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Krah hofft auf Zerfall der UnionAfD-Spitzenkandidat nennt „Implosion der CDU“ als Ziel

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Maximilian Krah spricht bei seiner Vorstellungsrede als AfD-Spitzenkandidat für die Europawahl bei der AfD-Europawahlversammlung in der Messe Magdeburg.

Maximilian Krah spricht bei seiner Vorstellungsrede als AfD-Spitzenkandidat für die Europawahl bei der AfD-Europawahlversammlung in der Messe Magdeburg. (Archivbild)

Für Maximilian Krah ist die CDU der „Hauptgegner“, die AfD strebe die Zerstörung der Partei an.

Die AfD steht laut aktuellen Umfragewerten mit 21 Prozent so erfolgreich wie nie zuvor seit ihrer Gründung im Februar 2013 dar. Die Partei strebt allerdings nach mehr. Geht es nach Maximilian Krah, AfD-Spitzenkandidat für die Europawahl im nächsten Jahr und Mitglied im Bundesvorstand der Partei, steht der AfD vor allem die Union im Weg.

In einem Interview mit dem ARD-Magazin Panorama benannte Krah CDU und CSU als „Hauptfeind“, von dessen Zerschlagung seine Partei erheblich profitieren würde. „Die politische Rechte kommt nur dann zum Erfolg, wenn die Christdemokraten verschwinden“, erklärte Krah mit Blick auf Frankreich und Italien, wo die traditionell konservativen Kräfte ins Hintertreffen geraten sind.

AfD-Politiker Maximilian Krah hofft auf Spaltung in der CDU

Ein ähnliches Szenario schwebt Krah offenbar auch in Deutschland vor. Er will mit der AfD die stärkste Partei in der rechten Hälfte des politischen Spektrums werden, Voraussetzung dafür sei laut eigener Aussage „die Implosion der CDU“. Die Zerstörung der CDU in zwei Teile – einen rechtskonservativen und einen, der am „Ende eine Art Grüne 2.0 ist“ – sei das Ziel, so Krah. Die CDU bezeichnete er als „strategischen Hauptgegner“.

Eine solche öffentliche Aussage von einem AfD-Politiker ist neu – und dürfte bei der Union die Debatte um eine mögliche Zusammenarbeit mit der AfD noch befeuern.

Experte sieht Drohung der AfD als Warnung für die CDU

„Sie wollen das Land grundlegend verändern, weshalb sie auch nicht als Juniorpartner der Union zur Verfügung stehen, sondern offen erklären, diese kaputt machen zu wollen. Dessen sollte man sich bei den Unionsparteien bewusst sein“, ordnet Politikwissenschaftler Floris Biskamp von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt die Aussagen für Panorama ein.

Sie wollen das Land grundlegend verändern, weshalb sie auch nicht als Juniorpartner der Union zur Verfügung stehen, sondern offen erklären, diese kaputt machen zu wollen.
Politikwissenschaftler Floris Biskamp zur AfD

Die einst von CDU-Chef Friedrich Merz beschworene „Brandmauer“ gegen die AfD war in der jüngeren Vergangenheit viel diskutiert worden. Einzelne CDU-Mitglieder und Abgeordnete vor allem in Ostdeutschland hatten in der Vergangenheit die Marschroute ihres Chefs verlassen. Die CDU in Bautzen stimmte Ende 2022 einem Antrag der Rechtsaußen-Partei im Kreistag zu – und verschaffte ihr so eine Mehrheit in einer Asylangelegenheit.

CDU beschwört „Brandmauer“ gegen AfD – aber einzelne Mitglieder plädieren für Zusammenarbeit

Aufsehen erregte auch der stellvertretende CDU-Vorsitzende in Meißen, Sven Eppinger, mit einer Aussage zur von Merz beschworenen „Brandmauer“: „Mauern fallen immer. Und auch so sieht man im Konrad-Adenauer-Haus manches an den Realitäten vorbei“, so Eppinger laut Tagesschau.

Merz selbst, der bei Amtsantritt als Parteichef die „ganz klare Botschaft“ an seine Partei aussprach, die Union mache „keine Zusammenarbeit“ mit der AfD, hatte die Debatte mit teils unklaren Aussagen selbst immer wieder befeuert. Im ZDF-Sommerinterview befand er zum Umgang seiner Partei mit der AfD, dass in Kommunalparlamenten ein pragmatischer Umgang herrschen müsse. „Wenn dort ein Landrat, ein Bürgermeister gewählt wird, der der AfD angehört, ist es selbstverständlich, dass man dann nach Wegen sucht, wie man dann in dieser Stadt weiter gemeinsam arbeiten kann“, sagte Merz.

AfD profitiert von Parteikonflikten in der CDU

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer hatte Ende Juli ähnliche Töne angeschlagen. Er plädierte für einen konstruktiven Umgang mit AfD-Mandatsträgern auf Kommunalebene. Im Podcast des Nachrichtenportals „The Pioneer“ sprach sich der CDU-Politiker für eine Zusammenarbeit mit dem Ende Juni gewählten Thüringer AfD-Landrat Robert Sesselmann aus.

Prominente Christdemokratinnen und Christdemokraten forderten daraufhin, eine Abgrenzung zur AfD müsse deutlicher kommuniziert werden, so wie es im Unvereinbarkeitsbeschluss der CDU auch steht. Darin heißt es: „Jeder, der in der CDU für eine Annäherung oder gar Zusammenarbeit mit der AfD plädiert, muss wissen, dass er sich einer Partei annähert, die rechtsextremes Gedankengut, Antisemitismus und Rassismus in ihren Reihen bewusst duldet. (...) Die CDU lehnt jegliche Koalitionen oder ähnliche Formen der Zusammenarbeit mit der AfD ab.“

Die Parteikonflikte in der Union scheinen der AfD den Aussagen Krahs zufolge nicht verborgen geblieben zu sein. Dort strebt man demnach unverhohlen die Spaltung der CDU an. Noch allerdings stehen CDU und CSU im europaweiten Vergleich mit anderen gemäßigt-konservativen Parteien mit Werten zwischen 25 bis 29 Prozent gut da. (pst)