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Make Lätzchen great againKöln hat mit NaiNai Bao eine neue Adresse für handgezogene Nudeln

Lesezeit 3 Minuten
27.09.2024 Köln. Das Chinesische Restaurant Nai Nai Bao im Josef-Haubrich Hof.Foto: Alexander Schwaiger

Ein Favorit im chinesischen Lokal: Biang Biang mit gebackener Aubergine und Tomaten-Rührei.

Und warum das eine wirklich gute Nachricht ist, erklärt unsere Restaurant-Kritikerin Julia Floß.

Für gewöhnlich spreche ich gerne über die Gegend der besuchten Gastronomie. In welcher Nachbarschaft befinden wir uns? Welchen Status hat das Restaurant dort? Wie ist die Stimmung in dieser Ecke der Stadt? Das NaiNai Bao befindet sich am Neumarkt und damit an einem der bedrückendsten Orte Kölns. Die Spuren von Drogensucht und Obdachlosigkeit sind überall sichtbar und erzeugen bei mir eine Mischung aus Fassungslosigkeit und Betroffenheit.

Trotzdem steht der Neumarkt auch für viele andere Dinge: Er ist Verkehrsknotenpunkt, Stadtzentrum, Start oder Ziel von Besucher*innen und Tourist*innen.

Julia Floß

Julia Floß

Julia Floß ist ausgebildete Köchin und Patissière und hat viele Jahre in verschiedenen von Gault-Millau und Guide Michelin ausgezeichneten Küchen gearbeitet, bevor sie Journalismus und Medienkommunika...

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Er ist Arbeitsplatz und Wohnort. Hier ist die Stadtbibliothek, das Viertel mit den indischen Lebensmittelgeschäften, die umgedrehte Pop-Art-Eistüte und der widerspenstige Brunnen. Vor wenigen Wochen eröffnete hier Kölns jüngste Adresse für handgezogene Nudeln, das NaiNai Bao. Auf der Menükarte stehen ein paar Salate, gefüllte Teigtaschen, Baos, Suppen, Reisgerichte und das Wichtigste: die Biang Biang-Nudeln.

Für die Nudelzubereitung zieht ein Mann Teig in der Restaurantküche auseinander.

Kölns jüngste Adresse für handgezogene Nudeln: das NaiNai Bao

Diese spezielle Nudelsorte kommt aus der Provinz „Shaanxi“ im Nordwesten Chinas und erlebt in Deutschland einen eher behäbigen Hype. Das Außergewöhnliche an diesem Gericht ist die Nudelform und die Art der Herstellung. Tatsächlich geht es nicht um feinste Nudelfädchen, die besonders wirkungsvoll durch die Lüfte gewirbelt werden. Nein, die Biang Biang Nudel ist ein richtiges Brett beziehungsweise weckt Gürtel-Assoziationen. Sie ist mindestens 2 cm breit, relativ dick und auf dem Teller weiß man nie so genau, wo sie anfängt oder aufhört. Isst man sie mit Stäbchen, sollte man entweder ein Wechsel-Outfit dabei haben oder über ein sehr großes Lätzchen nachdenken.

Traditionell wird sie mit einer Art Vinaigrette aus Chili-Öl und Essig serviert. Dazu geschmortes Fleisch, gedünsteter Kohl, etwas Tofu und eine Handvoll Sojasprossen. Im NaiNai Bao stehen sechs verschiedene Versionen zur Auswahl und ich empfehle ausdrücklich die vegetarischen und veganen Optionen. Das Gericht „simple biang biang“ wird mit Weißkohl, einer süßlichen Knoblauch-Vinaigrette und frischem Schnittlauch serviert. Trotz der überschaubaren Komponenten ist das ein ungemein befriedigendes Gericht und erinnert ein kleines bisschen an die österreichischen Krautfleckerl.

Tofu-Kissen voller Umami

Die zweite vegane Variante kommt mit Tofu, Shiitake-Pilze und frischem Koriander und ist ein herrlich würziger Teller mit vielen verschiedenen Konsistenzen. Ich würde in der Küche wahnsinnig gerne mal Mäuschen spielen, um herauszubekommen, wie genau dieser Tofu verarbeitet wurde. Sind es etwas die frittierten Kissen, die lange marinieren durften? Ich bin sehr interessiert, weil ich Tofu in dieser Form noch nie gegessen habe. Die kleinen saftigen Päckchen sind bissfest, dennoch weich und voller Umami. Der Geschmack von Shiitake-Pilze und Sojasauce dominiert. Frischer Koriander bildet den kräutrigen Gegenpol.

Mein Biang Biang-Favorit ist die Version mit gebackener Aubergine und Tomaten-Rührei. Die Mischung aus Eiern und Tomaten ist ein chinesischer Klassiker und passt ganz hervorragend zu den breiten, teigigen Nudeln. Im NaiNai Bao wird diese Versionen sowohl mit geschmortem Rind, geschmortem Schweinefleisch oder eben gebackener Aubergine serviert. Die riesige Portion reicht locker noch für das nächste Mittagessen. Den Schärfegrad bestimmt der Gast selbst.

Ich habe den leisen Verdacht, dass die Karte ein bisschen zu groß für die geringe Personaldichte ist. Die Wartezeiten sind relativ lang, was gerade im Mittagsgeschäft ungünstig ist. Es fehlt auch noch an Servicepersonal. Wir wurden sehr freundlich empfangen, das Essen war köstlich, aber man sollte aktuell ein bisschen Geduld mitbringen.

NaiNai Bao, Josef-Haubrich Hof 3, 50676 Köln, Öffnungszeiten: täglich 11.30 - 21-30 Uhr

Die Fassade des Lokals ist zu sehen.

Das Lokal liegt am Neumarkt.

Meine Auswahl:

Smashed Chili Cucumber Salad // Gurkensalat // 3,90 Euro

Simple Biang Biang mit Weißkohl, Knoblauchsauce und Schnittlauch // 10,- Euro

Biang Biang Aubergine mit Aubergine, Tomaten-Rührei und Koriander // 13,- Euro

Biang Biang Vegan mit Tofu, Shitakeepilzen und Koriander // 12,50 Euro

Tofu Bao mit knusprigem Tofu, Sriracha und Salat // 7,– Euro