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500 Corona-Infektionen in HeimenKölner Pflegehäuser kämpfen gegen die Todesfälle

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Die Infektionszahlen in Pflegeeinrichtungen steigen stetig an.

  1. Etwas weniger als die Hälfte aller Corona-Toten in Köln sind Senioren. Ein Überblick über die Lage in den Kölner Pflegenheimen.

Köln – Das Robert-Koch-Institut ist weiter in Sorge um die Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen. Die Präventionsmaßnahmen für die Heime seien offenbar „weniger erfolgreich“, sagte RKI-Chef Lothar Wieler jüngst mit Blick auf die steigenden Infektionszahlen und Ausbrüche in Senioreneinrichtungen. Wie ist die Situation in Köln? Und was könnte getan werden, um das Risiko für Heimbewohner zu senken, ohne wie im Frühjahr Besuchsverbote zu erlassen? Ein Überblick.

Ausbrüche in Kölner Heimen

In Köln gab es am vergangenen Freitag 500 Covid-19-Fälle in 74 Altersheimen, 239 Bewohner und 261 Mitarbeiter sind betroffen, Tendenz: deutlich steigend. In 45 Heimen gab es mehrere Fälle, in einigen Ausbrüche des Virus‘ – allerdings nicht so starke wie im Frühjahr im Maternus Seniorenzentrum in Rodenkirchen, wo 28 Bewohner nach einer Corona-Infektion starben. Von mehr als 1000 Bewohnerinnen und Bewohnern sind bei den Sozialbetrieben Köln aktuell elf Menschen positiv auf das Virus getestet, zwei von ihnen liegen mit schweren Verläufen im Krankenhaus. Dazu kommen einige Infektionen von Mitarbeitenden.

Härter trifft es die Einrichtungen der Kölner Arbeiterwohlfahrt (Awo). „In Ehrenfeld haben wir gerade einen schwereren Ausbruch mit 15 betroffenen Bewohnern und 19 Mitarbeitern hinter uns“, sagt Einrichtungsleiterin Elisabeth Römisch. „In der Südstadt ist es erst losgegangen: Aktuell sind sieben Mitarbeiter und vier Bewohner positiv getestet, wir warten auf weitere Testergebnisse.“ Römisch betont, dass „eine Covid-Infektion kein Todesurteil für einen alten Menschen ist. Wir hatten eine Mitarbeiterin, die bis heute mit den Folgen zu kämpfen hat, aber auch 92-Jährige, die keine Symptome hatten.“

Über 100 Heimbewohner starben nach Corona-Infektion

Laut RKI stirbt jeder fünfte Heimbewohner, der sich mit dem Coronavirus infiziert hat. 107 verstorbene Heimbewohner gehen aktuell in die Kölner Statistik ein – von insgesamt 242 Todesfällen nach einer Covid-19-Infektion. Von den acht Pflegeeinrichtungen der Caritas seien sieben coronafrei, sagt Detlef Silvers, Leiter der Bereiche Alter und Pflege. „An einem Standort sind aktuell mehr als zehn Bewohner infiziert.“

Das Clarenbachwerk, das in Köln sechs Heime mit stationärer Pflege verantwortet, meldet wie die Diakonie Michaelshoven, die über vier stationäre Einrichtungen verfügt, einzelne Virus-Fälle. „Während wir im Frühjahr im Heinrich-Püschel-Haus einen schweren Ausbruch mit 30 infizierten Bewohnern und 20 Mitarbeitern hatten, gelingt es jetzt besser, die Fälle einzugrenzen“, sagt Clarenbachwerk-Geschäftsführer Hans-Peter Nebelin. „Ich hätte mir für die Alten- und Pflegeheime eine größere Einheitlichkeit bei den Vorschriften gewünscht, zum Beispiel was das Tragen von Masken betrifft.“

15.000 unzertifizierte Masken

Die Bundesregierung hat beschlossen, Risikogruppen gratis mit FFP2-Masken zu versorgen – angekommen ist dieser Beschluss in den Heimen noch nicht. „Wir haben gerade eine Lieferung vom Bund samt eines Schreibens des Gesundheitsministers erhalten“, sagt Hans-Peter Nebelin. „Leider sind diese rund 15.000 Masken nicht zertifiziert – und daher für den Einsatz ungeeignet.“ In den Einrichtungen des Clarenbachwerks würden FFP2-Masken für die Mitarbeitenden „dringend empfohlen“, vorgeschrieben seien sie nur für die Versorgung von Covid-19-Patienten, so Nebelin.

In den Einrichtungen der Awo trügen seit September alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter FFP2-Masken, seit den Ausbrüchen würden auch an Besucher die Masken mit hohem Sicherheitsstandard verteilt, sagt Elisabeth Römisch. „Was beim Besuch auf den Zimmern passiert, können wir nicht kontrollieren.“ Die Angestellten der Caritas können mit normalem Mund-Nase-Schutz arbeiten, so handhabt es auch die Diakonie Michaelshoven – „je nach Infektionslage wird umgestellt auf FFP2-Masken“, sagt Christian Potthoff, Geschäftsführer des Bereichs Altenhilfe der Diakonie Michaelshoven.

„Bei uns müssen alle Mitarbeitenden FFP2-Masken tragen, auch die Hauswirtschaftler“, sagt dagegen Gabriele Patzke, Geschäftsführerin der Sozialbetriebe. „Auch wenn es schwer ist, diese Masken den ganzen Tag zu tragen, senkt es das Infektionsrisiko.“

Die Sache mit den Tests

Bei den Sozialbetrieben in Riehl gibt es seit drei Wochen ein Testzentrum, in dem die für Pflegeheime verpflichtenden Antigen-Schnelltests für Besucher durchgeführt werden. „Von rund 1000 Tests dort waren bislang 20 positiv“, sagt Patzke. „Mit einer Sicherheit von rund 95 Prozent helfen die Tests, vermutlich positive Besucher auszusortieren, die dann den sichereren PCR-Test machen müssen. Es bedeutet aber auch sehr viel Aufwand für uns, die Tests zu organisieren.“

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Bei der Awo, der Caritas und den Einrichtungen des Clarenbachwerks steht die Einführung der Schnelltests für Besucher kurz bevor. „Es gab große Lieferengpässe“, sagt Detlef Silvers von der Caritas. „Wir haben 10.000 Tests bestellt, sie sollten aber mitunter 15 bis 20 Euro pro Test kosten – erstattet bekommen wir aber nur sieben Euro.“ Während der Start der Schnelltests stotternd verläuft, werden die Mitarbeitenden von Heimen schon lange turnusgemäß alle 14 Tage getestet. Diese Tests organisiert das Gesundheitsamt.

Träger wie das Clarenbachwerk bieten Angestellten eine wöchentliche Testung an, auch Bewohner, die viel raus gehen, werden dort wöchentlich getestet, die anderen Heimbewohner einmal pro Monat. „Allerdings gibt es unter den demenziell veränderten Bewohnern nicht wenige, die Tests ablehnen“, sagt Hans-Peter Nebelin. Einige Träger wie die Sozialbetriebe erhöhen vor Weihnachten die Testfrequenz: Dort werden alle Besucher und Bewohner sechs Tage vor Weihnachten getestet, um „das Risiko für die Feiertage zu minimieren“, sagt Gabriele Patzke.

Hoffnung auf den Impfstoff

Anders als während des ersten Lockdowns im Frühjahr sind die meisten Heime für Besuch geöffnet – bei Ausbrüchen des Virus‘ gibt es vereinzelt Besuchsverbote. Zwei Besuche mit jeweils ein oder zwei Personen sind pro Tag erlaubt – jedes Heim hat ein individuelles Besucherkonzept, in dem neben den Hygienebestimmungen auch die Zeiten geregelt sind. Die Heime messen an den Eingängen Fieber, spätestens in zwei Wochen werden wohl überall in Köln Schnelltests durchgeführt. „Während des ersten Lockdowns gab es auch Bewohner, die an Vereinsamung gestorben sind“, sagt Hans-Peter Nebelin. „Trotzdem bleibt die Besuchsregelung je nach Infektionsgeschehen eine Abwägungssache.“

Noch haben die Betreiber der Alten- und Pflegeheime keine Nachricht erhalten, ab wann in den Einrichtungen geimpft wird. „Wir hoffen aber, dass es Mitte Januar losgehen könnte“, sagt Gabriele Patzke. „Die Hoffnung, dass wir mit den Impfungen eine Perspektive auf mehr Geselligkeit und Normalität gewinnen, trägt uns in diesen Wochen. Wie groß die Anspannung und auch die Erschöpfung in den Heimen ist, kann man sich als Außenstehender kaum vorstellen.“

So ist die Corona-Situationen in den Pflegeheimen der Region

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Die Infektionszahlen in Pflegeeinrichtungen steigen stetig an.

Nicht nur in Köln, auch im Umland ist die Lage in den Heimen angespannt. Ein Überblick:

Rhein-Sieg-Kreis

Im Rhein-Sieg-Kreis steigt die Zahl der Infizierten in den Pflege-, Betreuungs- und Senioreneinrichtungen sowie Kliniken kontinuierlich. Waren es Anfang November noch etwa 30 Prozent der aktuellen Fälle, so stieg der Anteil am vergangenen Freitag auf rund 41 Prozent. In 38 Einrichtungen waren 439 Menschen erkrankt. Mitte November hatte es vor allem zwei Seniorenheime in Siegburg und Eitorf getroffen, wo sich einmal 46 und einmal 39 Personen – Bewohner und Pflegekräfte – infiziert hatten.

Rhein-Erft-Kreis

Einen der größten Corona-Ausbrüche gab es Ende Oktober im St. Elisabeth-Heim in Frechen-Königsdorf. 36 Bewohner und 34 Mitarbeiter sowie 18 Ordensschwestern waren infiziert. Bedburg wurde Anfang Dezember zum Corona-Hotspot. Ausbrüche in zwei Seniorenheimen hatten die Infektionszahlen in die Höhe getrieben. Der Inzidenzwert stieg innerhalb kürzester Zeit auf 367,7. Nach Angaben des Kreisgesundheitsamtes hatten sich in den beiden Heimen 35 Bewohner und 14 Mitarbeiter mit dem Virus infiziert. Kreisweit waren Anfang Dezember 108 Senioren in 26 von insgesamt 45 Heimen erkrankt.

Rheinisch-Bergischer Kreis

Im Leichlinger Seniorendorf Pilgerheim Weltersbach sind unter den 500 Bewohnern und 300 Mitarbeitenden 45 bestätigte Infektionen aufgetreten. Mit dem Coronavirus infiziert haben sich bisher 36 überwiegend pflegebedürftige und demente Seniorinnen und Senioren sowie neun Personen aus dem Personal. Im Alten- und Pflegeheim Malteserstift in Overath-Marialinden werden aufgrund erhöhter Infektionszahlen vier Bundeswehrsoldaten zur Unterstützung eingesetzt.

Oberbergischer Kreis

Das evangelische Seniorenzentrum in Gummersbach hat inzwischen zehn Todesfälle unter den Bewohnern im Zusammenhang mit Covid-19-Infektionen zu beklagen. Neben den Senioren sind auch einige Mitarbeiter an Corona erkrankt. Insgesamt gab es im Oberbergischen seit dem Ausbruch der Pandemie 53 Todesfälle.

Kreis Euskirchen

In der vergangenen Woche wurden in einer Senioreneinrichtung in Weilerswist mehrere Bewohner positiv getestet und in einem Wohnbereich isoliert. Auch in einer Pflegeeinrichtung in Bad Münstereifel kam es zu einem Corona-Ausbruch, wodurch die Zahl der Neuinfektionen in der Kurstadt stark stieg. (red)