Köln – Umwelt- und Denkmalschützer sowie Anwohner haben am Freitag einen letzten großen Anlauf genommen, um zu verhindern, dass der 1. FC Köln sein Trainingsgelände am Geißbockheim erweitert. Der Bundesligist will im denkmalgeschützten Äußeren Grüngürtel drei neue Trainingsplätze und ein Leistungszentrum bauen. Die Ausbaugegner schlagen stattdessen vor, Gebäude und Sportplätze in Marsdorf zu errichten.
Bei einer Pressekonferenz am Freitag stellten sie einen Plan vor, wie eine Bebauung am westlichen Stadtrand auf einer Ackerfläche möglicherweise aussehen könnte. Der Vorschlag besteht darin, das Leistungszentrum und die Trainingsplätze an der Rheinischen Allee zu errichten und bei dieser Gelegenheit auch gleich den Äußeren Grüngürtel nach Westen auszudehnen. So wäre es möglich, den zusätzlich versiegelten Boden direkt vor Ort auszugleichen. Das Projekt nennen die Gegner eines Ausbaus am Geißbockheim „Landschaftspark Beller Bogen“. Dort sollen auch Bäume gepflanzt und ein möglicherweise ein Gewässer angelegt werden. „Wir wollen dem FC eine gute und qualitative Alternative zur Gleueler Wiese anbieten“, sagt Roland Schüler, stellvertretender Bezirksbürgermeister in Lindenthal.
1. FC Köln: Genug Platz in Marsdorf?
Die Ackerfläche in Marsdorf gehört zu größeren Teilen der Stadt – eigentlich sollte dort der neue Großmarkt entstehen, da das bisherige Gelände im Kölner Süden mit Wohnungen bebaut wird. Inzwischen ist allerdings nur noch von einem deutlich kleineren Frischezentrum die Rede – aus Sicht der Ausbaugegner ein Zeichen dafür, dass für den FC genug Platz zur Verfügung stehen würde.
Die Rheinische Allee ist bislang ein reines Gewerbegebiet. Unternehmer Guido Amian, dessen Firmengelände an den Acker grenzt, unterstützt die Idee eines Landschaftsparks mit einem integrierten Trainingszentrums ebenfalls. „Ich würde mich freuen, wenn wir die verhärteten Fronten lockern könnten“, sagt er. Eine Basis für den 1. FC Köln in Marsdorf sei aus seiner Sicht eine der richtige Weg.
Baugenehmigung laut Ausbaugegnern schnell möglich
Die Ausbaugegner führen ein weiteres Argument ins Feld – theoretisch sei es möglich, in Marsdorf innerhalb von drei Jahren eine Baugenehmigung zu erhalten. Das bisherige Verfahren für den Bau auf der Gleueler Wiese dauert bereits sechs Jahre. Mit Widerstand aus der Bevölkerung sei in Marsdorf nicht zu rechnen – ganz anders als bei der Gleueler Wiese. Zwar kann der Stadtrat am 18. Juni eine Entscheidung treffen, danach will die Naturschutzorganisation BUND jedoch klagen. Somit kann es auch bei einer Erweiterung am Geißbockheim noch Jahre dauern, bis gebaut wird.
Das könnte Sie auch interessieren:
Die ehemalige Stadtkonservatorin Hiltrud Kier, die den Äußeren Grüngürtel 1980 unter Denkmalschutz stellte, warnt davor, das „städtebauliche Tafelsilber“ zu opfern. Die CDU dürfe nicht „das Vermächtnis des ehemaligen Bundeskanzlers und Oberbürgermeisters Konrad Adenauer schänden“, der den Grüngürtel einst anlegen ließ.
Alexander Wehrle lässt keine Zweifel
Die ehemalige Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner sagte, sie vermisse die Kompromissbereitschaft des FC. Das Leistungszentrum sei ein „dreistöckiger Klotz“, der in das Denkmal hineingesetzt würde. „Ich setze mich energisch gegen die Pläne des FC ein“, sagte Konrad Adenauer, Enkel des ehemaligen Bundeskanzlers. „Der FC hat sich in den Grüngürtel reingesetzt, es kann aber nicht der Ort der Zukunft sein“, so Adenauer.
FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle hat keinen Zweifel daran gelassen, dass der Bundesligist sein Trainingsgelände am Geißbockheim weiterhin ausbauen will. Eine Verlagerung an einen anderen Standort oder eine Aufteilung des Trainingsbetriebs lehnen die Verantwortlichen ab. Dabei spielt laut FC auch der ökologische Aspekt eine Rolle, da es bei einer Aufteilung auf zwei Standorte unnötige Autofahrten geben würde.