Köln – Überraschung in der Philharmonie: zum jecken Jubiläum – die Bläck Fööss traten im 33. Jahr hinterander in dem Musiktempel auf – traten die Musiker zunächst zu acht an. Denn auch Gitarrist Bömmel Lückerath, der sich eigentlich noch von den Auswirkungen eines Schlaganfalls erholt, war mit dabei und wurde vom Publikum in der voll besetzten Philharmonie mit stehenden Ovationen gefeiert. „Ich hab’ doch noch gar nichts gesungen“, wiegelt er ab. „Ich bin froh und glücklich, wieder hier zu sein.“
Er blieb allerdings nur den ersten Teil der Show und hielt sich auch da weitgehend auf einem Stuhl sitzend im Hintergrund, um die Lieder auf der E-Gitarre oder auch mal auf der Mandoline mitzuspielen. Denn das ganze Konzert wurde ja auch von seinem derzeitigen Ersatzmann Christoph Granderath bestritten. Nur für einen Solo-Auftritt („Wenn et Leech usjing em Roxy“) ging Lückerath nach vorne ans Mikrofon und genoss sichtlich die Zuneigung der Fangemeinde. „So ein Auftritt ist wichtig und tut dem Bömmel auch richtig gut“, sagte Schlagzeuger Ralph „Gus“ Gusovius in der Pause. „So etwas hilft doch mehr und besser als ein ganzes Röllchen Tabletten.“
Karnevalslieder in der Philharmonie?
Erry Stoklosa – neben Lückerath das letzte verbliebene Bandmitglied der Ur-Besetzung – erinnerte sich noch an die Anfänge in der Philharmonie und an eine Karikatur im „Kölner Stadt-Anzeiger“. In der Rubrik „Finden Sie das auch komisch?“ wurde damals eine Zeichnung, die Gruppe „op bläcke Fööss in der Philharmonie“ gezeigt. Stoklosa: „Natürlich haben viele zuerst den Kopf geschüttelt und gefragt, was das denn solle, Karnevalslieder in der Philharmonie?“ Aber Konzertveranstalter Otto Hofner habe von Anfang an an sie geglaubt und die Kritiker beschwichtigt: „Das ist keine Karnevalsband. Die Bläck Fööss machen kölsche Volksmusik.“
Und das auch an diesem Abend in der Philharmonie. Da bot die Band die gewohnte Mischung aus aktuelleren Titeln – so von der jüngsten CD „Su schön wie augenblecklich“ und jahrzehntelang beliebten Klassikern wie „Drink doch eine met“, „Unsere Stammbaum“, „Meiers Kättche“, „Am Beckendorfer Büdche“, „En unserem Veedel“ oder auch „Katrin“. Diese Liebesschnulze, die Mirko Bäumer so voller Inbrunst sang und regelrecht zelebrierte, wurde vom Publikum regelrecht abgefeiert. Zu recht. Denn diesen Gesang hatte seit Tommy Engels Zeiten keiner mehr so schön hinbekommen.
Die jüngeren Bandmitglieder – außer Bäumer vor allem Gitarrist und Sänger Pit Hupperten – sind wohl auch auch für die beiden ganz neuen Lieder zuständig, mit den die Band auch in den Karneval gehen wollen. Nach der Weltpremiere vor einigen Tagen bei drei Konzerten in Königswinter wurden beide Lieder nun erstmals öffentlich in Köln gespielt. Bei „Sing mich noh Hus, wo die Musik spillt, die ming Hätz erfüllt“ übernahm Hupperten den Hauptteil des Gesangs. Beim anderen neuen Song war es dann Bäumer, der verkündete: „Die nächste Rund, die jeiht op mich. Dat nächste Glas drink ich op dich. Dat nächste Kölsch is för uns zwei. Uns jode Zick jeiht nie vorbei.“ Beide Titel werden auf dem Sampler „Karneval der Stars“ erscheinen, der am 25. Oktober veröffentlich wird.
Wohl auch auf dem kommenden Album, das die Band rund ums goldene Jubiläum zum 50-jährigen Bestehen im kommenden Jahr plant. „Völlig sprachlos“ seien die Musiker gewesen, wie rasant der Vorverkauf für die beiden Konzerte auf dem Roncalliplatz gelaufen ist. Auch Veranstalter Micki Pick kann sich nicht daran erinnern, dass Konzerte auf dem Roncalliplatz jemals innerhalb so kurzer Zeit ausverkauft wurden. Daher haben die Fööss einen dritten Tag drangehängt, den Sonntag, 16. August 2020, 19.30 Uhr (Einlass: 18 Uhr). Hierfür gibt es noch Karten für 25,95 Euro. Zusätzlich ist im Mai eine Feierstunde im Dom geplant sowie ab Ende März ein Buch und eine Ausstellung im Stadtmuseum, die 50 Jahre Bandgeschichte mit Fotos und Texten Revue passieren lässt.
„Stadt-Anzeiger“-Leser können Fotos und Geschichten zu Bläck Fööss schicken
Die Bläck Fööss gelten zu Recht als die „Mutter aller kölschen Bands“. Sie waren die ersten, die moderne Pop- und Rockmusik ins kölsche Liedgut und auch in den Karneval einbrachten. Die Fööss waren Vorreiter und auch Vorbilder für die Vielzahl an jungen kölschen Bands, die es heute in der Stadt und in der Region gibt. Betrachtet man das Publikum bei den Konzerten der Bläck Fööss, so sind dort stets alle Generationen vertreten. Da sind viele, die mit den Musikern alt geworden, und viele, die mit den Liedern der Fööss groß geworden sind. Und manch einer hat seine ganz eigene Erinnerung oder sein ganz privates Erlebnis mit der Band oder einem der sieben Musiker.
Solche Erlebnisse der Kölner mit „ihren Bläck Fööss“ sollen nun Eingang in ein neues Jubiläumsbuch der Band finden, das im Verlag Berg & Feierabend publiziert, vom „Kölner Stadt-Anzeiger“ mitherausgegeben und wohl im März 2020 erscheinen wird. Das Buch ist gleichzeitig Katalog zur geplanten Ausstellung im Kölnischen Stadtmuseum, in der 50 Jahre Bandgeschichte dokumentiert und unterschiedliche Facetten des künstlerischen Schaffens der Band dargestellt werden.
Das Cover für das Jubiläumsbuch ist schon fertig, am Inhalt können sich Fans und „Stadt-Anzeiger“-Leser noch beteiligen. Daher rufen wir unsere Leser nochmals auf, uns ihre Bilder und Geschichten zu schicken. Schließlich soll das Buch nicht nur fünf Jahrzehnte Fööss dokumentieren, sondern es sollen auch die Kölnerinnen Kölner und – ebenso natürlich wie Menschen aus der Region – ausführlich zu Wort kommen und erzählen, was sie mit den Bläck Fööss verbindet und was sie mit der Band in den vergangenen 50 Jahren erlebt haben. Die Auswertung und eventuell notwendige Klärung von Rechten übernimmt der Verlag. Schicken Sie Ihre Bilder und Texte möglichst bis 1. Dezember per Post oder E-Mail an: Kölner Stadt-Anzeiger, Kennwort: Bläck Fööss, Amsterdamer Str. 192, 50735 Köln. (NR)