Eine Postkarte mit dem Rezept für „Cordon Bleu“ nach Art des Hauses liegt aus. Man ist hier anscheinend sehr stolz darauf. Musste ich natürlich probieren. Was soll ich sagen: Es gibt wohl kein Besseres in Köln – auch weil sich kaum noch jemand Mühe mit dem Klassiker gibt. Herrlich gewellte Panade, ein großes, saftiges Stück Fleisch, eine würzige Füllung mit Gruyère und Lyoner Schinken. Dass die dazu gereichten Pommes Parmentier (Kartoffelwürfel, Vorläufer der Pommes frites) und der Salat nur solider Durchschnitt sind, fällt da kaum ins Gewicht.
Weinbergschnecken und andere Delikatessen
Es gibt noch weitere gute Gründe, hier zu essen: Das Ragout von Schwertmuschel, Schwarzwurzel und Liebstöckel vereint Meerestier und Wurzelgemüse auf subtil-cremige Art. Ein Gericht, das auch im Spitzenrestaurant nicht fehl am Platze wäre. Ansonsten bietet die Karte vor allem Klassiker der französischen Landküche: Weinbergschnecken, gute Austern, flambierte Kalbsnieren, Foie gras mit Traubengelee, Fischsuppe, Jahrgangssardinen („La Quiberonnaise“), Käse von der Fromagerie René Tourette. Eine große Schiefertafel listet die Tagesgerichte.
Wein für zuhause
Die Blutwurst (Boudin Noir) kommt gebacken daher, trotzdem ist sie nicht zu trocken. Bei den Linsen fehlt allerdings der Mut zu mehr Säure und beim Senf zu mehr Schärfe, so dass das Gericht recht schwer wirkt. Und das Geflügel im Hauptgang ist etwas zu fest, so dass man es nicht schafft, es mit Genuss zu essen, bevor es kalt wird. Anders gesagt: alles sehr rustikal und herzhaft, sehr reichhaltig, für starke Esser – auch was die Portionen der Hauptgänge anbelangt.
Auster „Fines de Claires“ // 3 € pro Stück
Gebackene Boudin Noir / Essiglinsen / Quitte // 9,50 / 14,50 €
Cordon Bleu vom Kalb, nach Art des Hauses // 21,50 €
Käseauswahl von Maître René Tourette // 9,50 / 15,50 €
Ragout von Schwertmuschel, Schwarzwurzel, Liebstöckel // 14,50 €
Coq au Riesling / Speck / Wurzelgemüse / Tagliatelle // 18,50 €
Armer Ritter, Glühweinsorbet // 8,50 €
Schön, dass man vieles auch eine Nummer kleiner als Vorspeise bestellen kann. Schön auch, dass die Brasserie seit Kurzem mittags geöffnet hat und eine kleine Karte anbietet (darauf unter anderem einen Zwei-Gang-Businesslunch mit Getränk für 16,50 Euro). Und schön zum Dritten: Die Weine kann man auch für Zuhause erwerben; viele liegen im Restaurant um 30 Euro, etwa der sehr gute Grüne Veltliner „Hefeabstich“, der zum Mitnehmen die Hälfte kostet. Überraschenderweise gibt es sogar etliche gereifte Bordeaux im Angebot.
Bedienung mit Akzent
Die „Brasserie Marie“ ist ein Projekt von Ole Landsjöaasen, er war bereits mitverantwortlich für „Marie Curry“, den Wurstimbiss im roten Doppeldecker-Bus. Der Service in der „Brasserie“ ist freundlich, spricht zum Teil sogar stilecht mit französischem Akzent. Zeit sollte man etwas mitbringen, aber beim Warten sitzt es sich gemütlich in dem schummrig beleuchteten etwas lauten Lokal mit viel dunklem Holz, Spiegeln und Fotos der Pariser Metro.
Brasserie Marie
Zülpicher Straße 268, 50937 Köln-Sülz, 0221/96269194geöffnet Di-Fr 12-15 Uhr, Di-So 18-24 Uhrwww.brasserie-marie.de