Der Streit um die Pläne des 1. FC Köln ist groß. Der FC will im Äußeren Grüngürtel ein Leistungszentrum und drei Kunstrasenplätze errichten.
Doch das widerspricht dem Regionalplan, der einen Grünzug zum Schutz der Landschaft vorsieht.
Die Bezirksregierung Köln schlägt nun vor, dass der FC mit seinem Bauvorhaben ausnahmsweise von diesen Festsetzungen abweichen darf.
Kölnl – Viele Städte rufen derzeit den Klimanotstand aus. Politiker beschließen, dass Flachdächer und Vorgärten begrünt werden sollen, um das Stadtklima zu verbessern – und Helmut Röscheisen vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) ärgert sich: „Alle wissen, dass wir, um der globalen Klimakrise entgegenzusteuern, möglichst viel Grün in den Städten erhalten und vermehren müssen. Nur die Bezirksregierung Köln macht das Gegenteil und findet, dass weniger Grün im äußeren Grüngürtel nicht schadet“, sagte er in einer Pressekonferenz der Naturschutzverbände. Der Grund für die kritische Stellungnahme: das Vorhaben des 1. FC Köln, der im Äußeren Grüngürtel ein Leistungszentrum und drei Kunstrasenplätze errichten möchte – und eine entsprechende Vorlage seitens der Bezirksregierung Köln.
Danach schlägt diese einem ihrer Gremien, dem Regionalrat, vor, in seiner Sitzung am kommenden Freitag dem Wunsch der Stadtverwaltung nachzukommen und mit einem Zielabweichungsverfahren zu erlauben, dass der FC mit seinem Bauvorhaben ausnahmsweise von den verbindlichen Festsetzungen des Regionalplans abweichen darf.
„Regionaler Grünzug“
Der Regionalplan sieht für das Gebiet des Äußeren Grüngürtels ausdrücklich einen „regionalen Grünzug“ vor, „der dem Schutz der Landschaft, zur Erholung, und von Grundwasser und Gewässer dient und gegen Besiedlung zu schützen ist.“
Nach diesen Festsetzungen wäre die von der Stadtverwaltung frisch ausgearbeitete Änderung des Flächennutzungsplans und der entsprechende Bebauungsplan unrechtmäßig – sie sind aber die baurechtlichen Grundlagen für die Ausbaupläne des FC.
Temperaturerhöhung von drei Grad
Die Naturschutzverbände führen Argumente an, warum ihrer Ansicht der Regionalrat keinesfalls dem Vorschlag der Bezirksregierung folgen soll: Ganz abgesehen vom Denkmalschutz, unter dem das Grünsystem stehe, habe es die wichtige klimaökologische Funktion einer Kaltluftschneise für die Stadt. Immerhin handele es um eine Fläche von mehr als 40 000 Quadratmetern.
Jakob Risch vom Nabu: „Nach einem Klimagutachten, das die Stadtverwaltung in Auftrag gegeben hat, kommt es in dem Areal, das mit Kunstrasenflächen versiegelt und bebaut werden soll, zu einer Temperaturerhöhung von mindestens 3 Grad.“ Das führe zu einer Aufheizung der Stadtteile Sülz, Lindenthal und Klettenberg und zu einer Beeinträchtigung des gesamten Stadtklimas.
„Die Vorwürfe werden auch durch ständige Wiederholung nicht richtiger“, sagt FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle. „Beispielsweise unterschlagen die Gegner des Projekts offenbar bewusst, dass der FC die Einrichtung einer neuen Bushaltestelle am Rhein-Energie-Sportpark finanziert hat.“ Dass die Pläne gegen den Denkmalschutz verstießen und der stadtplanerischen Idee Adenauers widersprächen, sei zudem eine Meinung, die weder vom Stadtkonservator noch von der politischen Mehrheit im Stadtrat geteilt werde – „sonst hätten wir für die Pläne ja keinen Aufstellungsbeschluss im Stadtentwicklungsausschuss erhalten“, so Wehrle weiter.
Aktuellen Pläne seien Kompromiss
Die aktuellen Pläne, die nun in der Offenlage seien, stellten im Übrigen bereits einen Kompromiss dar. Er sei im Austausch mit den Ratsparteien und der Verwaltung in einem transparenten, regulären Verfahren entstanden, sagte der FC-Geschäftsführer. „Daher sind wir zuversichtlich, dass wir diese Pläne auch umsetzen können.“
Röscheisen dagegen betonte, dass die Gründe, die der Fußballverein bislang für den Standort im Äußeren Grüngürtel ins Feld geführt hatte, mittlerweile obsolet seien: „Die Elsa-Brändström-Schule, mit der der Verein kooperiert und an der viele Nachwuchsspieler lernen, ist seit diesem Schuljahr Teil einer Gesamtschule mit zwei Zweigstellen. Die Klassen 8 bis 13 lernen mittlerweile in Müngersdorf.“ Das Argument, der Verein müsse den Spielern kurze Wege ermöglichen, entfalle.
Außerdem sei der Standort in Marsdorf wieder eine echte Alternative, weil die bislang befürchteten Platzprobleme vor Ort nicht mehr vorhanden seien: Der Großmarkt ziehe entweder gar nicht nach Marsdorf oder aber er werde viel kleiner als geplant, weil EU-Subventionen fehlten.
Dass ein Zielabweichungsverfahren nötig ist, zeige aber vor allem eines: „Nicht nur das aktuelle Vorhaben ist nach dem Regionalplatz im Äußeren Grüngürtel eigentlich unzulässig, sondern auch das gebaute Geißbockheim“, so Röscheisen. Sein Bau solle nun im Nachhinein legalisiert werden.
Alexander Wehrle indes wundert sich über einen Aufruf der Naturschützer, das Verfahren zu sabotieren, indem möglichst unstrukturierte Einwendungen eingesandt werden: „Die Bürgerinitiative hatte ursprünglich mehrfach betont, an einer konstruktiven Lösung mitarbeiten und den FC nicht aus dem Grüngürtel vertreiben zu wollen.“ Diese Haltung habe sich offenbar geändert, sagte der Geschäftsführer des 1. FC Köln.