Während in Russland der Ball für die Weltmeisterschaft ins Rollen gekommen ist, ist hierzulande gerade Spielpause. Verfolgen können wir das WM-Geschehen auf dem heimischen Bildschirm oder an einem der vielen tollen Orte für Public Viewing.
Wem das nicht reicht: Glücklicherweise gibt es auch noch andere Möglichkeiten, ins Stadion zu kommen, zum Beispiel bei einer Führung. Für alle, die einmal einen Blick hinter die Kulissen einer riesigen Fußballarena werfen möchten, ist dies sogar die bessere Alternative. Wann sonst kommt man schon in eine Spielerkabine oder kann wie die Profis durch den Spielertunnel ins Stadion einlaufen?
Bayarena Leverkusen
Die hochmoderne Heimstatt von Werksverein SV Bayer 04 Leverkusen bietet gleich mehrere Touren an. Neben klassischen Führungen gibt es spezielle Rundgänge für Kinder sowie für Menschen mit Gehbehinderungen. Es geht dabei in Bereiche, die sonst für Zuschauer verschlossen sind.
Teilnehmer können Spielerbänke, Presseraum, Premium-Lounge, Einlauftunnel und den Rasen im Innenraum in Augenschein nehmen. Sogar an Spieltagen gibt es eine spannende Tour. Bis drei Stunden vor Spielbeginn dürfen Besucher die laufenden Vorbereitungen im Stadion und die Aussicht von der Spielerbank hautnah erleben. Bevor die Bayer 04-Profis auflaufen ist die Anspannung am größten. Wer noch mehr Nähe sucht, bucht eine Nacht im Stadionhotel in der Nordkurve.
90 Minuten hat ein Spiel, und genauso lange dauert der Blick hinter die Kulissen der Spielstätte des 1. FC Köln in Müngersdorf. Die Initiative für den Standort am Grüngürtel ging vom damaligen Oberbürgermeister Konrad Adenauer aus. Das moderne Stadion von heute gehört mit seiner markanten Architektur zu den Kölner Sehenswürdigkeiten.
Es gibt Themen-Führungen, die in die Umkleiden der Spieler und an andere Orte führen, an die Besucher sonst nicht gelangen. Fans können „auf den Spuren von Lukas Podolski“ wandeln, die heitere „Abseits-Tour“ mit Schiri-Legende Walter Eschweiler oder die „Meister-Tour“ mit FC-Urgestein Harald Konopka wählen. Egal welche Liga die Geißböcke gerade spielen: für jeden FC-Freund dürfte ein Thema dabei sein.
Dreieinhalb Stunden Fohlengeschichte vom Feinsten: Mit dem Bus geht es quer durch Mönchengladbach. Wer alles über den „Mythos Borussia“ erfahren will, geprägt von Namen wie Günter Netzer oder Berti Vogts, kann sich einer Tour anschließen, die in der ganzen Stadt auf Borussia-Spurensuche geht.
Elf Stationen steuert sie an, die untrennbar mit dem Verein verbunden sind, und endet im Borussia-Park. Der Guide weiß unzählige Anekdoten und Geschichten über ehemalige Gladbacher Idole – welche zum Schmunzeln, zum Staunen und zum Weinen. Wem die ganze Busreise zu viel ist, der bucht eine klassische Stadionführung, die Einblicke in Winkel gewährt, zu denen normale Stadionbesucher keinen Zutritt haben.
Sportgeschichte von der Antike bis heute. In der Dauerausstellung des Museums gibt es für den Lieblingssport der Deutschen auch einen Fußball-Bereich. Für die richtige Stimmung in Turnierzeiten wie diesen sorgen unter anderem Ausschnitte aus der legendären Reportage des WM-Endspiels 1954 – mit der mitreißenden Kommentierung von Herbert Zimmermann, die im Hintergrund zu hören ist: „… Kopfball – abgewehrt – aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen – Rahn schießt! – Tooooor! Tooooor! Tooooor! Tooooor! …“.
Der Mitschnitt aus dem Lautsprecher ist Fußballdrama pur und das „Wunder von Bern“ hat bis heute Gänsehautfaktor. Wer jetzt selber eine Runde kicken möchte: Ab aufs Museumsdach mit Rheinblick!
Fußball ist für viele Menschen mehr als eine Sportart. Er spiegelt – vor allem in Nordrhein-Westfalen – das Lebensgefühl einer großen Region wider. Wer in der Bundesligapause nicht in ein Loch fallen will, der setzt sich aufs Fahrrad oder ins Auto und fährt los: Die Deutsche Fußballroute führt Fußballfans über 825 Kilometer durchs ganze Land, von der Eifel über den Niederrhein und vom Ruhrgebiet bis zum Teutoburger Wald.
Sie passiert nicht weniger als 15 Städte mit Traditionsvereinen, wo man Fußball-Kultstätten, Baudenkmäler und Sehenswürdigkeiten erkunden kann. Neugierige erfahren allerlei Kurioses und Wissenswertes zum Fußball und können ganz besondere Orte entdecken. Etwa den Bolzplatz in Bergheim, auf dem Lukas Podolski das Toreschießen lernte.
Ganz Deutschland diskutierte 2006 über jene berühmte Bleistiftkritzelei, die Torwarttrainer Köpke dem deutschen Keeper Jens Lehmann beim Elfmeterschießen im Viertelfinale gegen Argentinien zusteckte. Heute liegt der Zettel in einer Museumsvitrine.
Fußballgeschichte ist Alltagsgeschichte unserer Republik. Naheliegend, dass Fußball-Relikte aus mehr als 60 Jahren Nachkriegszeit im Bonner Museum gelandet sind. So auch das Trikot, das DDR-Torschütze Jürgen Sparwasser beim 1:0-Sieg gegen die BRD bei der WM 1974 getragen hat. Und ein Modell der Fußballstiefel von 1954, damals noch mit Schraubstollen unter den Sohlen. Diese und weitere Exponate sind zu sehen in der Dauerausstellung „Deutsche Mythen seit 1945. Mythos Fußball“.
Im Mai hat Trainer Jogi Löw hier den Kader für die Fußball-WM in Russland vorgestellt. Das emotionale, interaktive Konzept des Dortmunder Hauses umarmt die Fans mit Stadionatmosphäre. Besucher laufen nämlich begleitet von Fangesängen durch einen Spielertunnel zur ersten Halbzeit ein, dem ersten Museumsbereich.
Selbst die Gastronomie passt ins Konzept, der frühere Koch der deutschen Elf, Sternekoch Holger Stromberg, hatte seine Finger im Spiel. Auf den Tisch kommt, was schon die Spieler in Weltmeister-Form gebracht hat. Alle Spiele mit deutscher Beteiligung und das Finale werden auf Großbildleinwand übertragen. Und man kann ein Foto mit dem WM-Siegerpokal von 2014 machen lassen. Tickets kosten 6 Euro (inkl. Freigetränk).
Der Mann ist definitiv Legende, sein linker Schuh steht im Fußballmuseum und sein Siegtreffer im Finale der Fußball-Weltmeisterschaft 1954 im schweizerischen Bern gegen Ungarn sicherte Helmut Rahn einen Eintrag in den Geschichtsbüchern. Wer wissen will, wo der „Boss“ gelebt, trainiert und seine Freizeit verbracht hat, kann sich in Rahns Heimatstadt Essen auf seine Spuren begeben.
Die Helmut-Rahn-Tour führt unter anderem zum Geburtshaus des Helden von Bern in Altenessen und zu seinen fußballerischen Stationen. Die längste und wichtigste seiner Karriere hatte er bei Rot-Weiss-Essen. Den Abschluss der Tour, die etwa drei Stunden dauert, bildet dann ein Blick ins Essener Stadion an der Hafenstaße. Buchungen bei der Touristikzentrale.