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Podcast-Boom im LockdownVon fremden Stimmen im Smartphone berieseln lassen

Lesezeit 5 Minuten
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Podcasts kann man auch einfach draußen beim Spazierengehen hören.

Köln – Puzzeln, Malbücher für Erwachsene oder Yoga-Tutorials – im Lockdown haben viele Menschen neue Hobbys gefunden oder alte wiederentdeckt. Was bei einigen sicherlich auch auf die Liste muss: Podcasts hören! Denn spätestens durch den Virologen Christian Drosten ist das Format nun in allen Schichten der Gesellschaft angekommen. Was gute Podcasts ausmacht und wie man sie findet.

Neu ist der Podcast nicht. Schon seit mehr als 15 Jahren gibt es Podcasts, im Jahr 2005 kürten die Briten den Begriff gar zu ihrem Wort des Jahres. „Damals war das der neue Hype in der Medienwelt, doch der ist schon nach kurzer Zeit wieder abgeflaut“, sagt Nele Heise. Die freie Medienforscherin und Referentin ist auf das Thema spezialisiert. Sie definiert einen Podcast übrigens als „eine Sendung zum Anhören im Internet“. Das können sowohl Radiobeiträge sein, die später wie in einer Mediathek abrufbar sind, als auch Formate, die speziell fürs Internet produziert wurden.

Starke Zuwächse bei 14- bis 29-Jährigen

Doch seit gut drei Jahren steigt das Interesse an den Audio-Sendungen wieder rasant an. „Die Gruppe an Menschen, für die Podcasts ein fester Bestandteil des Alltags sind, wird immer größer.“ Im Jahr 2020 ist der Anteil der regelmäßigen Podcast-Hörer gar um mehr als die Hälfte im Vergleich zum Vorjahr gewachsen, so Zahlen aus dem aktuellen „Online-Audio-Monitor“.

Alles zum Thema Christian Drosten

Unser Podcast „Die Wochentester"

Wochentester

„Die Wochentester“ – das sind CDU-Politiker Wolfgang Bosbach und Koch und Moderator Christian Rach. Jeden Freitag lassen sie in ihrem Podcast gemeinsam mit prominenten Gästen die politische Woche Revue passieren und diskutieren über das Zeitgeschehen.

Falls Sie Spotify oder andere gängige Musik- oder Podcast-Apps auf Ihrem Smartphone installiert haben, können Sie den Podcast unter dem Stichwort „Wochentester“ suchen und kostenfrei abonnieren. Sie können ihn aber auch im Internet hören. www.ksta.de/wochentester

Die stärksten Zuwächse gab es dabei in den Gruppen der 14- bis 29-Jährigen und bei den Über-50-Jährigen. Doch woran liegt das? „Zum einen daran, dass es kaum noch technische Hürden gibt“, sagt Nele Heise. Spotify und iPhone? Gab’s 2005 noch nicht. Heute jedoch besitzt fast jeder ein Smartphone und hat so die Möglichkeit, immer und überall Podcasts zu hören. Ob beim Bahnfahren, Spazierengehen oder Wohnung putzen. „Zum anderen wird das Angebot immer vielfältiger“, so die Medienforscherin. Heute gibt es für fast jede Nische den passenden Podcast.

Die allermeisten erscheinen regelmäßig im Ein- oder Zwei-Wochen-Rhythmus und sind kostenlos. Zu hören gibt’s Podcasts bei den klassischen Musik-Streaming-Portalen, oder über spezielle Apps. Apple etwa bietet seinen Kunden die vorinstallierte App „Podcasts“ an, Android-Nutzer können sich eine App im Playstore herunterladen. Doch nicht jeden Podcast kann man überall hören. Große Streaming-Anbieter wie Spotify oder Audible produzieren mittlerweile eigene Formate – die dann exklusiv auf dieser Plattform zu hören sind. Dazu gehört zum Beispiel auch die sehr erfolgreiche Show „Fest & Flauschig“ von Jan Böhmermann und Olli Schulz auf Spotify.

Vor allem Wissensbeiträge sind gefragt

Doch die Liste der Podcast-Produzenten ist genauso breitgefächert wie die der Themen. Von klassischen Medienhäusern wie Zeit, Süddeutsche oder auch Kölner Stadt-Anzeiger, alt eingesessenen und neuen Radiosendern von WDR bis Deutschlandfunk Nova, über Blogger und Privatpersonen bis hin zu Hochschulen, wissenschaftlichen Einrichtungen und sogar Unternehmen wie der Sparkasse: „Immer mehr entdecken dieses Medium für sich“, sagt Nele Heise.

Interessant dabei ist: Die Nutzer hören vor allem Infosendungen, Lern- und Wissensbeiträge (55,1 Prozent). Erst an zweiter Stelle kommen Formate aus dem Unterhaltungsbereich (46,6 Prozent) – und fast gleichauf liegen Nachrichtensendungen (46,2 Prozent). Die meisten Nutzer würden sich einfach ihren individuellen Mix zusammenstellen, sagt Nele Heise – und da kann eine Unterhaltungssendung wie „Baywatch Berlin“ in der Bibliothek gleich neben tagespolitischen Podcasts wie der „Lage der Nation“ stehen.

Manche möchten sich ausführlich informieren

Generell hören die Nutzer Podcasts vor allem wegen der „Tiefe und Ausführlichkeit, mit der Themen behandelt werden“, so der „Online-Audio-Monitor“. „Tatsächlich möchte sich ein gewisser Teil der Menschen gerne intensiver mit bestimmten Themen auseinandersetzen“, sagt Nele Heise. Da böte so mancher Podcast einen Kontext, den die Nachrichtensendung nicht leisten könne. Tatsächlich dauern nicht wenige Podcasts eine Stunde oder länger – manche schaffen es gar auf mehr als acht Stunden. Aber man kann ja auf Pause drücken – und später einfach weiterhören. „Man kann Podcasts gut in den Alltag integrieren“, so die Medienforscherin.

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Vor allem in den Corona-Alltag. Denn bei so wenigen sozialen Kontakten ist es doch irgendwie nett, sich von der Stimme aus dem Handy berieseln zu lassen. Dass es während der Corona-Krise einen Anstieg beim Hören gab, führt Nele Heise nämlich nicht nur auf die speziellen Corona-Podcasts mit Virologen zurück. „Es liegt auch daran, dass sich unser Alltag durch die Lockdown-Phasen komplett verändert hat. Ob die Menschen aber weiter Podcasts hören, wenn die Tagesabläufe wieder normaler werden, können wir noch nicht vorhersagen.“

Gar nicht so leicht, einen Überblick zu bekommen

Sie glaubt jedoch, dass Menschen, die mit Corona-Podcasts gestartet sind, vielleicht auch andere Formate ausprobieren werden. Einziger Wermutstropfen: Es ist gar nicht so leicht, sich einen Überblick über die unfassbar große Menge an Podcasts zu verschaffen. „Man muss sich da tatsächlich ein bisschen reinarbeiten“, sagt Nele Heise. Sie rät, sich Tipps im Freundes- und Bekanntenkreis zu holen. Außerdem hat sie uns einige Empfehlungen gegeben. Diese sowie weitere Tipps aus der Redaktion stellen wir Ihnen hier vor. Viel Spaß beim Reinhören!