In der U-Bahn-Haltestelle Breslauer Platz ist ein neues Kunstwerk zu sehen, das von 26 geistig- und schwerstbehinderten Menschen gemeinsam mit der Künstlerin Marion Anna Simon gemalt wurde.
Breslauer PlatzEinweihung eines Kunstwerks in der Kölner U-Bahn
Auch andernorts als in den Deutzer Messehallen mit der Ausstellung „Art Cologne“ konnten Interessierte in der Stadt am Freitag Kunst erleben. An den hohen Wänden im Bahnsteig-Gewölbe der KVB-Haltestelle „Breslauer Platz“ ist das Werk „Dr. Dormagen“ der Kölner Künstlerin Marion Anna Simon installiert und im Rahmen einer Feierstunde mit Unterstützern, Förderern und Sponsoren am Nachmittag enthüllt worden.
Neben der Schöpferin selbst waren unter den Gästen Kölns Bürgermeister Ralph Elster, die Vorstandsvorsitzende der Kölner Verkehrs-Betriebe, Stefanie Haaks, und Nicola Dormagen, Mitglied des Kuratoriums der Stiftung „Dr. Dormagen-Guffanti“ und ihrerseits entfernte Verwandte des Titel gebenden Kölner Arztes, der von 1806 bis 1886 in der Stadt lebte und wirkte.
Dormagen spendete sein Vermögen der Stadt Köln
Ihm und seinem Vermächtnis zu Ehren ist das mehr als vier Meter hohe und 2,63 Meter breite Kunstwerk entstanden, ein Druck auf 90 Emaille-Platten, um es vor Schmutz, Witterung und Vandalismus an der Bahnstation zu schützen. „Dormagen hatte sein Vermögen sowie seine Sammlung mittelalterlicher Kunstwerke damals vollständig der Gemeinde Köln überlassen, dafür können wir ihm bis heute zu Dank verpflichtet“, sagte Elster in seinem Grußwort. „Allerdings mit der Auflage, eine Stiftung zu gründen sowie eine Heim- und Arbeitsstätte für Menschen mit körperlicher und geistiger Behinderung zu schaffen.“
So war es nach dem Tod des Mediziners in Longerich mit dem bis heute bestehenden „Städtischen Behindertenzentrum Dr. Dormagen-Guffanti“ geschehen, der Nicola Dormagen zufolge „einen damals noch gänzlich neuen Ansatz“ verfolgt habe: „Die Betrachtung von Kunst soll helfen, die Heilung der Kranken zu fördern“, lautete das Credo für die Arbeit des Doktor Dormagen. Diesem Ansatz entsprechend sah sich Simon, nachdem sie 2018 für das Künstler-Stipendium der Dormagen-Guffanti-Stiftung ausgewählt worden war, in der Pflicht, als sie eine Büste des Stiftungsgründers als Vorlage für das heutige Werk inspiriert hatte.
Kölner Künstlerin beteiligte körperlich oder geistig eingeschränkte Menschen
Die Kölnerin, die Ihr Schaffens-Thema selbst als „Portraits und die Suche nach Identität“ beschreibt, wollte einen „Gemeinschaftsgedanken in die Arbeit einbauen“ wie sie sagt. Sie entschied sich schnell, 26 teils schwer körperlich oder geistig behinderte Bewohnerinnen und Bewohner des Longericher Wohnzentrums in die Entstehung des Kunstwerks einzubinden. „Zunächst wusste ich nicht, wie das das kommunikativ genau funktionieren sollte, denn die Einbeziehung von Akteuren, die performative Malerei, kannte ich bis dahin mit dieser Menschengruppe nicht.“ Die Unsicherheit sei allerdings schnell dem schönen und kreativen Prozess gewichen, als alle Beteiligten eines der insgesamt 90 Platten, aus denen das Werk besteht, völlig frei und eigenständig gestalteten.
Das Ergebnis ist außergewöhnliche Kunst, die Stefanie Haaks zufolge „ab sofort jeden Tag hunderte Menschen auf dem Weg in die Bahnstation oder hinaus betrachten und sich bestenfalls davon inspirieren lassen“ können. Die KVB-Chefin resümiert: „Wie freuen uns sehr, dass alle Beteiligten erfolgreich dazu beigetragen haben, das Andenken an den Kölner Hubert Dormagen, der seine Praxis und seine Haus unweit des Breslauer Platzes hatte, hier an dieser Stelle sichtbar und erlebbar zu machen.“