Köln – Am 1. August 2020 eröffnete das Tapas-Restaurant um die vier Freunde Mattis, Luka, Henning und Benedikt. Wenig später kam der Lockdown. Den desaströsen Einstieg hat das Team glücklicherweise überstanden und tastet sich nun an normale Abläufe heran: zusätzlich zur Abendkarte wird Freitag bis Sonntag ein Mittagstisch angeboten. Seit kurzem gibt’s am Wochenende auch noch Frühstück. Das ursprüngliche Kerngeschäft findet immer noch abends statt: die Tapas.
Kleinigkeiten aus aller Welt
Der Lokalname ist eine Anspielung auf die Reise-Begeisterung der vier Freunde und die daraus abgeleitete Diversität der angebotenen Kleinigkeiten: Korea trifft Levante, Japan meets Südfrankreich, Peru neben Bergisch Gladbach. Die Idee, dass jeder seine neu gewonnene Inspiration auf der Karte mit einbringen kann, ist in der Theorie total schön – in der Umsetzung ein bisschen verwirrend. Anders kann ich diesen leichten Störer nicht erklären.
Das Trapas ist ein Wohlfühlort: ein wunderschönes Ladenlokal mit viel Platz, die Atmosphäre ist entspannt, der Service wahnsinnig freundlich, aufmerksam und schnell. Die Getränkekarte liest sich spannend und man gibt sich auch bei nicht-alkoholischen Drinks Mühe. Hier steckt ganz viel Liebe im Detail. Was ist also der Störer?
Nach und nach trudeln die Schälchen auf dem Tisch ein. Eine Reihe Dips: Aioli, Sakha (Joghurt mit Feta und Minze), Cho Gochujang (koreanische Chili-Sauce), Wasabi-Creme. Eine wilde Mischung, aber es geht ja erst los. Der Lachs ist herrlich zart und die Kombination mit Teriyaki und Wasabi-Schärfe sehr gefällig. Das Kokos-Curry wird bis auf den letzten Tropfen ausgelöffelt.
Ausgerechnet der Pak Choi ist ein Überraschungsknaller und man zankt sich um die letzten grünen Blättchen in Soja-Vinaigrette. Der Feta-Salat kann mit den kräftigen Umami-Aromen nicht mithalten beziehungsweise hier setzt dann vollends dieser „Sommerfest-Jeder-bringt-was-mit-Effekt“ ein: Zur Auswahl stehen viele wunderbare Dinge, die in sich total stimmig sind, aber Muttis Nudelsalat mit Lyoner will einfach partout nicht zu Franks Minzpesto passen. Das ändert nichts an der Tatsache, dass beides lecker ist und man einen fantastischen Abend hatte, kulinarisch rund ist es aber nicht.
Aromen-Reise um die Welt
Vielleicht sind diese Kontraste ein gewünschtes Stilmittel, weil es ja um eine Aromen-Reise um die Welt geht. Mehr Querbeet-Probieren, weniger Zusammenspiel. Vielleicht ist genau das der Reiz für viele Gäste: Neugierde und Abwechslung.
Das Banh-Mi zum Frühstück war übrigens überhaupt nicht verwirrend, sondern einfach nur sehr, sehr gut. Würzig marinierter Tofu, saure Tamarinde, eingelegtes Gemüse, ein seidig-süßes Omelett und ein Hauch Chilisauce. Zum Frühstück nach Vietnam – vielleicht reicht mir einfach ein Fernziel pro Mahlzeit.
Fazit: Wohlfühlort mit schöner Getränkekarte und gute KücheBewertung: Fünf von sechs Spitzen