Dänemark verpasst gegen Deutschland die vermeintliche Führung um Millimeter. Der dänische Trainer Kasper Hjulmand schäumt vor Wut.
Dänemark wütendNeue Uefa-Technologie begünstigt Deutschland in Achtelfinale
Das Achtelfinale zwischen Deutschland und Dänemark hat eine der kontroversen Szenen der Fußball-Europameisterschaft 2024 verursacht. Dänemark jubelte in Dortmund in der 48. Spielminute nach einem Treffer von Joachim Andersen – Schiedsrichter Michael Oliver nahm das Tor aber nach Rücksprache mit dem Videoassistenten zurück.
Der VAR hatte kurz zuvor eine minimale Abseitsstellung des ehemaligen Dortmunders Thomas Delaney gegen Robert Andrich erkannt, bevor dieser den Ball in Richtung Andersen spielte. Die Visualisierung der Uefa zeigte, dass nur Millimeter der Fußspitze des Dänen über der Abseitslinie waren. Dänemarks Trainer Kasper Hjulmand schäumte vor Wut.
Deutschland - Dänemark: Kasper Hjulmand schäumt nach VAR-Entscheidung vor Wut
„Wir sehen in Statistiken, dass man bei Abseitsentscheidungen nicht genau sagen kann, wann der Ball wirklich abgespielt wurde. Man kann nicht so eine Zentimeterentscheidung treffen“, sagte der dänische Trainer nach dem Achtelfinale in Dortmund. „Wenn der VAR so benutzt wird, dann ist das lächerlich“, ergänzte Hjulmand, der den anwesenden Journalisten ein Bild von Delaneys Abseitsstellung zeigte.
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Tatsächlich wurden bei der laufenden Europameisterschaft schon mehrfach ungewöhnlich knappe Abseitsentscheidungen getroffen. Grund dafür ist eine neue, halbautomatisierte Abseitstechnologie der Uefa. Sie soll den Zeitpunkt der Ballabgabe genauer erfassen und so die Entscheidungen präziser machen.
EURO 2024: Neue Uefa-Technologie begünstigt Deutschland – kontroverse Debatte um Abseits
Denn der von Hjulmand monierte Punkt war auch in der abgelaufenen Bundesliga-Saison häufig Thema. Bisher wurden Abseitsentscheidungen anhand von Aufnahmen getroffen, die 50 Bilder pro Sekunde abbilden konnten. Eine neue Chip-Technologie im Ball erlaubt es nun, dass die Zahl der Bilder pro Sekunde auf 500 steigt. So sind genauere und damit auch knappere Entscheidungen möglich.
Zusätzlich werden Spieler mit Spezialkameras in den Stadien ebenfalls 50 Mal pro Sekunde getrackt, um Unklarheiten bei knappen Entscheidungen auszuschließen. „Die Kritik an der Ungenauigkeit bei der Erfassung des Moments der Ballabgabe wird also zu einer Kritik an einer zu genauen Erfassung der Abseitsstellung“, schreibt „Sportschau“-Reporter Chaled Nahar.
Deutschland - Dänemark: Thomas Delaney Millimeter im Abseits – Bundesliga nutzt „veraltete“ Technologie
Mit einer Technik, wie sie in der Bundesliga bisher angewendet wird, wäre Delaneys Abseits möglicherweise nicht erkannt worden. Ebenso hätte man das nur wenige Augenblicke später gepfiffene Handspiel von Andersen ohne den Chip im Ball nicht so deutlich erkennen können. Kai Havertz verwandelte den anschließenden Elfmeter und brachte Deutschland mit 1:0 in Führung.
In der Bundesliga wird es in der kommenden Saison aber wohl weiterhin die alte Technik geben. Denn das Patent für die Chip-Technologie hält Sportartikelhersteller Adidas. Dessen Spielbälle sind aber in keiner der europäischen Top-Ligen im Einsatz. In der Bundesliga müsste Partner Derbystar die Lizenz für die Technologie erwerben – was mit enormen Kosten verbunden wäre. (shh)