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CybercyclingFit dank Fernsehen

Lesezeit 5 Minuten

Nach Anleitung der virtuellen Trainerin geht es auf die 45-minütige Radtour.

Runter vom Sofa und rauf aufs Rad – im Winter schaffen das wohl nur die ganz Unentwegten. Im Fitness-Studio gibt es eine wind- und regensichere Alternative: Cybercyling.

„Im Cityfit in Niederkassel gibt es eine besonders gelungene Anlage“, so Markus Köller von Cyberconcept, einem Unternehmen, das die Anlagen in Fitness-Studios konzipiert und installiert. Dort steht ein riesiger Flachbildfernseher, der in der Mitte eines runden Podestes thront. Auf einer Seite stehen die modernen Ausgaben der Trimm-Dich-Räder, sogenannte Spinning-Wheels, auf der anderen Seite Crosstrainer, auf denen man, angeleitet von einem Videotrainer, ein Laufprogramm absolvieren kann.

Cybercycling gibt es in vielen Fitness-Studios, unter anderem hier:

Alles zum Thema Bonner Straße (Köln)

City-Fit Gladiolenweg 100, 53859 Niederkassel0208/9196460

Frankfurterstr. 19-23 1. OG53840 Troisdorf, 02241/93345120

Bonner Straße 13753757 Sankt Augustin 02241/9447377

Just Fit Im Mediapark 4a-4e , 50670 Köln 0221/1791990

Ernst-Heinrich-Geist-Staße 3, 50226 Frechen02234/93345120

Xtra Fit Am Gleisdreieck 1, 50823 Köln0221/95275070

www.justfit-clubs.dewww.cityfit-clubs.de

Das will ich ausprobieren: Also nichts wie hin. Ohrstöpsel nicht vergessen oder ausleihen, denn die sind der Draht zu meiner Cybertrainerin Astrid: Astrid erscheint auf dem Bildschirm. Sie ist eine sportliche junge Frau im Radler-Outfit. Funktionskleidung empfiehlt sie auch ihren virtuellen Kursteilnehmern, denn das 45-minütige Programm werde „schweißtreibend“. Entdecke ich da etwa einen spöttischen Zug um Astrids Mundwinkel? Nachdem ich den Anschluss für die Stöpsel im Lenker gefunden habe, gilt es sich mit einem weiteren wichtigen Detail meines „Spinners“ vertraut zu machen: Mithilfe eines drehbaren Knopfes im Rahmen lässt sich der Widerstand einstellen, mit dem wir die Berge auf unserer virtuellen Route simulieren. Mit mir zusammen folgen Beate, Fatih und Dirk den Instruktionen unserer Bildschirmtrainerin. Locker und lässig erklärt Astrid, wie wir das Rad auf unsere Körpergröße einzustellen haben. Dann geht es los, erstmal „in den Rhythmus“ finden, sagt Astrid, die beim In-die-Pedale-Treten mit dem Kopf nach links und rechts pendelt – ganz entspannt. Das lasse ich lieber, denn bei mir sieht das bestimmt nicht so entspannt aus wie bei Astrid, die auch ein Handtuch dabei hat, das sie cool hinter ihren Sattel klemmt. Habe ich auch nicht dabei, als eingefleischter Fitness-Feigling nehme ich das mit dem Schwitzen nicht so ganz ernst. Fünf Minuten gibt uns Astrid zum in den Rhythmus-Finden und „Energie bereitstellen für die Belastung“, dann macht sie ernst: Den Widerstand erhöhen und aus dem Sattel raus bitte: Achtmal hintereinander sollen wir die sogenannten Jumps absolvieren, die Strecke wird hügelig. Astrids Stirn beginnt zu glänzen.

Leichtlaufendes Rad

Bei mir geht’s noch. Tatsächlich läuft das Spinning-Rad herrlich leicht. Da ist es doch nur verständlich, dass ich ab und zu „vergesse“, den Widerstand gemäß Astrids Anweisung zu erhöhen. Auf diese Weise habe ich den ersten Berg auf unserer Route schnell erklommen. Auf dem Bildschirm wechselt inzwischen das Bild von Vorradlerin Astrid mit einer Radlergruppe, die auf Mallorca über die echten Inselstraßen rollt. So habe ich den Eindruck, Teil dieser Truppe zu sein, die bei schönstem Sonnenschein die Insel erkundet und sich dort mit echten Anstiegen herumplagt. Jetzt geht es über mehrere Hügel und Astrid möchte, dass wir an den Anstiegen für längere Zeit aus dem Sattel gehen – und vorher natürlich die Widerstandsschraube ordentlich anziehen. Angesichts der noch zu bewältigenden Wegstrecke – das Streckenprofil, das auf dem Bildschirm angezeigt wird, verheißt noch diverse Aufs und Abs – entscheide ich, dass Widerstand und stehendes Trampeln nicht wirklich vereinbar sind.

Schön an Astrid ist ja, dass sie einem nie wirklich böse sein kann. Unbeirrt zählt sie in ihrer lässigen Manier an den Fingern die Sekunden runter bis zur nächsten Stehend-Treten-Session. „Und los“ feuert sie uns an. Was wir wirklich machen, ist Astrid ja eigentlich Wurst. Die zieht sowieso ihr Programm durch, aber zum Däumchen Drehen hätte ich schließlich auch zu Hause bleiben können. Also strenge ich mich kurz vor dem Ziel noch einmal an: In der Ebene verlangt Astrid ernsthafte Sprints: Ich erhöhe den Widerstand und trete eine Minute aus Leibeskräften in die Pedale, als sei der Teufel hinter mir her. Die 45 Minuten sind um, aber der Regeneration zuliebe möchte Astrid, dass wir noch locker weiterradeln, ohne Widerstand versteht sich. Als ich schon absteigen will, zaubert Astrid noch eine unerwartete Herausforderung aus dem nicht vorhandenen Ärmel: Sie will, dass ich einen Fuß auf den Lenker lege – und dabei sitzenbleibe. Stretching, also Dehnen, ist wichtig, sagt die Frau in Grün, und so lasse ich den Oberkörper auf das mühsam hochgelagerte Bein sinken. Dann soll der Fuß auf die andere Seite des Lenkers wandern. Hoffentlich erwartet Astrid nicht, dass ich mit einer zweifachen Schraube das Turngerät verlasse.... Oder im Schneidersitz auf den Lenker klettere, die Yoga-Klasse findet schließlich im Kursraum nebenan statt. Doch Astrid hat ein Einsehen. Ich entknote mich, klettere unfallfrei vom Spinner und begebe mich Richtung Umkleide. Tatsächlich bin ich ordentlich ins Schwitzen gekommen. Astrid hat nicht zu viel versprochen. Vielleicht radele ich beim nächsten Mal mit Tom und Julia, die sind nur 30 Minuten unterwegs.