Dieter Birkenbeul (85) aus Erland hütet eine Ausgabe der kubanischen Tageszeitung „The Indian“: Ein Foto zeigt ihn 1959 als jungen Soldaten.
Mein ältester SchatzFoto von 1959 erinnert einen Gummersbacher an prägende Zeiten
Viele Jahre schlummerte die Zeitung „The Indian“ geschützt in einer Truhe im Haus von Dieter Birkenbeul. Was für den einen nur ein gewöhnlicher Zeitungstext ist, das ist für den 85-Jährigen indes sein ältester Schatz. Denn das Foto zum Artikel zeigt den Mann aus Gummersbach-Erbland als damals 20 Jahre alten Angehörigen der deutschen Marine: 1959 war Birkenbeul Mitglied der Besatzung eines Zerstörers, der auf dem US-Marinestützpunkt Guantanamo auf Kuba stationiert war.
Aber von vorne: Dieter Birkenbeul hatte sich 1958 – nach erfolgreich beendeter Ausbildung zum Maschinenschlosser – als junger Wehrpflichtiger des Geburtsjahrgangs 1939 für die Marine, Laufbahn Maschinenpersonal, gemeldet. Er besuchte zunächst mehrere Marineschulen in Wilhelmshaven und Bremerhaven, dort wurde er unter anderem zum Funker auf einem U-Boot ausgebildet. „Wir lebten damals sehr eingeengt mit rund 60 Mann auf so einem U-Boot. Drei Kojen untereinander und alles, was man besaß, musste in eine kleine Kiste passen“, erinnert sich der heute 85-Jährige an diese für ihn „doch sehr lehrreiche Zeit“.
In Bremerhaven wurden Schiffsbesatzungen zusammengestellt, die nach Amerika reisen sollten. „Ich hatte dann das Glück, dass man mich einer Zerstörerbesatzung zuordnete, die im Mai 1959 mit der Lufthansa in die USA flog. Das war das erste Mal, dass ich überhaupt geflogen bin“, verrät Birkenbeul, stolz zeigt er leicht vergilbtes Papier: „Das Ticket habe ich noch.“
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Gummersbacher war bei der Übergabe des Zerstörers an die Bundesmarine an Bord
In Amerika angekommen, hieß es für die Männer aber erst noch einmal für knapp acht Wochen die Schulbank zu drücken: Sie mussten einen Englischsprachkurs absolvieren, bevor sie weiter nach Guantanamo reisten, dort wartete bereits der Zerstörer „Z2“ auf die Marinesoldaten. Ausruhen in der Sonne war aber auch dort nicht angesagt, wie Birkenbeul berichtet.
Am 14. Juli 1959 erfolgte im Beisein politischer Gäste aus der Bundesrepublik die Übergabe des Zerstörers von der US-Navy an die Bundesmarine. Diesem festlichen Akt schloss sich eine sechswöchige, schweißtreibende Ausbildung in Guantanamo an, bevor die Soldaten ihre Heimreise über Charleston, eine Hafenstadt in South Carolina, Norfolk und die Azoren, weiter über Portugal bis nach Bremerhaven antraten.
Soldat aus Gummersbach hielt der Marine einige Jahre lang die Treue
Während dieser Ausbildung entstand dann auch das Foto, das die Titelseite des „The Indian“, Ausgabe vom 15. August 1959, ziert. Neben Birkenbeul, auf dem Foto der fünfte von links, saßen noch mehr als 15 weitere seiner Kameraden im Schneidersitz auf dem Boden und lauschten ihren Ausbildern. „Ich habe in der Zeit sehr gutes Geld verdient, das hat mir und meinen Eltern sehr geholfen“, sagt Birkenbeul. Mit dem Verdienst habe er seine Eltern in der oberbergischen Heimat unterstützt. Am 9. Oktober 1959 kam der junge Mann wieder in Bremerhaven an und die Besatzung erwartete dort ein großer Empfang.
Birkenbeul blieb auch die nächsten Jahre auf dem 113 Meter langen und 13 Meter breiten Zerstörer stationiert. Als zweites Schiff des ersten Zerstörergeschwaders der Bundesrepublik Deutschland ging es für die Besatzung im Januar 1960 nach Kiel und ab April desselben Jahres besuchte Birkenbeul dort die technische Marineschule für eine sechsmonatige Ausbildung. Von Oktober bis Dezember ging es für Birkenbeul noch zur Unteroffiziersschule nach Plön in Schleswig-Holstein und ab Januar 1961 nannte er den „Z2“ erneut sein Zuhause, auf dem er den Rang eines Unteroffiziers bekleidete.
1963 übernahm Dieter Birkenbeul die Ausbildung der neuen Besatzung, bevor er an Silvester 1963 die Liebe seines Lebens fand. Im April 1964 fiel dann die Entscheidung, die Marine zu verlassen. „Diese sechs Jahre bei der Marine waren für mich eine interessante, lehrreiche und unvergessliche Zeit, die mich persönlich sehr geprägt hat“, erzählt der 85-Jährige. Der Marinezeit folgte eine Ausbildung zum Techniker, die er an der Rheinischen Ingenieurschule in Köln absolvierte. „Da wurde mein technikmäßiges Arbeiten mit ‚Sehr gut‘ bewertet“, sagt Birkenbeul und lacht.