Bergisch Gladbach – „Von diesem Kreisparteitag soll ein Signal ausgehen“, sagte Rhein-Bergs Bundestagsabgeordneter Dr. Hermann-Josef Tebroke am späten Dienstagabend zum Abschluss des Parteitags, der ihn mit 91 Prozent der Stimmen zum neuen CDU-Kreisvorsitzenden gewählt hat. Zuvor hatte Tebroke in einer ausgesprochen empathischen Rede auch die aktuelle problematische Lage der Kreispartei wie der CDU insgesamt angesprochen.
Schon die Begrüßung durch die bisherige erste stellvertretende Kreisvorsitzende Vera Müller ließ aufhorchen. Sie vertrat den scheidenden Kreisvorsitzenden Uwe Pakendorf, der nach der Niederlage gegen NRW-Innenminister Herbert Reul in der Auseinandersetzung um die Landtagskandidatur im Wahlkreis 22 erklärt hatte, dass er nicht erneut als CDU-Kreisvorsitzender kandidieren wolle.
Reul wurde vom Kreisparteitag als Versammlungsleiter gewählt. Pakendorf verabschiedete sich schriftlich von seinen Parteikolleginnen und -kollegen, räumte Fehler ein, mit Reul nicht vorab das Gespräch gesucht zu haben, und kündigte an, sich auf die inhaltliche Arbeit im Kreistag konzentrieren zu wollen (wir berichteten). Sein vermeintlich gescheitertes Vorhaben, die Partei jünger und weiblicher aufzustellen, sollte im Laufe des Abends indes doch noch ganz neuen Drive erhalten.
Tebroke will Kreispartei in ruhigeres Fahrwasser bringen
Eine „bedrückende Stimmung“ machte der jüngst als Direktkandidat wiedergewählte Bundestagsabgeordnete Tebroke in der CDU Rhein-Berg aus. „Wir sind erschöpft“, sagte der 57-Jährige mit Hinweis auf die Belastungen durch Krisen wie Corona, aber auch Personalauseinandersetzungen in der vergangenen Zeit. „Manchmal sind sachliche Auseinandersetzungen auch zu persönlichen geworden.“ Tebroke holte die Parteimitglieder ab: „Wir können Krise, das können wir selbstbewusst sagen, aber es strengt auch an.“
Eine dunkle Perspektive? „Nein“, sagte der Bewerber, der von den stellvertretenden Kreisvorsitzenden um die Kandidatur für den Kreisvorsitz angefragt worden und mit einem Team vom Kreisvorstand vorgeschlagen worden war. „Wir haben viele, die anpacken wollen, die sich einbringen und die Partei weiterbringen wollen“, zeigte sich Tebroke optimistisch. Und schaute nach vorne, sprach sich für eine Wiederaufnahme der Entwicklung eines neuen Grundsatzprogramms aus.
Die Menschen müssten wieder wissen, wofür die CDU stehe; man müsse als Partei wieder stärker auf die Menschen zugehen, eine Haltung zeigen, im Kreis die Verbindung zwischen den Kommunen verbessern. „Es gibt viel zu tun“, folgerte Tebroke, nannte als Kompass ein christliches Gesellschaftsbild und betonte, dass sich die Aufgaben nur im Team gemeinsam lösen ließen. „Wir müssen die Kräfte, von denen wir so viele haben, bündeln – und dann: volle Kraft voraus“, rief er den Parteimitgliedern im Bergisch Gladbacher Saal 2000 am Schlodderdicher Weg zu.
„Das war mehr mehr als eine Vorstellungsrede“, würdigte Versammlungsleiter Reul, bevor die zum Parteitag gekommenen Mitglieder Tebroke mit 172 von 189 abgegebenen Stimmen zu ihrem neuen Kreisvorsitzenden wählten.
Kreisvorstand umfasst erstmals mehr Frauen als Männer
Als seine Stellvertreter wurden Erika Gewehr (68) aus Burscheid (164 Stimmen), Christian Buchen (41) aus Bergisch Gladbach (136 Stimmen) – er hatte Pakendorf jüngst bereits bei der Kreisvorsitzendenkonferenz in Berlin vertreten –, Maurice Winter (34) aus Leichlingen (132 Stimmen) und – mit deutlichem Abstand – Dr. Christian Klicki (29) aus Wermelskirchen (90 Stimmen) gewählt.
Letztere hatte vor zweieinhalb Jahren bereits mit Tebrokes Amtsvorgänger Pakendorf um das Spitzenamt im Kreisverband in einer Kampfkandidatur konkurriert.
Die bisherige erste stellvertretende Kreisvorsitzende Vera Müller aus Kürten wurde zur neuen Schatzmeisterin gewählt und tritt damit die Nachfolge von Tebroke an, der dieses Amt zuvor innegehabt hatte. Vera Rilke-Haerst aus Rösrath wurde zur neuen Schriftführerin gewählt, Duygu Esgi aus Overath zur Pressesprecherin und Sebastian Wurth aus Kürten zum Mitgliederbeauftragter.
Bei der Wahl der zehn Beisitzer kandidierten mehr Bewerber als Sitze zur Verfügung standen. Die Gruppe der am Ende Gewählten umfasst schließlich mehrere Generationen: von der 17-jährigen Katharina Höring aus Bergisch Gladbach bis zum 75-jährigen Werner Allendorf aus Wermelskirchen.
Als weitere Beisitzer wurden gewählt Isabell Johann (Odenthal), Claudia Casper (Bergisch Gladbach), Lena Behnke (Kürten), Patrick Imcke (Leichlingen), Marie-Christine Keller (Bergisch Gladbach), Martin Lucke (Bergisch Gladbach), Dr. Daniel Schiffbauer (Rösrath) und Andrea Steinert (Bergisch Gladbach). Im CDU-Kreisvorstand sind damit erstmals mehr Frauen (10) als Männer (9) – und das Durchschnittsalter im Kreisvorstand sank mit der Wahl von 47,2 auf 41,6 Jahre. Das Spitzengremium der CDU Rhein-Berg hat sich damit nochmal deutlich verjüngt.
Am Ende würdigte Tebroke auch das große Engagement seines Vorgängers, der 18 Jahre lang im Kreisvorstand, zuletzt als Vorsitzender, aktiv war. „Er hat alles gegeben“, so Tebroke. „Pakendorf ist und bleibt engagiertes Mitglied der CDU“, er habe aber um Verständnis gebeten, dass er nicht zum Parteitag komme, da ihm das „noch zu sehr an die Nieren“ gehe. Tebroke: „In Gedanken sei er bei uns.“ Zum Dank gab es am Ende auch für ihn noch einen Applaus.