Das NRW-Schienennetz soll auf den neusten Stand gebracht werden. Aber bis zur Fertigstellung müssen Pendler mit Komplettsperrungen rechnen. Und zwar bis ins Jahr 2030.
Massive Änderungen im NRW-ZugverkehrBahn sperrt vier Hauptstrecken im Knoten Köln für jeweils fünf Monate
Bahnpendler im Rheinland müssen sich in den Jahren 2026 bis 2029 auf Streckensperrungen in einer neuen Dimension einstellen. Grund ist die Entscheidung der Deutschen Bahn vom Juni 2022, ihr 4200 Kilometer langes und stark belastetes Hochleistungsnetz bis 2030 einer Generalsanierung zu unterziehen.
Für die Region West hat die DB Netz AG jetzt einen Baufahrplan vorgelegt, der noch mit dem Bundesverkehrsministerium abgestimmt werden muss. Das Papier, das dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt und bereits in mehreren Runden mit dem Land NRW, Verkehrsverbünden und dem Fahrgastverband Pro Bahn diskutiert wurde, sieht vor, mehrere Hauptverkehrsachsen gestaffelt bis zu einem halben Jahr komplett zu sperren.
Bahnverkehr in NRW: Im Großraum Köln werden ab 2026 wesentliche Verkehrsadern saniert
Im Großraum Köln soll danach der Verkehr auf der Strecke Köln-Wuppertal-Hagen zwischen dem 6. Februar und 10. Juli 2026 eingestellt werden. Vom 9. Juli bis 10. Dezember 2027 wird nach diesem „Rollout-Szenario“ die Hauptschlagader Köln-Düsseldorf-Dortmund-Hamm folgen, vom 4. Februar bis 7. Juli 2028 die linksrheinische Verbindung von Köln über Bonn und Koblenz bis nach Mainz. Ein weiteres Jahr später steht vom 6. Juli bis 7. Dezember 2029 die Generalsanierung zwischen Köln und Aachen an.
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Mittelbar betroffen ist der Großraum Köln auch von der Sanierung der Strecke zwischen Emmerich und Oberhausen, die vom 15. Februar bis 13. Dezember 2025 bereits fest eingetaktet ist. Wegen der Sanierung werden vor allem die Güterzüge auf der Betuwe-Linie nicht mehr von Duisburg aus dem Rechtsrheinischen Richtung Süden fahren, sondern den linksrheinischen Umweg über Rheydt, Grevenbroich und die Kölner Südbrücke nehmen.
Die finale Entscheidung über die Auswahl und Reihenfolge der Streckenabschnitte treffe der Bund, heißt es in einer Stellungnahme der Bahn auf Anfrage. „Für die Generalsanierung der hochbelasteten Streckenabschnitte im Schienennetz erarbeitet die DB gemeinsam mit Aufgabenträgern, Ländern und den betroffenen Verkehrsunternehmen ein individuelles und leistungsfähiges Verkehrskonzept.“
Verfahren für S-Bahn-Ausbau im Kölner Hauptbahnhof wird eingeleitet
Unabhängig von der Generalsanierung des Hochleistungsnetzes laufen die Ausbauarbeiten im Bahnknoten Köln und für den Rhein-Ruhr-Express (RRX) weiter. So wird die Bahn noch in diesem Jahr das Planfeststellungsverfahren für die Erweiterung des Kölner Hauptbahnhofs und des Bahnhofs Köln-Messe/Deutz um jeweils einen S-Bahnsteig mit zwei Gleisen einleiten. Der Ausbau ist nötig, um mit der S 11 zwischen Bergisch Gladbach und Köln künftig im Zehn-Minuten-Takt fahren zu können.
Die Bauarbeiten für den RRX zwischen Leverkusen und Langenfeld, die sich wegen etlicher Probleme und dem Diebstahl von Oberleitungen um drei Wochen verzögert hatten, werden nach Angaben der Bahn am 15./16. September abgeschlossen sein. Dann wird die S-Bahn-Linie 6 zwischen Köln und Düsseldorf durchgehend zweigleisig fahren.
Norbert Reinkober, Geschäftsführer von go.Rheinland, ist zuversichtlich, dass die Generalsanierung der hochbelasteten Strecken im Rheinland keine negativen Folgen für den Ausbau des Bahnknotens Köln haben wird.
Herr Reinkober, die Bahn plant die Generalsanierung der hochbelasteten Strecken im Rheinland mit Vollsperrungen von fünf Monaten. Kann das funktionieren?
Die Bauarbeiten verteilen sich auf mehrere Jahre, die Korridore werden nicht parallel gesperrt. Die Planungen, wie man die Fahrgäste trotz der Vollsperrungen an ihr Ziel bringen kann, laufen erst an. Wir gehen davon aus, dass wir gemeinsam sinnvolle Lösungen finden werden. Zudem können aus den ersten ab 2024 stattfindenden Sanierungen der Hochleistungskorridore in anderen Bundesländern Erfahrungen gesammelt werden.
Welche Folgen hat das für den Bahnknoten Köln? Kann man gleichzeitig sanieren und ausbauen?
Grundsätzlich sind wir der Auffassung, dass Sanieren und Ausbauen zeitgleich möglich sein müssen. Die Kernstrecke des Ausbaus im Kölner Bahnknoten ist nicht in den Sanierungslisten enthalten. Deshalb gehen wir davon aus, dass wir den Ausbau wie vorgesehen vorantreiben können. Nach derzeitigem Planungsstand wird der Kölner Hauptbahnhof nicht gleichzeitig mit den Abschnitten der Hochleistungskorridore gesperrt sein. Wir kämpfen weiterhin vehement für den dringend notwendigen Ausbau des Kölner Bahnknotens und setzen uns dafür ein, dass dieser nicht durch die Sanierung der Hochleistungskorridore beeinträchtigt wird.
Wie positionieren sich der VRS und go.Rheinland grundsätzlich zum Generalsanierungsprogramm?
Die Branche steht vom Grundsatz her hinter dem Konzept, da sich nur so die Auswirkungen auf die Fahrgäste einigermaßen beherrschen lassen. Der Vorteil wird sein, dass es im Anschluss nicht mehr so viele Baustellen wie momentan geben soll. Zentrale Knotenpunkte wie der Kölner Hauptbahnhof müssen aber erreichbar bleiben. Bei Umleitungen darf der Regional- und S-Bahnverkehr nicht hinter Güter- und Fernverkehr zurückstehen. Wir erwarten überzeugende Konzepte für den Schienenersatzverkehr und eine Zusage vom Bund, dass er die dafür anfallenden Kosten übernimmt. Zudem bestehen wir darauf, dass Sperrpausen auch für eine Beschleunigung des Ausbaus von Stationen und der Digitalisierung des Netzes genutzt werden.