Die vergangenen drei Pandemie-Jahre zehrten an den Nerven, nun ziehen die Betreiber Ja Gyr und Bernd Himperich einen Schlussstrich: „Die Lockdowns waren zermürbend und haben Spuren am Umsatz und auch an uns hinterlassen“, sagt Himperich.
Gemeinsam übernahmen sie das Haus 2012 von Mark Kürten, der den Klausmann, den es seit 1890 gibt, 1998 wiedereröffnet hatte. Nun endet eine Erfolgsgeschichte. Vor acht Tagen unterzeichnete sie den Auflösungsvertrag und teilten ihre Entscheidung dem Team mit: „Es gab kein böses Wort, alle ziehen bis zum Ende mit“, so Gyr.
Das verwundert nicht, denn die Mitarbeiter sind eine große Familie. Gemeinsam ging es auf die Kartbahn oder zu Weihnachtsmärkten: „Wir haben viel unternommen, darum hatten wir auch im Sommer wie viele andere keine Personalprobleme“, erklärt Gyr.
Vertrautes Miteinander zwischen Kunden und Belegschaft
Viele verbrachten gerne ihre Freizeit im Klausmann, mancher sprach sogar von seinem zweiten Wohnzimmer. Stammkunden schätzten das vertraute Miteinander zwischen Gästen und Belegschaft. Ob zu Karneval, an Weihnachten oder anderen hohen Feiertagen im Rheinland – die Frage bestand nicht darin, wo gefeiert wird, sondern wann man sich im Klausmann trifft.
Zusätzlich sorgten Auftritte von handerCover, dem Duo Pascal, das heute Abend ab 21 Uhr auftritt, oder zuletzt Soul Delicious sowie das Kneipenquiz ohne Handy-Nutzung für Abwechslung. Viele schauten auf ein Bier vorbei, ein beliebter Treffpunkt entstand. Was sich in Bensberg schnell etabliert hatte, stand finanziell lange nicht so gut da wie gedacht.
Gladbacher Betreiber übernahmen Catering für Messen
Erst als das Betreiberduo das Catering für Messen übernahm, besserte ich die Lage. Zu 30 bis 40 Prozent machte dieser Part den Umsatz aus. Als Corona kam, fiel die Einnahmequelle weg.
Umso wichtiger waren die Wiedereröffnungen, bei denen die Gäste bis zum benachbarten Parkplatz Schlage standen: „Wir wollten hier nicht reich werden, haben es aber nicht geschafft, das Unternehmen auf gesunde finanzielle Beine zu stellen“, gibt Himperich zu und spricht von teilweise 120 Euro Tagesumsatz in der Kneipe. Unerwartete Ausgaben für das Personal, das sich auch um die Datenerfassung der Gäste kümmern musste, und die eingeschränkte Bestuhlung beschleunigten das Ende: „Wir kommen mit einem blauen Auge davon“, so Gyr.
Bis zu 1000 Gäste beim Publicviewing in Gladbach
Da half auch der beliebte Biergarten nicht mehr, der mit Spielmöglichkeiten für Kinder ein beliebtes Ausflugsziel an Sommertagen war. Zu den großen Fußballturnieren fanden sich bis zu 1000 Gäste zum „Rudelgucken“ ein. 2014 gewann Deutschland den WM-Titel, wenige Minuten nach dem Schlusspfiff feierten die Anhänger ausgiebig vor dem Lokal. Es entstand ein Gemeinschaftsgefühl, im Klausmann schlossen viele Freundschaft.
Manche lernten sich kennen und lieben, oft fand auch die Hochzeitsfeier an der Kölner Straße statt: „Es sind auch Ehen zu Bruch gegangen“, sagt Himperich mit Blick auf den Karneval, an dem es viele nicht so genau mit der Treue nehmen. Während Gyr auf ein Engagement in der Gastronomie hofft, bleibt er als Produktentwickler für neue Rezepte tätig. Das Haus wird wohl verkauft.
Am 11. November fällt endgültig der Vorhang. Zum „Grand Finale“ wird sogar Kürten noch einmal hinter die Theke steigen und zapfen: „Petra Niemetz war die gute Seele des Klausmann“, Stephan Förster hat sich immer um unsere Flyer und Karten gekümmert. Unser Dank gilt ihnen und all unseren Kunden“, verabschieden sich die beiden.