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Kölner Partyschiff„Wir holen die Junggesellen-Abschiede aus der Stadt raus”

Lesezeit 7 Minuten
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Rhein-Roxy-Betreiber Frank Engels

  1. Als Partylocations sind die Bootshäuser am Kölner Rheinufer heiß begehrt.
  2. Das Bootshaus Rhein-Roxy hat sich auf Junggesellenabschiede spezialisiert. Inhaber Frank Engels erklärt im Interview, warum er die Gruppen gerne aufnimmt, die sonst in der Stadt oft nicht gesehen sind.
  3. Ein Gespräch über badende Partygäste, Scheidungs-Feten, Karnevals-Prominenz auf seinem Schiff und die massiven Veränderungen im Kölner Nachtleben.

KölnHerr Engels, Partys auf Schiffen sind häufig lange im Voraus ausgebucht. Was reizt die Menschen daran, auf einem Schiff zu feiern?

Ein Event auf dem Wasser ist immer etwas Besonderes. Es ist wie bei Hochzeiten. Die Leute wollen am Wasser heiraten. Im Sommer ist die Atmosphäre einfach toll. Deshalb gibt es auch Beachclubs. Und weil es nur sieben oder acht Boote gibt, auf denen Partys überhaupt stattfinden, sind die schnell ausgebucht.

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Das Bootshaus am Rheinufer

Wie kam der Party-Schiff-Boom denn zustande?

Alles zum Thema Paveier

Schiffe waren schon immer angesagt, und wir haben uns sehr früh auf Partys auf dem Wasser eingeschossen. Vor fast 16 Jahren waren wir in Köln mit die ersten. Die KD hat ihr komplettes Fahrgastgeschäft inzwischen umgestellt auf Eventschiffe. Sie haben schöne, neue Boote gebaut, und dann haben sie auch erkannt, dass mit Events und Ü-30-Partys gutes Geld zu verdienen ist. Ich komme von der klassischen Ü-30-Party. Mein Publikum hat sich dann verändert, ist älter geworden oder geht nicht mehr so viel weg. Heute machen wir auf dem Boot Partys für die jungen Leute.

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Wie wirkt sich die Konkurrenz auf Ihr eigenes Geschäft aus?

Wir sind speziell aufgestellt, weil wir uns seit etwa fünf Jahren auf Junggesellenabschiede konzentrieren. Da sind wir gut vernetzt, und die Stadt Köln ist, glaube ich, auch froh, dass wir die Gruppen aus der Stadt rausholen. Wir machen das, was die anderen nicht möchten. Und das recht erfolgreich.

In der Tat wird bei anderen Schiffsgesellschaften der Dresscode streng eingefordert, aufwendige Outfits von Junggesellenabschieden, etwa Bauchläden oder ausgefallene Accessoires, werden nicht geduldet...

Bei uns können sie alle feiern. Die Junggesellenabschiede buchen sich über Agenturen ein, denn Laufkundschaft hatten wir hier sowieso noch nie. Wir bedienen also die Randgruppe, aber die ist hier komplett. Hier sind sie keine Außenseiter mit ihrem Junggesellenabschied, sondern gerade damit willkommen. Beginn ist um 8 Uhr, die jungen Leute haben dann schon vorgeglüht, und sobald die Türen aufgehen ist von jetzt auf gleich Party.

Wie empfinden Sie diesen nun seit Jahren anhaltenden Trend, den Junggesellenabschied so ausgiebig zu feiern?

Klar, wenn man in seiner Kneipe sein Publikum bedient und dann ein Junggesellenabschied dort auftaucht, kann der schnell störend sein. Wenn man aber weiß, was auf einen zukommt, kann man sich gut darauf einstellen. Ich muss aber sagen, dass das auch nicht mehr meine Party ist. Ich habe über 13 Jahre jedes Wochenende die Musik selber aufgelegt. Freitags und samstags bis morgens früh. Heute ist mein Sohn dabei, der die Geschäftsleitung am Wochenende übernommen hat. Ich bin aus dem Alter raus. Ich bin 55 Jahre alt und mache noch zweimal im Jahr meine Kult-Party, wo ich selber auflege. Diese JGA-Partys sind nicht der Ort, wo ich am liebsten bin. Früher kamen die Leute, weil sie mich kannten, heute kennen sie das Rhein-Roxy, weil sie die Party gebucht haben.

Ist denn schonmal jemand betrunken ins Wasser gefallen?

Es gab schon Leute, die meinten, sie müssten baden gehen. Sie finden es lustig, wir dagegen überhaupt nicht, weil wir wissen, wie gefährlich der Rhein ist. Bisher ist, toi toi toi, auch noch nichts passiert. Wir haben alle Alarmsirenen an, Security ist vor Ort, und es gibt Rettungsringe. Aber wenn jemand in den Rhein springt, hoffen wir, dass die Person über die Rampe wieder reinkommt.

Das Rhein-Roxy ist ein am Rheinufer stehendes, also kein fahrendes Boot. Was tun Sie, um es instandzuhalten?

Wir müssen permanent die Wasserstände im Auge behalten und Reparaturen durchführen. Die Ketten und die Steganlage müssen gewartet werden. Das Boot war vor Jahren auch auf der Werft, und dort wurde der Unterboden komplett neu geschweißt. Es gibt gewisse Revisionen vom Schifffahrtsamt, die wir einhalten müssen. Die sind allerdings nicht so streng wie für fahrende Schiffe. Diese brauchen einen Kapitän, eine Mannschaft, Matrosen und müssen jährlich in die Wartung, während wir nur alle paar Jahre dran sind. Das wäre ein deutlich höherer Aufwand und größerer Kostenapparat. Wir haben noch eine Konzession, die uns erlaubt, hier fest zu liegen. Wer heute ein neues Boot kaufen möchte, hat das Problem, dass man in Köln keine Liegeplätze mehr bekommt. Die Stadt möchte einfach nicht, dass etliche neue Bootshäuser entstehen. Wir haben einen Altbestand, und das ist die Besonderheit der Bootshäuser.

Das Rhein-Roxy war in seinen Anfängen ein beliebter Karnevalisten-Treff. Wie kam es dazu?

Bei der Eröffnung vor 16 Jahren hatte ich recht wenig Geld. Da haben wir erst mal die Paveier hergeholt, was für das Rhein-Roxy echt eine Nummer war. Damals haben sich die Karnevalisten nach ihren Auftritten sonntags hier getroffen und gefeiert. Die Bläck Fööss, die Paveier, die Räuber... Als Wolfgang Niedecken eine Goldene Schallplatte bekommen hat, hat er eine Aftershow-Party hier gefeiert. Das Rhein-Roxy war also zu Beginn in der Szene schon bekannt. Auch Tommy Engel hat hier gespielt. Zusammen mit Peter Maffay hat er für „Tabaluga“ die Pressekonferenz hier abgehalten. Wir haben tolle Sachen erlebt. Eins meiner persönlichen Highlights waren die Open-Air-Konzerte in den letzten Jahren mit Tommy Engel. Im kleinen, feinen Kreis. So einen wie Engel bucht man nicht einfach so, der muss schon Lust haben, hier aufzuschlagen. In den Anfangszeiten spielten auch Nino de Angelo und Jim Ferguson von Hot Chocolate hier. Echt gute Leute, wenn man bedenkt, dass wir so ein kleines Bötchen sind.

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Party auf der Terrasse des Bootshauses

Wieso machen Sie denn nicht häufiger Konzerte, wenn es solche Highlights sind?

In Köln sind die Leute übersättigt am Konzertangebot. Ich muss mit dem, was ich mache, nicht den Kölner abholen, sondern den von außerhalb. Wer aus der Eifel, aus der Mosel oder sonst woher kommt, ist froh, wenn er für Party nach Köln kommen kann. Da setzen wir an. Früher mit meinen Ü-30-Partys war ich einer der wenigen, heute gibt es die überall, auch in der Altstadt. Ich muss meinen Laden jede Woche voll bekommen.

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In diesem harten Geschäft fährt man also mit Junggesellenabschieden wirtschaftlich gut...

Natürlich, denn man kann nicht davon leben, wenn man einmal im Monat eine Ü-30- oder Ü-40-Party veranstaltet. Ist doch klar: Mein Sohn ist 24, der feiert jedes Wochenende, und ein 50-jähriger Bekannter von mir hat einmal im Monat Herrenabend. Seit dem Film „Hangover“ (US-Komödie von 2009, die von einem Junggesellenabschied in Las Vegas handelt, Anm. d. Redaktion) ist der Junggesellenabschied ein Thema. Alles, was aus Amerika kommt, gibt es hier irgendwann auch. Auch Scheidungspartys kommen aus Amerika. Und wir nennen unser Angebot „Junggesellenabschied und Scheidungsparty“, wir wissen also nicht genau, um welche Gruppe es sich genau handelt, wenn sie uns bucht. In Amerika ist es schon seit Jahren ein Trend, die eigene Trennung zu feiern. Man muss es auch so sehen: Eine gute Party lebt davon, dass es viele Singles gibt. Wenn man in einer intakten Beziehung ist, hat man auf Feiern ja eher nicht so Lust.

Wie hat sich das Ausgehverhalten verändert?

Die Clubbetreiber in ganz Deutschland haben inzwischen das Problem, dass sie ihre Läden freitags nicht mehr voll bekommen. Die Leute arbeiten teilweise samstags oder müssen freitags noch lange arbeiten. Früher musste man außerdem ausgehen, um jemanden kennenzulernen. Heute ist man in irgendwelchen Portalen unterwegs. Das hat der Gastronomie teilweise Abbruch getan. Als wir vor 16 Jahren angefangen haben, gab es gerade mal SMS.

Hat sich denn speziell am Kölner Nachtleben etwas verändert?

Unter der Woche läuft gar nichts mehr. Früher gab es zum Beispiel den Blue Monday, eine legendäre Party im Wartesaal. Jetzt ist Köln unter der Woche tot. Das ist alles weggefallen, dafür ist das Eventgeschäft enorm gekommen. Events boomen richtig. Und wir haben das Eventgeschäft aufs Boot geholt.

Was wäre, wenn plötzlich die Junggesellenabschiede stark zurückgehen würden?

Dann wird immer noch auf Schiffen gefeiert. So ein Boot ist einfach etwas Besonderes.