Köln – Die Inzidenz in Köln lag an zwei Tagen hintereinander unter 100, das ist eine gute Nachricht. Allerdings stieg sie am Samstag dann wieder leicht über diese Marke. Insgesamt lässt sich von einer Stagnation sprechen. Mit dem Samstagswert ist eine baldige Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen erneut weiter nach hinten gerückt, frühestens am 31. Mai könnte dies erfolgen. Denn ist die Inzidenz an fünf aufeinander folgenden Werktagen unter 100, tritt die Bundesnotbremse zwei Tage später außer Kraft.
Andere Großstädte sind da schon einen ordentlichen Schritt weiter. Ihr Ziel ist es nicht mehr, unter 100 zu bleiben, sondern nun unter 50 zu kommen. Außengastronomien haben bereits wieder geöffnet und eine nächtliche Ausgangssperre gibt es nicht mehr. Aber warum ist das Infektionsgeschehen in verschiedenen Großstädten so unterschiedlich? Und warum scheint Köln hierbei das Schlusslicht zu sein? Eine Übersicht.
Wie ist die Situation in anderen Großstädten?
In München, Hamburg, Berlin und Düsseldorf liegt der Inzidenzwert deutlich unter 100. Somit greift dort die Bundesnotbremse nicht mehr, die Städte müssen sich dafür an die vom jeweiligen Bundesland vorgegebenen Regelungen halten. Aktuell hat Hamburg mit 39,7 den niedrigsten Inzidenzwert im Großstadt-Vergleich. Danach folgt München mit einem Wert von 51,5. Etwas höher, aber dennoch ebenfalls deutlich unter dem Wert von Köln liegen Berlin mit 60,4 und Düsseldorf mit 63,5.
Wieso ist die Inzidenz in Köln weiterhin deutlich höher als in anderen Großstädten?
Eine genaue Erklärung gibt es dafür nicht. Die Inzidenz kann beispielsweise aufgrund der Anzahl durchgeführter Testungen variieren: Wenn sich mehr Leute testen lassen, ist die Wahrscheinlichkeit höher, mehr infizierte Personen zu entdecken. Selbst jene, die einen asymptomatischen Verlauf haben und zunächst nicht wissen, dass sie sich überhaupt angesteckt haben. Zudem kann etwa ein einziges Ereignis, bei dem sich gleich mehrere Personen infizieren und daher positiv getestet werden, dazu führen, dass die Inzidenz sprunghaft ansteigt.
Einzelne Ausbrüche oder Hotspots habe es in Köln zuletzt aber nicht gegeben, so ein Sprecher der Stadt. „Mögliche Gründe für eine höhere Inzidenz in Köln sind Alter und Mobilität der Stadtbevölkerung“, sagt er weiter. In der Stadt seien die Bewohnerinnen und Bewohner zwei bis drei Jahre jünger als im Bundesdurchschnitt. Zudem herrsche ein erhöhtes Pendleraufkommen und es bestehe eine räumliche Nähe zu Hochinzidenzländern wie Belgien und den Niederlanden.
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Eine Studie des Robert-Koch-Instituts legt außerdem nahe, dass soziökonomisch benachteiligte Menschen ein höheres Risiko haben könnten, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. Das scheint nicht verwunderlich zu sein, schließlich haben Menschen in reicheren Wohngegenden eher die Möglichkeit, sich zu isolieren. Sei es, weil sie größere Wohnungen mit Balkon oder Garten haben, oder weil sie im Homeoffice arbeiten können. In ärmeren Wohnvierteln kommt es hingegen häufiger vor, dass sich mehrere Personen eine vergleichsweise kleine Wohnung teilen müssen und sie öfter auf Busse und Bahnen angewiesen sind, weil sie eben nicht im Homeoffice arbeiten können. Allein durch diese Faktoren steigt das Infektionsrisiko. Doch ob dieser mögliche Zusammenhang tatsächlich existiert, wurde bisher noch nicht ausreichend erforscht. Zumal Berlin im Vergleich zu den oben genannten Großstädten in Bezug auf die Arbeitslosenquote mit 10,5 Prozent Spitzenreiter ist – dahinter folgt Köln mit 9,6 Prozent.
Welche Rolle spielen die Corona-Schutzmaßnahmen?
Das ist mit Blick auf die unterschiedliche Infektionslast in den Großstädten eher unklar. Lockerungen und Verschärfungen sind aktuell abhängig von den Inzidenzwerten 35, 50 und 100. Mit Blick auf NRW waren die Regeln in Köln bis zuletzt sogar schärfer als in Düsseldorf. Etwa bei der Ausgangssperre, die in Köln eine Stunde früher begonnen hat als durch die Bundesnotbremse vorgegeben. Es kann also keine genau Aussage darüber getroffen werden, warum die Inzidenz in Düsseldorf dennoch so viel niedriger als in Köln ist.