1961 war die Situation der KVB angespannt. Ein Straßenbahntyp einer Deutzer Firma machte Bahnfahren wieder attraktiver.
„KVB Früher und Heute“Wie sich Autos und Straßenbahnen in den 1960ern am Barbarossaplatz in die Quere kamen

1961: Eine Straßenbahn des Typs 1300 und Autos auf dem Salierring mit dem Barbarossaplatz im Hintergrund.
Copyright: Rolf Isensee/KVB Archiv
Der Blick in Richtung Barbarossaplatz zeigt 1961 eine Straßenbahn vom Typ 1300 auf dem Salierring inmitten von Autos. Die Situation der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) ist zu diesem Zeitpunkt angespannt. Der zunehmende Individualverkehr erschwert die Personenbeförderung mit Bus und Bahn vor allem im Stadtzentrum. Man kommt sich ins Gehege.
Mit dem Straßenbahntyp 1300 wurden die (Nachkriegs-) Zeiten immerhin ein wenig komfortabler. Erst wenige Jahre zuvor war der Fahrzeugbestand der KVB kriegsbedingt noch stark dezimiert. Die Deutzer Firma Westwaggon lieferte zwar nach dem Krieg ein paar sogenannte Aufbauwagen, wobei neue Stahlkästen auf alte Untergestelle gesetzt wurden. Doch der große Wurf war das noch nicht.

So sieht die Stelle auf dem Salierring zurzeit aus.
Copyright: Michael Bause
Mit der neuen Straßenbahn ging es vorwärts. „Das war die erste Generation von fabrikneuen Fahrzeugen, die für die KVB hergestellt worden sind“, sagt Andreas Gálffy vom Verein „Historische Straßenbahn Köln“. Insgesamt 80 Großraumtriebwagen bestellten die KVB 1955 bei Westwaggon. Damit sollte das Bahnfahren wieder attraktiver werden. Auch, weil immer mehr Kölner das Auto bevorzugten.
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Barbarossaplatz als Beispiel für autogerechte Stadtgestaltung
Gerade der Barbarossaplatz ist ein gutes Beispiel für die autogerechte Stadtgestaltung nach dem Krieg: Von allen Seiten strömte der Verkehr auf den grauen Knotenpunkt, der in noch grauerer Vorzeit sogar mal eine lauschige Brunnenanlage hatte. Vor allem die Anbindung der 1959 fertiggestellten Severinsbrücke an den Barbarossaplatz erforderte massive Eingriffe in die bisherigen Straßenzüge in der Umgebung und lenkte immer mehr Blech auf die Riesen-Kreuzung.
Die neuen Straßenbahnen waren innen und außen modern und brachten es bis auf 70 Stundenkilometer. Die Zeit der Holzbänke war endlich vorbei. „Die Fahrgäste haben diese Wagen sehr sehr genossen“, so Andreas Gálffy: „Sie genügten vom Interieur her dem mittlerweile gestiegenen Fahrgastanspruch.“ Die solide Technik machte die Züge langlebig. Erst in den 1980er Jahren wurden sie mit der Einführung neuer Stadtbahnwagen ausgemustert, für innerbetriebliche Zwecke eingesetzt, verkauft oder verschrottet. Sehr zum Leidwesen der Kölner, die sie vermissten.
Die Bahn auf dem historischen Foto ist auf der Linie 16 unterwegs, die damals Thielenbruch und Rodenkirchen verband und über die kompletten Ringe führte. Damals noch oberirdisch, denn unterirdische Strecken, die Bahnen vom Autoverkehr separierten, waren noch Zukunftsmusik. Heute fährt die 16 vom Ubierring zum Barbarossaplatz, um dort in den Innenstadttunnel in Richtung Neumarkt und weiter nach Niehl abzubiegen. Auf den Ringen ist stattdessen die 15 unterwegs, vorwiegend unterirdisch natürlich.
Zur Serie
In unserer Serie „Köln Früher und Heute“ stellen wir historische Fotografien aus Köln aktuellen Fotografien gegenüber, um zu zeigen, wie sich die Stadt über die Jahrzehnte verändert hat. Die neue Serie „KVB Früher und Heute“ ist ein Ableger, der sich ausschließlich auf historische Fotografien von Bussen und Bahnen der KVB konzentriert und damit ebenfalls den Wandel Kölns dokumentiert.