Köln – Bei Timm Wedewardt, Kinderarzt mit Praxis an der Luxemburger Straße, gingen die ersten Anfragen für Corona-Impfungen von Kindern ab fünf Jahren schon im Herbst ein. Der 53-Jährige hat mit dem Impfen nicht auf die erste Auslieferung von Einzeldosen für Kinder ab fünf Jahren am 13. Dezember gewartet – in seiner Praxis werden Fünf- bis Elfjährige geimpft, seit die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) den Impfstoff für diese Altersgruppe am 1. Dezember freigegeben hat.
„Die Nachfrage ist seit dem Ausbruch der vierten Welle der Pandemie sehr hoch“, sagt Wedewardt. „Bei den Eltern unserer jüngeren Kinder würde ich die grundsätzliche Impfbereitschaft auf mindestens 60 bis 70 Prozent schätzen.“
Stiko empfiehlt Impfung bisher nur vorerkrankten Kindern
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt bislang für vorerkrankte Kinder zwischen fünf und elf Jahren und solche, deren enge Angehörige sich nicht impfen lassen können oder die ein hohes Risiko auf einen schweren Krankheitsverlauf haben, sich impfen zu lassen.
Auch Jörg Dötsch, Direktor der Kinderklinik an der Kölner Uniklinik, rät unsicheren Eltern, auf die Empfehlung der Stiko zu warten. Es sei indes ebenso legitim, Fünf- bis Elfjährige bereits impfen zu lassen – die EMA-Zulassung bedeute, dass der Impfstoff für diese Altersgruppe sicher ist, sagte Dötsch dieser Zeitung jüngst.
Omikron-Variante betrifft nach ersten Erkenntnissen mehr Kinder
Wenn Virologen wie der Berliner Charité-Direktor Christian Drosten durchaus schon jetzt zu einer Impfung von Fünf- Bis Elfjährigen raten, „dann tut er das, weil er die aktuellen Entwicklungen berücksichtigt, während RKI und Stiko sich für ihre Empfehlungen immer auf bislang gesammelte und ausgewertete Daten beziehen“, sagt Timm Wedewardt.
Ersten Erkenntnissen aus Südafrika zufolge betrifft die Omikron-Variante des Coronavirus deutlich mehr Kinder, die nach einer Infektion auch im Krankenhaus behandelt werden müssen – „tendenziell wird uns wahrscheinlich eine ähnliche Entwicklung erwarten“, glaubt Wedewardt. „Wir wissen seit Beginn der Pandemie nie ganz genau, was kommt. Ausgehend von dem, was wir aber wissen, macht es aus meiner Sicht Sinn, Kinder auch jetzt schon zu immunisieren.“
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Viele Kölner Kinderärztinnen und Kinderärzte warten mit dem Impfen von Fünf- bis Elfjährigen, bis die Stiko diese auch empfiehlt. In der Sülzer Praxis an der Luxemburger Straße sind bereits 50 Kinder zwischen fünf und elf Jahren geimpft worden, diese Woche werden rund 60 weitere dazu kommen – „wenn wir genug Impfdosen hätten, könnten wir mindestens doppelt so viele Kinder impfen“, sagt Timm Wedewardt.
Von Freitag 17., bis Montag, 20. Dezember, will die Stadt Köln bei mobilen Impfaktionen in der Lanxess-Arena sowie im Gesundheitsamt am Neumarkt insgesamt 4000 Impfungen für Kinder anbieten. Ein eigens dafür eingerichtetes Buchungssystem soll vermutlich noch diesen Dienstag zur Verfügung stehen. Zahlreiche Kommunen in der Region bieten Impfstellen für Kinder an. Erste Anlaufstelle für Kinderimpfungen sollen aber die Kinderärztinnen und Kinderärzte bleiben.