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Architektenpaar ersinnt Lückenfüller

Lesezeit 4 Minuten

So könnte ein Haus oberhalb der Parkpalette zwischen Severinstraße und Klösterchen aussehen.

Innenstadt – Wenn Anja Edom durch ihr Veedel geht, sieht sie manchmal vor allem das, was fehlt: Wohnungen in den vielen Baulücken. Zwischen den Häusern im Severinsviertel klaffen sie, mal über flachen Ladenlokalen, mal über Parkplätzen, mal auf ganzer Länge eines Blocks. Die Architektin ärgert das. Denn Wohnraum in der Südstadt ist Mangelware. „Wir haben eine Wohnung. Aber wenn wir uns etwas Neues suchen müssten, wäre das schwierig“, sagt sie. Mit ihrem Mann Hans Binder entwirft sie seit 2009 für ihr gemeinsames Büro Ein- und Mehrfamilienhäuser.

Auf Anregung der Südstadt-SPD haben sie sich nun Orte im Severinsviertel gesucht, die Platz für Wohnhäuser bieten könnten. Vier Grundstücke haben sie sich genauer angeschaut und ihre Ideen für sie beispielhaft auf einem Stadtteilspaziergang der Sozialdemokraten vorgestellt: Zwei überbaute Parkplätze und zwei aufgestockte Häuser. „Wir haben nicht lange suchen müssen“, sagt Edom. Ihr Lieblingsbeispiel ist das Blockinnere zwischen Klösterchen und Severinstraße. Auf einem Computerbild zeigt sie ein langgestrecktes, zweigeschossiges Wohnhaus auf Stelzen über der Parkpalette, die zwischen den Wohnhäusern steht. „Dadurch würde man niemandem etwas wegnehmen“, sagt Edom. Die Parkplätze blieben erhalten und auch die Bäume könnten wahrscheinlich stehen bleiben. In der Achterstraße bietet sich eine ähnliche Gelegenheit.

Zwischen Mehrfamilienhäusern parken Autos. Die Stadt hat Parkautomaten aufgestellt und die Geschäfte auf der Severinstraße sind auch hier nicht weit. „Ursprünglich war der Block sicher durchgehend bebaut“, sagt Edom. Mit schnellen Strichen hat sie ein Gebäude in die Lücke skizziert, drei Etagen und ein Dachgeschoss. Zwischen den Stelzen im Erdgeschoss bleibt die Zufahrt zum Parkplatz erhalten. Mehr als ein Dutzend Wohnungen kann sie sich hier vorstellen. Auf der Severinstraße sind ihr zwei Lücken aufgefallen, im Erdgeschoss jeweils eine Apotheke und darüber eine einzige weitere Etage. Die Nachbarhäuser sind zwei bis drei Stockwerke höher. Auf den Zeichnungen hat Edom die fehlenden Geschosse ergänzt.

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Hans Binder und Anja Edom vor der Parkpalette, die Platz für das Stelzenhaus bieten würde (siehe Bild oben).

Mit den Eigentümern hat sie nicht gesprochen. Es geht ihr darum, Möglichkeiten aufzuzeigen. „Man kann nur anfangen mit dem, was man sich vorstellen kann“, sagt sie. Welche Probleme insbesondere bei den schmalen Baulücken in Altstadtvierteln auftauchen können, ist ihr allerdings auch klar. Sie nennt Bodendenkmäler, zu wenig Platz für ein durchgehendes Treppenhaus, kein Raum für die vorgeschriebenen Stellplätze, die Belange der Nachbarn, die um Licht und Ausblick fürchten, und nicht zuletzt Eigentümer, die überhaupt kein Interesse an einer Bebauung haben.

Ein wenig wirkt es aber, als ob genau diese Herausforderungen sie reizen würden. Vorschläge, die sie gerne testen würde, hat sie reichlich. Die schmalen Häuser könnten etwa über Treppenhäuser auf der Rückseite erschlossen werden, von denen Laubengänge zu den Wohnungen führen. Dafür müsste sich mancher Bauherr mit den Nachbareigentümern einig werden und ein Wegerecht erwerben. Oder der Neubau in einer Baulücke kann mit einem benachbarten Haus so verbunden werden, dass ein gemeinsames Treppenhaus zu den Wohnungen führt. Manchmal seien vielleicht aber auch Abriss und Neubau die bessere Variante. Sie räumt ein, dass die von ihr betrachteten Baulücken für große Investoren zu wenig Erlös versprechen, für Einzeleigentümer gleichwohl zu viel Aufwand bedeuten könnten. Für die Eigentümer sei vor allem die Beschaffung der nötigen Informationen ein enormer Aufwand. Sie sieht die Stadt gefordert, die mit dem nötigen Wissen um Grundrisse, Bebauungspläne und baurechtliche Vorgaben Machbarkeitsstudien in Auftrag geben könnte. „Da muss man sich schon reinhängen“, sagt sie. Die SPD in der Südstadt, die Edoms Ideen vor Kurzem auf einem Spaziergang präsentierte, sorgt sich um die auslaufenden Mietpreisbindungen, die lange ein Garant für die soziale Mischung im Veedel waren. Weil keine neuen Sozialwohnungen entstehen, schrumpft ihr Anteil immer weiter.

Ratsmitglied Karl-Heinz Walter will, dass die Stadt sich konsequenter um die Baulücken kümmert. „Wo man Wohnraum schaffen kann, muss das geprüft werden“, sagt er, insbesondere, weil es in der Innenstadt sonst kaum noch freie Flächen gebe.

Anja Edom, Architektin