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Idee der GrünenDieser Kölner Bezirk soll zum Vorbild für E-Mobilität werden

Lesezeit 4 Minuten
Chroweiler E-Mobilität

In der Riphahnstraße in Seeberg findet sich eine der drei Ladesäulen des Bezirks, die bereits in Betrieb sind.

Köln-Chorweiler – Elektromobilität in all ihren Facetten hat spürbar Einzug in den Alltag gehalten: E-Bikes sind inzwischen ein vertrauter Anblick, die allgegenwärtigen E-Scooter sowieso, und auch immer mehr Pkw geben bei der Fahrt ein futuristisches Summen statt des vertrauten Motorengeräuschs von sich. Noch sind die Möglichkeiten zum Aufladen im öffentlichen Raum jedoch sehr übersichtlich, auch im Bezirk Chorweiler.

Zurzeit sind im Kölner Norden drei Ladesäulen mit jeweils zwei Ladepunkten im Betrieb: in der Riphahnstraße in Seeberg, der Martinusstraße in Esch und im Sandglöckchenweg in Volkhoven-Weiler.

Fraktion denkt an Einsatz von E-Bussen und E-Lastenrädern in Köln-Chorweiler

Die Fraktion der Grünen in der Bezirksvertretung Chorweiler würde gerne nicht nur einen spürbaren Ausbau des Angebots in ihrem Bezirk sehen, sondern diesen auch zu einem „Leuchtturmprojekt“ für Elektromobilität machen. In der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung hatte die Fraktion einen Antrag zur Diskussion gestellt, in dem sie die Verwaltung bat zu prüfen, wie Chorweiler zu einem „Modellbezirk“ für Elektromobilität gemacht werden könne. Darunter stellt sich die Fraktion nicht nur einen Ausbau der Infrastruktur an Ladesäulen und E-Tankstellen vor, sondern auch die Verwendung von E-Bussen auf den Buslinien des Bezirks sowie die Einrichtung von Leihstationen für E-Lastenräder.

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Chorweiler sei ein in vielen Bereichen ländlich geprägter Bezirk ohne Anbindung an das Stadtbahnnetz, weshalb viele Menschen hier vorrangig herkömmliche Pkw nutzten, um mobil zu sein, so der Fraktionsvorsitzende Wolfgang Kleinjans und seine Stellvertreterin Nicole Peschel in ihrer Begründung. „Viele Menschen wollen auf einen Elektroantrieb umsteigen und es werden noch mehr werden, angesichts der Preisentwicklung von Kraftstoffen“, war sich Kleinjans sicher.

Chorweiler hat zu wenige Ladesäulen

Da die Dichte an Ladesäulen jedoch noch nicht ausreiche, seien Umsteigewillige bisher auf Hybridmotoren angewiesen. Auch die eigenen, privaten Stromanschlüsse seien in einigen Bereichen des Bezirks keine Alternative, da die Fahrzeughalter nicht nah genug an ihr Haus oder ihre Wohnung herankämen, wie etwa in einigen Straßen der Rheindörfer oder im verkehrsberuhigten Bereich von Blumenberg.

Auch gebe es nur wenige große Einzelhandelsanbieter wie Discounter oder Möbelhäuser, deren Parkplätze für Lademöglichkeiten genutzt werden könnten. Das größte Potenzial „kurzfristig“ im Bezirk den Wandel hin zu einer schadstoffärmeren Mobilität einzuleiten, liege im Ausbau der E-Mobilität und damit der Lademöglichkeiten im Bezirk. In den Plänen der Verwaltung für den Ausbau der städtischen Ladeinfrastruktur findet sich das Konzept des „Modellbezirks“ bislang nicht wieder.

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Ursprünglich hatte der Rat 2016 ein Programm zum Bau von 200 Ladesäulen mit 400 Ladepunkten im Stadtgebiet beschlossen.

Auch wenn sich der Ausbau etwa durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie bis ins vergangene Jahr gezogen hatte, ließ der Rat im Juni 2021 den Beschluss über eine zweite Ausbaustufe folgen, nach der bis 2024 weitere 1000 Ladepunkte im öffentlichen Straßenraum entstehen sollen. Die geplanten Lademöglichkeiten sollen nach bestimmten Kriterien „bedarfsgerecht“ auf die Bezirke und Stadtteile verteilt werden, die im Standortkonzept für die Ladeinfrastruktur beschrieben wird.

Jeder Stadtteil soll zumindest eine Ladesäule erhalten, darüber hinaus ist etwa der Anteil und die Verteilung der Einwohner über 18 Jahre ausschlaggebend.

Nur 13 neue Ladestationen für Köln-Chorweiler

Auch die Einkommensverhältnisse, die Anzahl der bereits vorhandenen Elektrofahrzeuge und der Anteil von Personen mit akademischem Hintergrund fließen mit in die Betrachtung ein, ebenso wie die Parkplatzsituation, wobei der Anteil der Einfamilienhäuser mit eigenen Parkmöglichkeiten ins Gewicht fällt. Nach diesem Schlüssel sieht das Konzept der ursprünglichen 200 Ladesäulen vor, 13 Ladestationen im Bezirk Chorweiler zu installieren – die niedrigste Anzahl aller sechs Bezirke. Dafür sollen nun auch die meisten der übrigen Stadtteile im Norden in absehbarer Zeit eine Ladesäule erhalten: Standorte in Fühlingen, Heimersdorf, Pesch, Chorweiler, Blumenberg und Roggendorf/Thenhoven befinden sich laut Auskunft der Rheinenergie „in Umsetzung“, ein weiterer Standort für Worringen wird noch geprüft.

Die ausgewählten Standorte befinden sich überwiegend im Bereich öffentlicher Stellplätze, wie etwa am Schmiedthofsweg in Fühlingen oder am Haselnussweg in Heimersdorf. Einmal installiert, sollen die Ladesäulen über die Website des Ladenetzwerks „Tanke“ zu finden sein.

Der Antrag der Grünen wurde letztlich mit großer Mehrheit angenommen. Neben CDU, SPD, Grünen und FDP stimmte auch die Fraktion der Linken zu, auch wenn es Klaus Roth (Linke) lieber gewesen wäre, es wären andere Schlüsse aus den Mobilitätsproblemen des Bezirks gezogen worden, wie er erklärte: „Gerade wegen des schlechten Ausbauzustands des ÖPNV wäre es uns lieber, Modellbezirk für den ÖPNV zu sein.“