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Schnelltests in Köln„Es ist alles mit heißer Nadel gestrickt“

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Corona Schnelltest

Corona-Schnelltests

Köln – Es läuft nicht rund bei der Corona-Strategie von Bund und Ländern, wie sich nun wieder beim Thema Schnelltests zeigt.

Eigentlich hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zwei kostenlose Tests für Bürger für den 1. März angekündigt, die Bundeskanzlerin hatte dies wieder kassiert. Jetzt also der zweite Anlauf, der wieder viele Fragen offen lässt.

Landesverordnung am Montagmorgen veröffentlicht

Hausarztpraxen, Apotheken und Testzentren sollen jeden Deutschen mindestens einmal pro Woche testen. Die entsprechende Bundesverordnung wurde am Sonntag gegen 17 Uhr fertig, die Landesverfügung kam sogar erst am Montagmorgen.

„Es ist alles mit heißer Nadel gestrickt“, kritisiert der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung in Köln, Jürgen Zastrow. Auch bei der Stadt herrscht Unklarheit. Es fehlten „sämtliche Informationen seitens Bund und Land zu Prozedere, Organisation, Finanzierung et cetera“, teilte eine Sprecherin mit.

Verwirrung um kostenlose Tests sorgt für wenige Anfragen

Das führt zu Verunsicherungen bei allen Beteiligten: Hausärztinnen und -ärzten, Mitarbeitenden in Apotheken und der Kommune. Am Montag gibt es Ärztinnen und Ärzte sowie Apotheken, die Schnelltests durchführen, andere blocken erst einmal ab. Und auch die Nachfrage der Kölnerinnen und Kölner ist offenbar überschaubar.

Während Selbsttests, die jeder in Supermärkten und Drogerien kaufen und ohne Unterstützung nutzen kann, bereits am Samstag schnell ausverkauft waren, ist die Lage bei den Ärztinnen und Ärzten am Montag eher entspannt. Zastrow hatte bis Montagmittag gerade einmal zwei Anfragen.

Offen seien vor allem die Frage, wer die Kosten trägt, sagte Oliver Funken, Vorsitzender des Hausärzteverbands Nordrhein. In seiner eigenen Praxis werden daher derzeit noch keine Tests angeboten. Der Aufwand sei hoch, die Finanzierung eher bescheiden. Funken rechnet aber damit, dass gegen Wochenende die Bürgerinnen und Bürger vermehrt die Tests nachfragen werden. „Die Praxen werden damit überfordert sein.“

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Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte am Freitag noch für die Tests geworben: „Wichtig ist mir, dass die Öffnungen, die jetzt in Aussicht gestellt werden, auch abgesichert werden. Deswegen ist es ganz wichtig, dass es zu einer flächendeckenden Verfügbarkeit von Schnell- und Selbsttests kommt.“ Ein Test pro Woche sei aber zu wenig. „Damit können wir die geplanten Öffnungen nicht so absichern, dass wir wissen, dass wir aufgrund steigender Zahlen nicht wieder in einen Lockdown müssen.“

Auch der Leiter des Gesundheitsamts, Johannes Nießen, wünscht sich mehr Klarheit bei der Teststrategie: „Wir warten noch auf die Ansage des Landes, wie viele Tests wir bekommen.“ Die Berechnung der Bundesregierung gehe von zwei bis 2,5 Prozent der Einwohnerzahl aus. „Wenn man das für Köln runterrechnet, wären es 20.000 Testungen am Tag, die durchgeführt werden können. Das ist noch nicht ganz das, was wir momentan leisten und liefern können.“

18 Euro pro Test – Frankreich zahlt 35 Euro

Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein, rechnet damit, dass seine Kolleginnen und Kollegen die Hauptlast der Tests stemmen müssen. Es gebe jetzt schon viele Anfragen, sagte Preis, dessen Kölner Apotheke selbst schon testet.

Der Aufwand sei aber hoch, weil die Tests in separaten Räumen durchgeführt werden müssten. Dies könnten kleine Zelte in der Nähe der Einrichtung sein oder auch angemietete Räume. Wirtschaftlich sei das aber nicht. Derzeit sollen Apotheken 18 Euro pro Test erhalten. „Es müssten aber 35 Euro wie in Frankreich sein.“ Preis forderte auch, dass die Mitarbeitenden schneller gegen Corona geimpft werden. „Ebenso wie Pflegekräfte und Ärzte sind Mitarbeitende in den Apotheken besonders infektionsgefährdet. Vor allem dann, wenn wir Corona-Schnelltests durchführen.“

Kritik von IG Gastro

Die Interessengemeinschaft Gastro übt Kritik an der Stadt. Dass die Kommune nicht 20.000 Tests am Tag organisieren könne, sei für Einzelhandel, die Gastronomie und sämtliche Kulturbetriebe „desaströs“. In Eigenregie könne man ein Testzentrum binnen zweier Wochen auf die Beine stellen, in dem 150.000 Tests pro Tag angeboten werden können. „Wir kritisieren es aufs Schärfste, dass diese Hilfestellung von der Stadt Köln bislang abgelehnt wird, wo längst klar ist, dass die Teststrategie neben Impfungen der wichtigste Baustein zur Beendigung dieser Pandemie ist.“