Im Bezirk ist die Kita-Versorgung stadtweit mit großem Abstand am schlechtesten. Die neu eröffnete Einrichtung bietet ein innovatives Konzept.
Platz für 70 KinderErstmals seit vielen Jahren gibt es eine neue Kita in Köln-Chorweiler
Es ist die größte Eingewöhnung, die Sonja de Günther in ihrer 25-jährigen Erfahrung als Erzieherin und Kita-Leiterin erlebt hat: 50 Kinder werden gleichzeitig in der neuen Kita „Quäker Pänz“ eingewöhnt. Doch nicht nur die Kinder starteten am 1. Februar, auch die Mitarbeitenden hatten ihren ersten Arbeitstag in der neuen Einrichtung. „Kinder und Mitarbeitende mussten also gleichzeitig eingewöhnt werden“, sagt de Günther.
Köln-Chorweiler: Neue Kita bietet Platz für 70 Kinder
Die ersten Wochen sind nun geschafft. Und den Stress der zurückliegenden Wochen und Monate lässt die 57-Jährige sich nicht anmerken. Die von der GAG erbaute Kita des Quäker Nachbarschaftsheims in Volkhoven/Weiler bietet Platz für 70 Kinder im Alter von einem bis vier Jahren. Das Quäker Nachbarschaftsheim ist ein freier Träger der Jugendhilfe. Es betreibt unter anderem ein Bürgerzentrum und eine weitere Kita in der Innenstadt.
Der Bedarf nach Betreuungsplätzen ist enorm: „Wir konnten uns vor Anmeldungen kaum retten und haben die Gruppen schnell voll bekommen“, sagt de Günther, die auch seit vielen Jahren die Kita in der Innenstadt leitet. Erstmals seit 2016 ist im Stadtbezirk Chorweiler eine neue Kindertagesstätte eröffnet worden.
Köln: Mangel an Kita-Plätzen ist in Chorweiler stadtweit am größten
Chorweiler ist seit Jahren klares Schlusslicht bei der Kölner Kinderbetreuung: Mit einer Quote von 31 Prozent gibt es für nicht einmal jedes dritte Kind unter drei Jahren einen Betreuungsplatz. Bei den Drei- bis Sechsjährigen liegt die Versorgungsquote wie im Vorjahr bei 80 Prozent. Heißt: Jedes fünfte Kind dieser Altersgruppe steht in Chorweiler ohne Betreuungsplatz da.
Ursprünglich sollte die Kita bereits im November 2023 eröffnet werden. Betreuungsverträge mit den Eltern und Arbeitsverträge mit dem Personal waren geschlossen. „Es mussten viele kölsche Lösungen gefunden werden“, sagt Bernd Naumann, Geschäftsführer des Quäker Nachbarschaftsheims. „Trotz Fachkräftemangels ist es unserer Leiterin gelungen, ein vielfältiges Team zusammenzustellen.“
Wie auch in der Innenstadt-Kita werden in der neuen Einrichtung mehrere männliche Erzieher arbeiten. „Wir legen großen Wert darauf, dass Kinder eine Geschlechtervielfalt im Alltag erleben“, sagt Naumann. Doch gerade männliche Pädagogen sind auf dem ohnehin leergefischten Markt hart umkämpft. Aber: „Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, bekommt man die Fachkräfte.“ Dazu gehörten eine bestimmte Personalausstattung und eine Bezahlung „mindestens nach Tarif“.
Obwohl das Quäker Nachbarschaftsheim als freier Träger nicht tarifgebunden ist, bezahle man nach Tarif – auch nach den zuletzt durchgesetzten Erhöhungen. Personal über Zeitarbeitsfirmen zu engagieren lehnt der Geschäftsführer vehement ab: „In einer Kita leisten wir Beziehungsarbeit und die erfordert Kontinuität.“
„Für unsere Mitarbeitenden war es ein Anreiz, eine Einrichtung und deren Konzept von Anfang an mitzugestalten. Konzept und Team müssen nun zusammenwachsen“, sagt de Günther. Sie hat sowohl das naturnahe Außengelände als auch die Inneneinrichtung konzipiert. Die Räume der Kita sind hell und modern eingerichtet.
Möbel, Spielsachen und Kletterelemente in den Gruppenräumen bestehen größtenteils aus Holz. Stühle und Tische sind nicht nur höhenverstellbar, sondern stapel- und rollbar und können zu Spiel- und Turngeräten umfunktioniert werden. „In den meisten Kitas stehen zu viele Tische und Stühle. Wir können innerhalb von fünf Minuten einen Raum umgestalten oder leerräumen.“
In den kommenden Monaten werden weitere Kinder und Mitarbeitende dazukommen. „Wir betreuen Kinder verschiedenster Nationalitäten. Einige Familien wohnen in Einfamilienhäusern, die es im Stadtbezirk auch gibt, andere kommen aus den Chorweiler Hochhäusern“, sagt de Günther. Das Essen werde täglich frisch gekocht, auf dem Außengelände soll in Hochbeeten Gemüse angepflanzt werden. „Wir wollen mit den Kindern viel draußen sein, zum Beispiel im nahegelegenen Wald.“ Die gewünschte Naturnähe spiegelt sich auch in den Namen der Gruppen wider: Sie heißen Vogelnest, Korallenriff, Bienenstock und Fuchsbau.