ich habe ein bisschen Angst davor. Ich möchte nicht, dass dieser irdische Außenposten am Rande des Göttlichen noch mehr von seinem Zauber verliert. Mit dem Mond geht es mir wie mit der Küche eines Schnellrestaurants: Ich will so wenig Details kennen wie möglich, um mir meine Illusionen zu bewahren.
Und ich bin nicht der einzige Mondsüchtige: Wilhelm Busch floss es „sanftschaudernd durch die Seele“, wenn er nur das Wort hörte: Mond. Wenn der arme Mann wüsste, dass sie dort demnächst Hotels bauen wollen und in Mondbergwerken Seltene Erden abbauen.
Menschen machen immer alles kaputt
Warum bloß machen Menschen alles unverzüglich kaputt, sobald sie die technischen Mittel dafür haben? Warum ist es nicht möglich, sich einem so erhabenen Ort erstmal mit Respekt zu nähern und nicht gleich mit dem Bohrhammer? Meine Meinung: Die Menschheit hat bei den „Apollo“-Missionen alles gesehen, was auf dem Mond zu sehen ist. Wenn die da jetzt noch Wasser finden, drehen sie doch nur wieder durch und werden gierig.
Das Tolle ist: Ich habe es selbst in der Hand. Denn mir gehört ein Stück Mond. Es ist ein Grundstück. Es liegt im Areal B14.Q.Delta und hat die Nummer 309/49. Und wer auch immer an mein Mondland Hand anlegen will, wer auch immer dort eine „Kentucky Fried Chicken“-Filiale, ein Outlet-Center oder ein lunares Spaßbad bauen will, der wird sich an mir die Zähne ausbeißen. Ich verkaufe nicht. Nicht für eine Milliarde Monddollar. Ich bin Mondschützer. Ich kann da sturer sein als ein hungriger Esel. Selbst wenn mir Elon Musk sein halbes Königreich verspricht – vergiss es. Ein Mann, der ein peinliches Auto wie den Cybertruck baut, hat den Mond nicht verdient.
Wir halten zusammen, der Mond und ich. Denn wir ähneln uns nicht bloß in Alter, Form und Farbe. Wir sind auch emotional verwandt. Mit meinen Launen ist es wie beim Mond: Es ist immer bloß eine Phase. Schönes Wochenende!