Seit Jahresbeginn müssen Gastronomen wieder 19 Prozent Mehrwertsteuer auf Speisen abführen. Teurer geworden sind aber auch vielfach Getränke.
„Schallmauer durchbrochen“Vier-Euro-Marke bei Cappuccinos in vielen Kölner Cafés geknackt
Im April 2022 konnte man in der Stadt ein Aufstöhnen vernehmen. Die Bierbrauer hatten die Preise angehoben, an einigen Stellen kostete das Kölsch plötzlich zwei Euro und mehr. Till Riekenbrauk vom Vorstand der IG-Gastro-Vorstandsmitglied sagte damals, dass damit „eine Schallmauer durchbrochen“ sei. Nun lebt der Mensch bekanntlich nicht vom Kölsch allein, sondern trinkt – zumindest hierzulande – noch immer am allerliebsten Kaffee.
Nach Angaben des Deutschen Kaffeeverbandes sind es im Schnitt vier Tassen, die die Deutschen täglich leeren; nicht nur ihre Küchentassen, sie trinken auch gerne unterwegs und im Café. Nur werden sie da immer häufiger feststellen, dass ebenfalls eine Schallmauer durchbrochen ist: Anders als in seinem Heimatland Italien, wo der Cappuccino überwiegend für unter zwei Euro zu haben ist, berechnen die Gastronomen in Köln vielerorts für eine Tasse vier Euro und mehr. Dabei hatte sich an der Mehrwertsteuer für Getränke durch Corona gar nichts geändert, sie betrug die ganze Zeit 19 Prozent, trotzdem wurden auch da vielfach die Preise „angepasst“.
4,50 Euro zahlt man bei Brot & Butter, im Oscar und im Café de Paris
Im Funkhaus-Café am Wallrafplatz beispielsweise lag man im Mai vergangenen Jahres mit 3,90 Euro noch knapp unter dieser Grenze; nun bezahlt man dort 4,30 Euro. Im Brot & Butter bei Manufactum sind es sogar 4,50 Euro. Dasselbe gilt für das Oscar auf der Mittelstraße und das Café de Paris auf der Ehrenstraße.
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Aus Sicht von Georg Hempsch, dem Inhaber der Kaffee-Manufaktur auf der Dürener Straße, sind vor allem die stark gestiegenen Personalkosten ursächlich für die teilweise massiven Preiserhöhungen. „Die Auswirkungen der Mindestlohnerhöhung vor der Bundestagswahl spürt man noch immer.“ Ferner nehme der bürokratische Aufwand weiter zu. Außerdem sei der Preis für Rohkaffee auf einem historischen Hoch. Im Gegensatz zu 2022 seien im vergangenen Jahr im Haupt-Kaffeeland Brasilien zwar nicht mehr riesige Ernteausfälle zu beklagen gewesen, dafür schlagen allmählich auch die erhöhten Transportkosten zu Buche, weil ein Teil der Schiffe große Umwege nehmen müsse.
Grund für die Verteuerung: „Die extrem hohen Personalkosten“
Wer die Innenstadt stichprobenartig durchkämmt, wird feststellen, dass nicht etwa die hippe Barista-Bar, sondern die klassischen Cafés preislich zu den Spitzenreitern zählen. Bei Fromme beispielsweise muss man 4,20 Euro für das Kult-Kaffeegetränk berappen, im Café Eigel ebenfalls, bei Fassbender sind es vier Euro und im Café Riese an der Schildergasse sogar 4,80 Euro.
Woran liegt das? – Zum einen seien es die Mietpreise, die „in dieser Lage x-fach so hoch“ seien, betont Udo Zorn, der gemeinsam mit seiner Schwester Birgit Andersson das seit 1901 bestehende Café an der Schildergasse betreibt. Aber vor allem seien „die extrem hohen Personalkosten“ Grund für die Preisentwicklung. Er beschäftige im Café Riese 60 Mitarbeiter, darunter vier Meister; und natürlich gehe es nicht allein um die Warenproduktion, sondern sie bräuchten ja auch Bedienungen für die Gäste im Café.
In den Barista-Bars sind die Preise meist niedriger
Eigene Produkte, Servierbetrieb und Porzellantassen gibt es auch im Café Schmitz an der Breite Straße, wo man den Cappuccino allerdings noch für 3,60 Euro bekommt – genauso wie im Extrablatt an der Schildergasse, im Café Art (vormals Café Barista) am Heumarkt, im Galestro am Hauptbahnhof oder im Feynsinn am Rathenauplatz. Auch im Salon Schmitz an der Aachener Straße kostet der Cappuccino – nach Worten von Inhaber Dirk Mecky in bester Qualität und mit Biomilch – 3,60 Euro. Zehn Cent günstiger ist der Kaffee-Klassiker mit der geschäumten Milch momentan bei den Coffee Fellows (Antonsgasse), im Jlöcklich am Eigelstein oder bei Heilandt in Sülz. Bei Alfredo am Willy Millowitschplatz kostet er 3,40 Euro, bei Espresso Perfetto in der Kolumbastraße 3,30 Euro und im Hallmackenreuther am Brüsseler Platz 3,20 Euro), weil man dort nach Worten des Betriebsleiters „gut rechnet“.
Mit drei Euro für ein bemerkenswert gutes Produkt dürfte der Cappuccino bei der Coffee Gang (Hohenstaufenring) zu den günstigsten Angeboten gehören, gefolgt von Pauls Bistro in der Gertrudenstraße (3,10 Euro). Dafür zählen Starbucks am Neumarkt (4,40 Euro für den kleinen Cappuccino), das Café Ludwig im Museum (soeben um 30 Cent auf 4,20 Euro erhöht) sowie Sono an der Hohestraße (ebenfalls 4,20 Euro) zu den teureren Adressen. Im Café Kogi (Auf dem Berlich) zahlt man statt 3,50 neuerdings 3,80 Euro – genauso viel wie im Bastian nebenan oder im Diners am Neumarkt. Im Café des Schokoladenmuseums kostet der Cappuccino nach Auskunft von Klaus Schopen „noch“ 3,90 Euro, dort würden die Preise erfahrungsgemäß um Ostern herum erhöht.
Gastronomen haben die Mehrwertsteuer teilweise gesplittet
Auffallend ist, dass zum Anfang des Jahres durchaus nicht in allen Betrieben die Kaffee-Preise gestiegen sind. Leah Strube, Inhaberin vom Café Sehnsucht in Ehrenfeld, vermutet, dass etliche Gastronomen die von sieben auf 19 Prozent erhöhte Mehrwertsteuer bei Speisen gesplittet haben; um den Gast nicht durchs teure Essen zu vergraulen, so habe sie gehört, seien die zwölf Prozent vielfach zur Hälfte – also jeweils sechs Prozent – auf Speisen und Getränke verteilt worden. Sie selber habe den Cappuccino-Preis von 3,50 Euro bisher jedoch nicht geändert.
Im Gegensatz zu früher heben sich die Bäckerei-Ketten preislich kaum noch ab von der Barista-Bar mit Siebträgermaschine: Bei Merzenich am Neumarkt kostet der mittlere Cappuccino aus dem Automaten – egal, ob im To-go-Becher oder als Selbstabholer-Variante in der Porzellantasse – 3,95 Euro und liegt damit knapp unter der Vier-Euro-Marke. In Veedelsfilialen wie an der Sülzburgstraße sind es 20 Cent weniger. Bei Klein’s kostet die mittlere Größe indes nur drei Euro, und bei Heinemann 2,80 Euro (Einheitsgröße).
Schmitz & Nittenwilm hat mit Beginn des Jahres ebenfalls höhere Preise für den Indoor-Verzehr eingeführt, aber zusätzlich auch die Thekenpreise für Brot und Kuchen erhöht. Mit 3,20 Euro, egal ob drinnen oder unterwegs getrunken, ist der Preis für die mittlere Cappuccino-Größe zwar gleich geblieben, dafür haben sich die Kaltgetränke im Café teilweise um weit mehr als zwölf Prozent verteuert. Bei der Cola beispielsweise (2,25 Euro gegenüber 2,75 Euro drinnen) oder bei der Milch (1,50/2,00 Euro) beträgt der Unterschied fünfzig Cent. Es lohnt sich also, in den einzelnen Cafés genau hinzuschauen.