Köln – Karnevalsveranstaltungen absagen oder nicht? Das ist die große Frage, die die Betroffenen seit der Pressekonferenz von Ministerpräsident Hendrik Wüst und Karnevalsoffiziellen am Dienstag umtreibt. Angesichts der gegenwärtigen Infektionslage seien Karnevalspartys und -bälle, aber auch klassische Karnevalssitzungen in Innenbereichen gegenwärtig nicht vertretbar, da waren sich Wüst und der Kölner Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn einig.
Finanzielle Unterstützung von Bund und Land für pandemiebedingte Absagen sagte man Vereinen und Veranstaltern zu. Allerdings gibt es auch Stimmen, die den – aus ihrer Sicht – vorauseilenden Gehorsam des organisierten Karnevals nicht verstehen. Ein Überblick.
Was passiert mit der Lachenden Arena?
Die größte Sitzung der Welt soll im Rahmen der gesetzlichen Rahmenbedingungen stattfinden. Lanxess-Arena-Geschäftsführer Stefan Löcher: „Selbstverständlich richten wir unseren Betrieb auch zukünftig an der aktuellen Corona-Schutzverordnung des Landes aus. Die aktuelle Verordnung gilt bis zum 21. Dezember. Daraus geht hervor, dass Großveranstaltungen mit bis zu 5000 Besuchern in unserem Hause stattfinden können.“ Aufgrund der durchweg positiven Erfahrungen, die man im bisherigen Corona-Veranstaltungsbetrieb mit weit mehr als 300.000 Besuchern ohne jegliche Infektionen gemacht habe, wolle man weitermachen.
Veranstalter Eberhard Bauer-Hofner ergänzt: „Die Sessionseröffnung am 13.11.2021 wurde unter Einhaltung der 2G-Regel sicher für alle Beteiligten wie Besucher, Künstler, Techniker oder Gastronomiepersonal durchgeführt. Bei der Lachenden käme sogar eine 2G-Plus-Regelung für alle Beteiligten zum Tragen. Durch die extrem leistungsstarke Lüftungsanlage sind Events in der Arena gleichzusetzen mit Outdoor-Veranstaltungen.“ Sollten neue Corona-Schutzverordnungen allerdings weitere Einschränkungen bei den Zuschauerzahlen verlangen, wäre das wohl das Aus für die Lachende Arena 2022: Weniger als 5000 Besucher pro Abend dürften sich wohl nicht rechnen.
Und die kleinen Veranstalter?
Kleine Vereine scheuen finanzielle Risiken, weshalb wohl viele ihre Sitzungen, Partys und Bälle absagen werden. Und selbst großen, gut ausgestatteten Traditionskorps wie den Roten Funken ist das Feiern einer Sitzung aktuell zu heikel. Nicht zuletzt wegen der Stimmung im Land. Sie werden wie in der letzten Session versuchen, durch kreative Aktionen den Kontakt zu ihren Mitglieder aufrecht zu erhalten. Beim Wurfmaterial für den Rosenmontagszug hat man zurückhaltend agiert: „Wir haben genug geordert, dass wir über die Strecke kommen“, sagt Funkensprecher Günther Ebert, „aber auch so sparsam, dass ein Ausfall des Zochs kein Problem wäre.“
Wie geht es den Saalvermietern?
Bernhard Conin, Geschäftsführer von Köln-Kongress, bedauert die wahrscheinlich zahlreichen Ausfälle der Veranstaltungen in Gürzenich und Flora, im Theater am Tanzbrunnen und im Kristall- sowie im Kongress-Saal der Messe. „Von dem Mietausfall werden wir über die angekündigten Förderprogramme von Land und Bund wohl 60 bis 80 Prozent zurückerhalten.“ Auf die Einnahmen aus der Gastronomie werde man wahrscheinlich ganz verzichten müssen. „Zudem haben wir für Januar und Februar Aushilfskräfte aus ganz Deutschland angeheuert und denen Unterkünfte besorgt. Da bleiben wir schon auf Kosten im sechsstelligen Bereich sitzen.“
Die Entscheidung über die Karnevalszüge ist auf Ende Januar verschoben. Was bedeutet das aktuell?
Für die Schull- und Veedelzöch, die vom Verein der Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtum veranstaltet werden, ist der Aufschub ein Dilemma. Gleiches gilt wohl für viele Züge in den Stadtteilen. „Wir hatten am Montagabend eine Besprechung mit mehr als 100 Vertretern der Schulen und Veedelsvereine, die am Karnevalssonntag 2022 mit durch die Stadt ziehen wollen“, erläutert der Vorsitzende Bernhard Conin. „Denen haben wir geraten, zunächst einmal nicht mehr groß in Vorarbeiten zu investieren.“
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Auch wenn der Förderverein die Zöch alljährlich mit 160.000 Euro sponsert, bezahlen Schulen und Vereine für Kostüme, Requisiten sowie Wagenaufbauten immer noch sehr viel aus eigenen Tasche. Und dafür haben die Vorarbeiten längst begonnen. Hierzu kommen hunderte von ehrenamtlichen Arbeitsstunden. Mit einer finalen Entscheidung, ob die Zöch stattfinden oder erneut abgesagt werden müssen, könne man daher die Veedelsgruppen und Schulen nicht bis Mitte Januar warten lassen, heißt es aus der Zugleitung. „Wir sind bei der Entscheidung aber auch vom Festkomitee und deren Rosenmontagszug abhängig, da wir denselben Weg gehen und dessen Tribünen mit nutzen. Und vom WDR, der die Zöch überträgt“, sagt Conin. „Daher werden wir vom Förderverein kurzfristig mit Festkomitee und WDR das Gespräch suchen und auch erneut mit den Schulen und Veedelsvereinen beraten.“
Er würde gerne die Chance nutzen und im Straßenkarneval „einfach mal wieder improvisieren. Das hat in Köln ja schon mehrfach geklappt. Aber wenn es letztendlich heißt, es geht nicht, dann geht es eben nicht.“