Immer wieder werden in Köln Bomben oder Munition aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Unsere Grafik zeigt, in welchen Stadtteile besonders oft Blindgänger entschärft werden müssen.
Blindgänger in KölnWie viele Bomben schlummern noch im Boden?
Neulich war es mal wieder so weit: In Köln wurde bei Bauarbeiten eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt, die umgehend entschärft werden musste. Die Evakuierungsmaßnahmen begannen, 3500 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen. Nach mehreren Stunden gab es dann am späten Abend die Entwarnung: Die Fünf-Zentner-Weltkriegsbombe in Köln-Porz konnte erfolgreich entschärft werden.
In Köln kommt es immer wieder vor, dass Bomben oder Munition aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt werden und unschädlich gemacht werden müssen – etwa 20 bis 30 Mal pro Jahr. Grund dafür ist die heftige Bombardierung im Zweiten Weltkrieg; keine andere Stadt ist so oft bombardiert worden wie Köln, insgesamt 262 Mal.
Viele Blindgänger liegen in Köln noch immer unentdeckt im Boden
Experten schätzen, dass mehr als fünf Millionen Bomben über Deutschland abgeworfen wurden, rund 1,5 Millionen davon gingen auf Köln nieder. Viele dieser Bomben sind aber nicht detoniert, sondern liegen immer noch unentdeckt im Boden, teilweise viele Meter tief. Wo genau, weiß allerdings niemand so genau. Meistens werden die sogenannten Kampfmittel zufällig entdeckt oder es finden Verdachtsbohrungen statt – zum Beispiel vor geplanten Bauarbeiten, wenn Untersuchungen zuvor gezeigt haben, dass dort Blindgänger liegen könnten. Dazu werden zum Beispiel Luftaufnahmen der Alliierten aus dem Zweiten Weltkrieg analysiert.
Alles zum Thema Bombenfund in Köln
- Bombenfund in Köln Herausfordernde Lage im Klinikum Leverkusen, Ruhe in Opladen
- Bombenfund in Köln-Merheim Aufwendigste Evakuierung seit Kriegsende – Hinter den Kulissen eines Ausnahme-Einsatzes
- A 59 und A 559 gesperrt Weltkriegsbombe in Köln-Eil am Dienstagabend entschärft
- Kein Blindgänger gefunden Fehlalarm bei vermuteter Bombe an der Mülheimer Brücke
- Bombenfund in Köln Weltkriegsbombe in Lindenthal entschärft
- Köln Bombenfund in Lindenthal – Mehr als 5.000 Menschen von Evakuierung betroffen
- 280 Haushalte evakuiert Weltkriegs-Bombe in Bad Honnef entschärft
Diese liegen beim Kampfmittelbeseitigungsdienst (KBD) in Düsseldorf und zeigen tausende Verdachtspunkte in ganz Köln. Die Alliierten überflogen nach den Bombennächten das Stadtgebiet und fotografierten die zerstören Veedel, anschließend verglichen sie die Bilder mit den tatsächlichen Abwurfplänen.
Auf dieser Basis wurde dann geschätzt, wie viele Bomben detoniert sind und wie viele nicht. Vor sämtlichen Bauarbeiten in Köln, vom Einfamilienhaus bis zum Bürokomplex, müssen Luftbilder ausgewertet und das Gelände auf eigene Kosten auf sogenannte „Kampfmittel“ abgesucht werden. Wenn dabei Munitionsteile entdeckt werden, übernimmt das Land NRW die Kosten für die Entschärfung, die Stadt Köln kommt für die Evakuierung auf.
Wie viele Bomben 77 Jahre nach Kriegsende noch im Erdreich liegen, lässt sich nicht genau sagen. Schätzungen zufolge könnte sogar jede zehnte Bombe als Blindgänger im Boden verblieben sein. Auf das Kölner Stadtgebiet heruntergebrochen wären das bis zu 150.000 nicht-explodierte Weltkriegsbomben.
Interaktive Grafik: Wo wurden in Köln überall Blindgänger gefunden?
Um zu zeigen, wie häufig Munitionsfunde in Köln sind, haben wir in der folgenden Grafik visualisiert, wo in den vergangenen acht Jahren auf Kölner Stadtgebiet überall Blindgänger gefunden wurden. Klicken Sie einfach auf den Play-Button unten links, um die Animation zu starten.
Zur Einordnung: Im vergangenen Jahr gab es nach Angaben der Stadt Köln insgesamt 81 Einsätze wegen Kampfmittelfunden. Zünder an den Munitionsteilen waren in 35 Fällen vorhanden, sodass das Gebiet um die Fundstelle für die Entschärfung evakuiert werden musste.
In der interaktiven Grafik ist gut zu erkennen, dass im gesamten Stadtgebiet auch heute noch Munitionsteile gefunden werden. Schließlich wurden im Zweiten Weltkrieg große Teile Kölns in Schutt und Asche gelegt. 65 Prozent des Stadtgebiets, schätzen Historiker, wurden zerstört, allein in der Altstadt 95 Prozent.
Ein Ende der Kampfmittelfunde in Köln ist vorerst nicht in Sicht — nicht nur wegen der schieren Menge an Bomben, die während des Zweiten Weltkriegs über Köln abgeworfen wurden. Durch die Digitalisierung sind die Luftbilder, mit denen potenzielle Blindgänger ausfindig gemacht werden, heute wesentlich genauer und können mehr Verdachtspunkte finden als noch direkt nach dem Krieg.