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„Aggressiver Nazi-Gruß“Historikerin sieht in Elon Musks Geste bei Amtseinführung Hitlergruß

Lesezeit 3 Minuten
Tesla and SpaceX CEO Elon Musk gestures as he speaks during the inaugural parade inside Capitol One Arena, in Washington, DC, on January 20, 2025. (Photo by ANGELA WEISS / AFP)

Elon Musk während einer Rede bei einer Veranstaltung im Rahmen der Amtseinführung von Donald Trump.

Bei einer Veranstaltung zur Amtseinführung von Donald Trump macht Elon Musk eine Geste, die viele schockiert. Neonazis sind begeistert.

Tech-Milliardär Elon Musk hat bei einer Veranstaltung zur Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump mit einer dem Hitlergruß ähnlich sehenden Geste für Aufsehen gesorgt.

Zeigte Elon Musk bei Trumps Amtseinführung einen Hitlergruß?

Musk war einer der Redner auf der Bühne vor dem Eintreffen von Trump in der Washingtoner Capital One Arena. Er bedankte sich bei den Anhängern des neuen Präsidenten, hielt dann seine rechte Hand an sein Herz – und streckte sie in einer schnellen Bewegung nach oben raus. Danach wiederholte er die Geste noch einmal in eine andere Richtung. „Mein Herz fliegt Euch zu“, sagte er danach.

Viele Nutzer auf Musks Online-Plattform X merkten an, dass die Geste an einen Hitlergruß erinnere. Der Nachrichtensender CNN wiederholte die Szene in seinem Programm mehrfach. Die Zuschauer seien selbst klug genug, sich eine Meinung dazu zu bilden, sagte eine Moderatorin.

Historikerin sieht in Musks Geste einen Hitlergruß

Die US-Historikerin Claire Aubin, die sich mit Nationalsozialismus in den USA befasst, schrieb im Onlinedienst X, der Gruß Musks sei in der Tat ein „Sieg Heil“ wie bei Hitler gewesen. „Nach meiner professionellen Einschätzung haben sie alle Recht“, schrieb sie mit Blick auf viele Nutzer, die das genauso sahen. Auch die Faschismus-Forscherin Ruth Ben-Ghiat schrieb auf X, dies sei ein „Nazi-Gruß“ gewesen - „und zwar einer, der ziemlich aggressiv war“.

Die israelische Zeitung Haaretz beschrieb Musks Geste als „römischen Gruß, einen faschistischen Gruß, der meist mit Nazi-Deutschland in Verbindung gebracht wird“.

„Nun, es hat nicht lange gedauert“, kritisierte der demokratische Kongressabgeordnete Jimmy Gomez auf X als Reaktion auf ein entsprechendes Bild des reichsten Mannes der Welt. „Es scheint, als ob er es eine Zeit lang in sich trug und es endlich loslassen konnte“, schrieb die ehemalige demokratische Kongressabgeordnete Cori Bush auf X.

Verteidiger fand Musk ausgerechnet in der Menschenrechtsorganisation Anti-Defamation League. Die ADL-Vereinigung zur Bekämpfung von Antisemitismus erklärte, Musks Armbewebung sei „eine ungeschickte Geste“, die der Milliardär in „einem Moment der Begeisterung“ ausgeführt habe. Es handle sich hierbei aber nicht um einen Nazi-Gruß. Zu dieser Einschätzung kam auch der Historiker Aaron Astor. Musk solle aufgrund der Geste nicht als Nazi kategorisiert werden.

Prominente Neonazis äußern sich nach Musk-Auftritt

Am Montag feierten indes einige prominente rechtsextreme Social-Media-Nutzer Musks Gesten auf der Bühne in Washington – unabhängig davon, wie diese intendiert gewesen sind.

So äußerten sich laut „Rolling Stone“ führende Neonazis zu Musks Geste. Demnach schrieb Christopher Pohlhaus, der Anführer von Blood Tribe, einer Neonazi-Gruppe, auf Telegram: „Es ist mir egal, ob das ein Fehler war. Ich werde die Tränen darüber genießen.“ Andrew Torba, der Gründer von Gab, einer rechtsextremen Social-Media-Plattform, schrieb ebenfalls: „Unglaubliche Dinge passieren bereits.“

Zunächst keine Erklärung von Elon Musk

Von Musk gab es zunächst keine Erklärung zu der Geste. Aber er teilte auf seinem X-Account einen Mitschnitt seiner Rede vom Sender Fox News, in dem im Moment der ersten – und problematischer aussehenden – Geste die Zuhörer eingeblendet wurden.

Außerdem unterstützte Musk Beiträge, die Aufnahmen seiner umstrittenen Handbewegung unkritisch bewerteten. Ein X-Nutzer schrieb: „Können wir bitte damit aufhören, Leute als Nazis zu bezeichnen?“ Musk schrieb: „Ja, genau“ und fügte ein „Gähn“-Emoji hinzu.

Bei seinem Auftritt sagte Musk, durch Trumps Wahl sei die „Zukunft der Zivilisation gesichert“ worden. Die ganze Menschheit sei an einer Weggabelung gewesen.

Zuvor hatte Musk am Tag von Trumps Vereidigung von der „Rückkehr des Königs“ geschwärmt. Den Beitrag auf seiner Online-Plattform X illustrierte Musk mit zwei Bildschirmaufnahmen: Der einst gesperrte Trump-Account bei Twitter und das neue offizielle Präsidenten-Profil.

Trump war beim X-Vorläufer Twitter im Januar 2021 gesperrt worden, nachdem seine Anhänger das Kapitol in Washington erstürmt hatten. Musk hatte den Trump-Account wieder freigeschaltet, nachdem er Twitter im Oktober 2022 für rund 44 Milliarden Dollar kaufte. (pst mit dpa)